A-Rod im Paradies

Fünf Jahre nach seiner Doppingsperre im Baseball findet Alex Rodríguez sein Glück als einer der angesehensten Sportanalytiker der USA.

Selbst als Alex Rodríguez in aller Ruhe vor einem Teller Erdbeeren im Four Seasons in Austin sitzt, ist der Mann auf der Jagd. Am Vortag besuchte er, als Vorbereitung auf seinen neuen Job als Analytiker bei ESPN Sunday Night Baseball, drei Teams beim Training. Heute, in Texas, hielt er gemeinsam mit CNBC-Vorstand Mark Hoffman einen Vortrag beim legendären „South by Southwest“-Festival mit dem Titel „Baseball, Business und Erlösung“. Später an diesem Tag, wird „A-Rod“ zurück nach Miami jetten, um Zeit mit seinen beiden Töchtern zu verbringen, bevor es weiter nach Tampa geht, um den Yankees in seiner Funktion als Sonderberater einen Besuch abzustatten. Das alles ist insofern bemerkenswert, als er vor gar nicht allzu langer Zeit nicht Jäger, sondern Gejagter war. Konkret handelte es sich dabei um den Missbrauch von leistungssteigernden Mitteln – Doping –, die ihn nicht nur die Saison 2014, sondern einen der begabtesten Baseballspieler aller Zeiten fast die Karriere kosteten.

„Ich bin enorm dankbar dafür, wo ich heute stehe. Ich erachte nicht mehr alles als selbstverständlich“, so der 42-Jährige. „Ich hatte diese Situation verdient und beschloss – nachdem ich mich selbst aus diesem dunklen Loch herausgegraben hatte –, als andere Person zurückzukommen.“ Rodríguez suchte nach einer Erlösung, vor allem aber nach neuen Herausforderungen nach seinem Karriereende 2016. Gefunden hat er sie: in der Analyse von Baseball und Business.

Sein Debüt absolvierte A-Rod als Kommentator für Fox 2017, um kurz danach einen weiteren Deal zu unterschreiben – erstaunlicherweise beim Konkurrenten ESPN. Beides funktionierte gut, obwohl die Engagements parallel liefen. Daneben hat Rodríguez aber auch seine A-Rod Corp. im Blick, die sich vornehmlich um Immobilieninvestitionen (13.000 Wohneinheiten in zehn Staaten) und die Betreuung von Unternehmen (von UFC-Sportstudios hin zu TruFusion, einer Kette von Yogastudios) sowie Start-ups (mit Anteilen an Josh Kushners Gesundheitsversicherungsunternehmen Oscar, dem Uber-Konkurrenten Didi und dem eSports-Team NRG) kümmert.

Selbst mit seinen eigenen Immobilien hat der ehemalige Batter ein goldenes Händchen bewiesen: Sein Anwesen in Miami Beach verkaufte er 2013 um 30 Millionen US-$ (doppelt so teuer, als er es einst erworben hatte) und baute sich in Coral Gables, Miami, ein Traumhaus. Seine Investment-­Expertise verschaffte ihm 2017 – als erster „Hispanic Shark“ – auch einen Gastplatz bei „Shark Tank“, einer bekannten Sendung, in der Investoren in Start-ups investieren. Dieses Jahr beweist er seine Coaching-Skills in der vom ehemaligen Footballprofi Michael Strahan produzierten Sendung „Back in the Game“, in der Rodríguez den ehemaligen NBA-Spieler Joe Smith unterstützt, einen Finanzplan für seine während seiner Karriere verdienten 61 Millionen US-$ zu erstellen.

Rodríguez’ beruflicher Weg begann eigentlich schon bei seiner Geburt. Sein Vater Victor betrieb einen Schuhladen in New York City, bevor der Clan in die baseballverrückte Dominikanische Republik und später nach Miami übersiedelte. „Ich hatte immer schon den Traum, sowohl Baseballspieler als auch Geschäftsmann zu sein“, sagt Rodríguez. „So war mein Vater, so wollte ich auch sein.“ Victor verließ die Familie aber, als Alex erst neun Jahre alt war. Seine Mutter zog die drei Kinder alleine groß – vormittags arbeitete sie als Sekretärin, abends kellnerte sie in einem Lokal. Mit 18 Jahren debütierte Rodríguez bei den Seattle Mariners in der Major League und startete seinen Zweitjob als Investor – mit dem Kauf eines Zweifamilien­hauses in Miami.

