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Die Rostocker JES.Group um Jonas Holtz (34) hat ein atemberaubendes Tempo vorgelegt. Der Energiepionier hat sich als Fullserviceanbieter für Solaranlagen mit 100 Millionen Euro Jahresumsatz etabliert, verkauft oder verpachtet sie und bietet Ökostrom an. Ein Interview über die C&A-Familie Brenninkmeijer, wie er durch Krisenzeiten steuert und woher er seinen Antrieb nimmt.
Sie haben die Schule abgebrochen und sich binnen acht Jahren ein Firmenimperium aufgebaut. Wie kam es dazu und würden Sie anderen einen solchen Werdegang empfehlen?
Naja ... Also nach zwölf Jahren Schule bin ich ja nicht ganz ungebildet (lacht). Jedenfalls habe ich schnell erkannt, dass ich dort nicht den Input erhalte, den ich fürs Leben brauche. Vielmehr wollte ich mich dem widmen, was mich interessiert. Abzubrechen, war dann ein logischer Schritt. Man braucht ja nur 26 Euro für eine Gewerbeanmeldung ... Ich denke, dass jeder für sich entscheiden sollte, was das Richtige für Ihn/Sie ist. In meinem Fall hat sich der eingeschlagene Weg ausbezahlt. Und diesen ging ich ohne Abitur.
Die Familie Brenninkmeijer, eine der vermögendsten Familien Europas und Eigentümer der Modekette C&A, investiert seit 2021 über ihren Skopos Impact Fund bei der JES.Group. Wie wird das Kapital eingesetzt?
Wir haben mit JES zehn Jahre lang eine Erfolgsgeschichte geschrieben. In dieser ersten Phase lag der Fokus auf B2B, auf Gewerbekunden. Wir haben Solaranlagen auf Dachflächen größer als 600 Quadratmeter installiert. Mit zehn Jahren Know-how und da wir die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, wollten wir dann verstärkt auf die Endkunden zugehen. Nun installieren wir im Jahr 3.000 Solaranlagen auf Einfamilienhäusern. Dieses Segment und diese Größenordnung abzudecken, ist sehr kapitalintensiv. Denn 80 Prozent der Kunden nehmen unser Angebot zur Miete an und wir projektieren, planen, bauen, schließen an und betreiben die Anlagen 20 Jahre lang. Früher sind wir nur aus dem Cashflow gewachsen. Nun können wir mehr Wachstum generieren und haben mit der Familie Brenninkmeijer einen verlässlichen strategischen Partner gefunden. Die Kapitalspritze ist ein echter Booster.
Besonders in der Energiebranche bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Was bedeuten die jüngsten Entwicklungen für Ihr Kerngeschäft und das Angebot an ihre Kunden?
Natürlich ist der generelle Strompreis für die Kunden extrem gestiegen. Wir hingegen sind sehr gut aufgestellt. Wir können nämlich unsere Kosten- und Größenvorteile bei der Kalkulation an die Haushalte zurückgeben. Wir bieten das beste Preis-Leistungsverhältnis am Markt, denn wir kennen jede einzelne Stellschraube der Wertschöpfungskette. Wir erhöhen nicht künstlich die Preise, wie es der Markt hergeben würde, sondern sorgen vielmehr für Preisstabilität.
Ihre Sponsorings – darunter FC Hansa Rostock und Greifswalder FC – und Ihr gesellschaftliches Engagement umfassen nicht nur einen Sportverein, sondern sind höchst umfangreich. Woher kommt diese Dimension Ihrer sozialen Aktivitäten?
Kinder bewegen sich heutzutage im Durchschnitt weniger als eine Stunde am Tag. Wir wollen da gegenhalten. Deshalb haben wir daher im Jahr 2020 die Trikotoffensive gestartet und un-terstützen so 100 Vereine im gesamten Breitensport mit Trikotsätzen in den Vereinsfarben. Denn Sport, und das damit verbundene Ehrenamt, leistet einen wichtigen Beitrag für unser soziales Zusammenleben.

Laufend bringen Sie neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt – aber auch das Unternehmen befindet sich stets im Wandel: Neue Holdingstruktur, neue Firmen-zentrale, sie platzieren Anleihen, sind gesellschaftlich engagiert. Die vielfältigen Akti-vitäten und das Tempo erinnern schon beinahe an Elon Musk. Was ist Ihre Vision?
Wir wollen der führende Photovoltaik-Anbieter in Deutschland werden und unseren Beitrag leisten, dass sich der CO2-Ausstoß verringert. Erneuerbare Energien müssen attraktiv für Endkunden sein. Wir kämpfen dafür jeden Tag. Dabei ist uns wichtig, dass wir bei allem Wachstum profitabel sind. In diesem Jahr installieren wir 3.000 Anlagen, 2023 werden es 7.500 sein. Damit werden wir unseren Umsatz mehr als verdoppeln. In diesem Jahr durch-brechen wir bereits die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke. Der Markt ist heiß – wir schauen aber mit einem kühlen Kopf drauf.
Fotos: JES.GROUP