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Wie Ankorstore das Gleichgewicht im Handel wieder herstellen will
Der Einzelhandel ist tot, es lebe der Einzelhandel! Gibt es eine Chance, sich gegen die immer größer werdenden E-Commerce Giganten im Internet durchzusetzen? Wenn ein Unternehmen, das unabhängige Einzelhändler zum Erfolg führen will, innerhalb von zwei Jahren auf eine Milliardenbewertung kommt, dann scheint immerhin im Einzelhandel noch viel möglich zu sein. Ende vergangenen Jahres, als der stationäre Handel wegen Corona europaweit am Boden lag, wurde das französische Startup Ankorstore mit 1,75 Milliarden Euro bewertet – ganze 24 Monate nach Unternehmensstart, dies kennt man nur aus den USA. Die Mission von Ankorstore: Unabhängige Einzelhändler sollen durch moderne Technologie, Tools und Beratung gestärkt werden, um ihnen nachhaltiges und schnelles Wachstum ermöglichen. Und mit der Kampagne „Rewild Retail“ will das erfolgreiche Unternehmen den Einzelhandel in die Innenstädte zurückholen.
Welche Gründe sehen Investoren, dass Ankorstore in dem heftig umkämpften B2B-Commerce Dinge besser machen kann als Wettbewerber? Immerhin überwiesen sie dem Pariser Portal vor wenigen Monaten in der jüngsten Finanzierungsrunde rund 280 Millionen Euro. Mit dem frischen Kapital soll vor allem in die Technologie der Website und den Ausbau weiterer nationaler Büros kräftig investiert werden.
„Wir waren selbst in der Situation unserer Kunden“
DACH-Chef Constantin Langholz-Baikousis

Ein wichtiger Grund für die Investoren: Das Management- und Gründerteam kommt selbst aus dem Einzelhandel. Wie schwer es für einen Einzelhändler ist, eine Geschäfts- und Lieferbeziehung zu einer der großen Marken aufzubauen, wissen sie aus eigener Erfahrung. DACH-Chef Constantin Langholz-Baikousis: „Wir können den Einzelhändlern sehr viel Arbeit abnehmen: Als B2B-Marktplatz und als Operating System, damit sich Einzelhändler auf das konzentrieren können, was sie am besten können: tolle Produkte und tolle Einkaufserlebnisse schaffen“. Inzwischen wählen europaweit 250.000 registrierte Händler aus den Produkten von mehr als 20.000 Marken aus.
Ein zweiter Grund: Im Gegensatz zu anderen B2B-Marktplätzen oder einer direkten Lieferbeziehung mit einem Produktanbieter beträgt der Mindestbestellwert bei Ankorstore nur 100 Euro und bereits ab 300 Euro entfallen die Versandkosten für den Händler. Mit diesen niedrigen Eintrittsbarrieren sind Einzelhändler viel eher bereit neue Produkte auszuprobieren und so ihren Kunden neue Einkaufserlebnisse anzubieten. Dass Ankorstore es geschafft hat komplexe technische Prozesse so simpel wie möglich zu gestalten ist ein weiterer Grund für das Investoren-Interesse: Nur drei bis vier Tage dauert es, bis nach der eigenhändigen Anmeldung auf dem Portal ein Händler Zugang zu den Großhandelspreisen bekommt und mit seinem Warenkorb zur Kasse gehen kann. Für Marken wiederum steht ein geschultes Onboarding-Team zur Verfügung, das bei der Integration der Produktwelt auf dem Portal unterstützt – keine Chatbots oder Callcenter.
„Wir helfen den Kleinen, sich dank unserer Skalierung und Technologie im Wettbewerb mit den Giganten zu behaupten.“
DACH-Chef Constantin Langholz-Baikousis

Rund 600 Mitarbeiter an 7 internationalen Standorten, davon 31 in Deutschland, sorgen inzwischen für reibungslose Prozesse. Online und stationär, so Deutschlandchef Langholz-Baikousis, sind keine Gegensätze: „Indem wir beiderseits vorteilhafte Bedingungen für Marken und Einzelhändler schaffen, fördern wir neues Wachstum, neue Shops, neue Marken, neue Chancen und einen neuen Anfang für die Ankorstore-Community “. Offenbar trägt Ankorstore zum Erfolg der Händler bei: 70 Prozent von fast 700 Bewertungen auf Trustpilot geben dem Einkaufsportal für Händler ein „hervorragend“.
Den „Einhorn“-Status, das große Ziel aller Startups, in nur 24 Monaten zu erreichen, kennt man in Europa sonst fast nur von dem Lieferdienst mit dem Affen. Aber damit ist für das Gründerteam noch lange nicht Schluss. Jetzt beginnt die Mission „Rewild Retail“ – am besten übersetzt mit „Renaturierung des Einzelhandels“, die nicht nur zahllose Einzelhändler, sondern auch Städte, Kommunen und ganz normale EU-Bürger begrüßen dürften. Constantin Langholz-Baikousis: „Unsere Mission „Rewild retail“ bedeutet, mit unserer Einzelhandels- und E-Commerce-Kompetenz den Einzelhandel in vollem Umfang zu unterstützen. Allerdings brauchen wir dafür auch den Endkunden, der wieder in den lokalen Geschäften einkauft“.
Ankorstore will mit der Mission „Rewild Retail“ den lokalen Einkauf wieder in die Innenstädte holen, betont der Einzelhandelsexperte und General Manager: „Die Besucherzahlen in den Einkaufsstraßen Europas sind dramatisch eingebrochen, weil Einzelhändler von den E-Commerce-Giganten unter Druck gesetzt werden. Unsere Vision ist eine Welt, in der unabhängige Einzelhändler und Marken erfolgreich und im globalen Maßstab konkurrenzfähig sind“. Investoren wollen in eine unternehmerische Vision investieren – vor allem, wenn diese nach zwei Jahren bereits durch harte Zahlen und extremes Wachstum belegt wird.