Als Baseball-Superstar fand Rodríguez bald neue Vaterfiguren. Im Jahr 2000 unterzeichnete er einen rekordverdächtigen Zehnjahresvertrag mit den Texas Rangers, der mit 252 Millionen US-$ dotiert war. Versichert war der Deal durch Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Rodríguez begann, nach Oklahoma zu fliegen, um in Buffetts Büro stundenlang an den Finanzen der A-Rod Corp. zu arbeiten und gleichzeitig die Weisheit des „Orakels von Omaha“ beim Abendessen aufzusaugen. „Buffett sagt etwa: ‚Zahl lieber ­einen fairen Preis für ein groß­artiges Unternehmen als einen hohen Preis für ein faires Unternehmen‘“, so Rodríguez.

 

Doch nicht nur im Geschäftsleben, auch auf dem Feld gab Rodríguez stets sein Bestes. Doch dann, als er innerhalb von nur drei Jahren für die damals letztplatzierten Rangers 156 Homeruns schlug, wurde A-Rod positiv auf leistungssteigernde Substanzen getestet – der Fall kam erst Jahre später an die Öffentlichkeit.

2003 wollte er dann so gerne bei den legendären Boston Red Socks anheuern, dass er sogar auf 30 Millionen US-$ Gehalt verzichten wollte. Der Spielerverband lehnte jedoch ab. Als dann aber der dritte Baseman der Yankees, Aaron Boone, beim Basketballspielen eine Knieverletzung davontrug, kam Rodríguez zum Zug. Doch selbst nach seinem Aufstieg im Verein und 616 Homeruns in fünf Jahren, konnte Rodríguez die Herzen der Yankees-Fans lange nicht gewinnen. „Es gibt keine Art und Weise, sich auf ein Spiel der Yankees vorzubereiten – und auch keine Methode, ein Yankee zu sein“, erzählt er über seine frühen Jahre in der Bronx. An der Wall Street hingegen war Rodríguez von Beginn an willkommen – und fand Freunde wie Jamie Dimon (JPMorgan Chase), Barry Sternlicht (Starwood Capital Group) und Sandy Weill (Banker und Philanthrop). Er sprach über Baseball und lauschte Business-­Lektionen – vor allem jenen dazu, Abwärtstrends zu vermeiden oder zu bewältigen. Das sollte für seine weitere Karriere wertvoll werden: als er wegen des Missbrauchs von Steroiden tatsächlich belangt und für 211 Baseballspiele gesperrt wurde. „Für diesen Missbrauch gab es keine Entschuldigung“, sagt Rodríguez heute. „Ich musste etwas ändern.“ 2014 machte Rodríguez einen Entzug, gestand seine Fehler öffentlich ein und kam 2016 wieder zu den Yankees zurück. Er schlug mit 39 Jahren 33 Homeruns und brachte sein Team in die Playoffs. „Ich fühlte mich bei meinem Comeback anders, ich war besser drauf. Die Fans reagierten großartig.“

Und auch jetzt, nach seinem Karriereende, steht er in der Gunst der Yankees – nicht zuletzt wegen seines Beratungsvertrags. In der Gunst steht er aber auch bei Musikerin Jennifer Lopez. Beide teilen ihren Geschäftssinn: Während sie ihn in ihre Shows in Las Vegas einlud, nutzte er die Zeit, um in TruFusion zu investieren. Umgekehrt lud A-Rod Lopez ein, gemeinsam mit ihm und seinen Freunden in NRG zu investieren.

Rodríguez hat in seiner Karriere eine halbe Milliarde US-$ verdient. Er könnte sein Geld in seiner New Yorker Edelwohnung mit Blick auf den Hudson River genießen oder an seinem Pool in Miami entspannen. Doch so weit ist A-Rod noch lange nicht.

Text: Zack O'Malley Greenburg
Übersetzung: Forbes Redaktion

Dieser Artikel ist in unserer April-Ausgabe 2018 „Regulierung“ erschienen.

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