MISSION INDIEN

Die in Genf geborene Noëlle Demole, Gründerin und Geschäftsführerin der NGO Shere Khan Youth Protection, hat alle Hände voll zu tun. Sie ist Geldwäscherei- und Compliance-Beauftragte der Julius Bär Bank und leitet ihre NGO, während sie an der Universität von Cambridge in Kriminologie promoviert. Ihr Geheimnis? Planung und Selbstorganisation.

Noëlle Demole sieht ihr Leben als eine Mission im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Ungerechtigkeit. „All die Dinge, die ich gleichzeitig tue, sind miteinander verbunden und dienen einem größeren Ziel“, meint sie.

Es war ihr jedoch nicht immer klar, was sie mit ihrem Leben erreichen wollte. Als sie die Schule abschloss, riet ihr Großvater ihr, nach Indien zu gehen – eine Idee, die ihr ganzes Leben verändern würde. Demole folgte dem Vorschlag und blieb einen Monat lang dort, um in einem Waisenhaus mit 120 Kindern zu helfen. „Ich habe diese Kinder nie vergessen“, sagt die 29-Jährige. „Damals hat mein Leben begonnen, einen Sinn zu bekommen – und zwar den, Kindern in Indien zu helfen.“

Als sie nach Genf zurückkehrte, um an der EU Business School Internationale Beziehungen zu studieren, hatte sie sich bereits zum Ziel gesetzt, humanitäre Arbeit in Indien zu leisten. Nach ihrem Bachelor-Abschluss entdeckte Demole ihre zweite Leidenschaft, als sie bei der EFG Private Bank ein Praktikum im Bereich Compliance Management absolvierte. „Ich liebte die Arbeit, die sicherstellte, dass die Bank kein schmutziges Geld aus Drogenhandel, Menschenhandel, Terrorismusfinanzierung, Steuerhinterziehung oder anderen illegalen und kriminellen Aktivitäten bewegte“, so Demole.

Sie kombinierte ihre beiden Leidenschaften, die humanitäre Arbeit und die Compliance, und beschloss, an der Columbia University einen Master in Verhandlungsführung und Konfliktlösung zu machen. „Wir verhandeln ständig und zu jeder Zeit“, sagt sie. „Ich erkannte, dass die Fähigkeit, zu kommunizieren und Konflikte zu bewältigen, sowohl für meinen Traum in Indien als auch für meine Arbeit bei der Bank zentral war.“

Parallel zu ihrem Masterstudium gründete Demole 2018 ihre NGO Shere Khan Youth Protection. Die Idee war es, obdachlosen Menschen in Indien zu helfen und ihnen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Das Problem in dem Waisenhaus, in dem Demole mit 18 Jahren arbeitete, ist nämlich, dass die Kinder im Alter von 16 Jahren aus dem Heim geworfen werden, um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen. Das bedeutet, dass diese Kinder ohne eine angemessene Ausbildung und ohne die nötigen Fähigkeiten, einen Job zu finden, auf der Straße leben müssen, was sie häufig in die Kriminalität treibt. „Hier kommen wir ins Spiel“, erklärt Demole. „Was auch immer diese Kinder brauchen und mit ihrem Leben erreichen wollen, wir finanzieren es.“

Das langfristige Ziel der NGO ist es, insgesamt 1.000 Schülern den Zugang zu einer Ausbildung zu ermöglichen. In den vier Jahren, in denen die Organisation aktiv ist, konnte das siebenköpfige Team (vier davon leben und arbeiten in Indien, drei sitzen in der Schweiz) 305 Schülern helfen. Demole meint, dass die NGO zwischen 50.000 und 60.000 CHF pro Jahr benötige, was durch Spenden und Fundraising-Veranstaltungen finanziert werde.

Für ihre persönliche Zukunft strebt Demole eine nachhaltige Verankerung der drei Säulen ihres Lebens an – „Compliance-Arbeit, NGO, PhD“ (derzeit promoviert sie in Kriminolgie an der Universität Cambridge). Sie wisse, so Demole, dass ihr Leben und Arbeiten heute nur der erste Schritt sei und es nun heiße, konzentriert bei der Sache und motiviert zu bleiben – um am Ende wirklich etwas zu bewirken.

Noëlle Demole
...die 29-jährige Schweizerin ist AML Compliance Officer bei der Bank Julius Bär und Gründerin von Shere Khan Youth Protection. Sie promoviert derzeit in Kriminologie an der University of Cambridge und hat ihren Master in Verhandlung und Konfliktlösung an der Columbia University abgeschlossen.

Fotos: beigestellt

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