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Im Jänner hat sich der Deal abgezeichnet, jetzt hat sich die Bundeswettbewerbsbehörde einverstanden erklärt: Admiral wurde an Tipico verkauft. Dennoch verschwindet die Marke nicht komplett, weder online noch vor Ort. Dieser Artikel beschreibt, was sich mit dem neuen Betreiber ändert und welchen Wandel der österreichische Glücksspielmarkt derzeit durchlebt.
Trotz Glücksspielmonopol: Neuer Betreiber aus Malta
Nachdem sich die Tipico Holding GmbH und die Admiral Sportwetten GmbH bereits Anfang des Jahres darauf verständigt hatten, ist es nun behördlich bestätigt: Tipico übernimmt Admiral. Somit kehrt die Admiral-Gruppe, die der Novomatic AG zuzuordnen ist, der Wettbranche den Rücken. Doch während Admiral ein Wettunternehmen mit Sitz in Niederösterreich war, ist der neue Betreiber – Tipico – in St. Julian’s in Malta ansässig. Obendrein wird Tipico von CVC Capital Partners, einem der zehn reichsten Private-Equity-Unternehmen der Welt, finanziert.
Dabei gilt doch hierzulande das Glücksspielmonopol. Wer ein Online Casino Österreich legal betreiben will, braucht eine Konzession. Derzeit ist Casinos Austria für das einige Online Casino zuständig, das eine offizielle Erlaubnis innehat. Auch für die 12 Spielbanken zeichnet allein die Casinos Austria AG verantwortlich. Kurioserweise fallen Sportwetten allerdings nicht unter das Monopol. Deshalb können Unternehmen aus dem Ausland den österreichischen Wettmarkt aufwirbeln. Gerichte haben mehrfach festgestellt, dass Sportwetten kein Glücksspiel seien.
Unter Bedingungen: Behördliche Genehmigung erteilt
Obwohl sich die Marktakteure bereits im Jänner 2025 auf den Zusammenschluss geeinigt hatten, konnte der Betreiberwechsel erst im September vollzogen werden. Aufgrund der Marktmacht der Unternehmen musste die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) über den Verkauf entscheiden. Wie die BWB Ende August in einer Pressemitteilung bekanntgab, stimmt man der Übereinkunft zu. Allerdings muss Tipico einige Bedingungen erfüllen, um „wettbewerbliche Bedenken“ auszuräumen. So wird Tipico aufgefordert, 20 seiner Wettbüros zu verkaufen und 14 Wettshops unter der Admiral-Marke weiterzuführen. Dies sei erforderlich, weil Tipico und Admiral regional sehr hohe Marktanteile zu verzeichnen hätten. Keine Maßnahmen zu ergreifen, würde dem Wettbewerb Schaden zufügen.
Höchstrichterlich bestätigt: Sportwetten kein Glücksspiel
Österreich ist das einzige Land in der EU, das Sportwetten Geschicklichkeitsspielen zuschreibt. Dies erklärt, warum der Wettmarkt vom Glücksspielmonopol ausgenommen ist. 2024 hatte sich etwa ein Spieler bis zum Obersten Gerichtshof (OGH) geklagt. Bei Over/Under-Wetten, die man während einer Partie zu wechselnden Quoten platziert, wurde Geld verloren. Wetteinsätze, die der Kläger zurückforderte. Nach seiner Ansicht seien solche Wetten zu stark vom Zufall abhängig, um nicht als Glücksspiel eingestuft zu werden.
In der Entscheidung 8 Ob 113/23p widersprach der OGH den Ausführungen des Klägers. Auch wenn Sportwetten ein Zufallselement anhafte, ließen sich die Spielausgänge mit Informationen zu den Teilnehmern, der Wetterlage usw. berechnen. Die Art der Wette war für das Gericht ohne Belang.
Wenn man dem Urteil folgt, erscheint es widersinnig, dass bei Poker wiederum das Glücksspielmonopol greift. Auch beim Pokern kann man sich Informationen zur Spielweise des Gegners, Tells etc. zunutze machen, um das Zufallselement zurechtzustutzen. Anders als im Falle von Sportwetten gibt es nachweislich Spieler, die mit Poker ihren Lebensunterhalt bestreiten. Warum hier ein Unterschied zwischen den Spielen bestehen soll, ist nicht schlüssig.
Landeskompetenzen werden bei Wetten infrage gestellt
Das aktuelle Regierungsprogramm widmet sich intensiv dem Glücksspiel, sieht etwa Internetsperren und Payment-Blocking für ausländische Online Casinos vor und beabsichtigt, die Rollen des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) zu entflechten. In Hinblick auf Sportwetten will man „einheitliche Aufsichts- und Spielerschutzstandards“ etablieren. Um dies zu erreichen, sollen bestehende Landeskompetenzen auf den Prüfstand gestellt werden. Gegenwärtig wird die Wettbranche von den Ländern reguliert. Was ebenfalls angekündigt wurde: Höhere Steuern auf Wetteinsätze. Zum 1. April 2025 hat man den Steuersatz bei Wetten auf 5 % angehoben.
Zwecks Spielerschutz soll außerdem eine Spielerkarte eingeführt werden, gekoppelt an ein Sperrregister. Dies hätte auf Sportwetten lediglich Auswirkungen, wenn sich die Rechtsprechung ändert. Wie die Bundesregierung Spielerschutzstandards gewährleisten will, solange Sportwetten als Geschicklichkeitsspiele gelten, geht aus dem Regierungsprogramm nicht hervor.
Teilrückzug wird von Novomatic begrüßt
Für Novomatic ist der Teilrückzug aus Österreich kaum von Bedeutung. Die österreichische Novomatic AG beschäftigt weltweit mehr als 20.000 Mitarbeiter. 2024 wurde ein Umsatz von 3,5 Milliarden Euro erzielt. Wie die Krone im Jänner berichtete, hat das Wettgeschäft der Novomatic AG mehr Ärger als Umsatz eingebracht. Spielautomaten wie Book of Ra, Sizzling Hot und Lucky Lady’s Charm Deluxe werden online auf der ganzen Welt gespielt.
Marktteilnehmer erhoffen sich Zugang
Ausländische Online Casinos hatten erwartet, dass Österreich den Zugang zum Glücksspielmarkt erleichtert. In Deutschland können maltesische Betreiber zum Beispiel eine deutsche Lizenz beantragen. In Österreich setzt man hingegen auf Abschottung, mit einem einzigen Casino online. Aufgrund des mangelnden Wettbewerbs wenden sich Spieler vielfach nicht bewilligten Anbietern zu. Bei Problemen mit der Auszahlung ist es schwierig, Gewinne vor Gericht einzuklagen – oder zumindest geleistete Einzahlungen erstattet zu bekommen.
Mehrere Konzessionen laufen 2027 aus, doch bisher ist nicht zu erkennen, dass die Bundesregierung vom eingeschlagenen Pfad abweichen will. Stattdessen plant man Internetsperren, die kaum Erfolg versprechen. In der Schweiz setzt die Aufsichtsbehörde bereits seit mehreren Jahren DNS-Sperren um, die von ausländischen Casinos mit Mirror-Sites am Folgetag quittiert werden – und somit im Sande verlaufen. Das ebenfalls beabsichtigte Payment-Blocking gerät rasch an seine Grenzen, etwa bei Kryptowährungen wie Bitcoin und Co.. Da sich mit legalem Online-Glücksspiel beträchtliche Steuereinnahmen erzielen lassen, ist es unlogisch, ausländische Marktteilnehmer dauerhaft auszusperren.