AIRBNB FÜR HAARE

Der afroamerikanische Unternehmer Diishan Imira will mit seinem Start-up Mayvenn den sechs Milliarden US-$ schweren US-Markt für Echthaarverlängerungen erobern – mit einem ungewöhnlichen Konzept.

Normalerweise bezahlen Kunden in Moe’s Hair Hut bis zu 500 US-$ für eine Haarverlängerung, 250 US-$ für die langen Echthaarsträhnen und weitere 250 US-$ für den Stylisten. Mittlerweile beträgt der Preis jedoch nur noch die Hälfte – dank des Start-ups Mayvenn.

Mayvenn wurde 2013 von dem afroamerikanischen Unternehmer Diishan Imira gegründet und ist das einzige risikofinanzierte Start-up, das den sechs Milliarden US-$ schweren Markt für Echthaarverlängerungen ins Visier nimmt. Mit 36 Millionen US-$ von Investoren – darunter Serena Williams und die Silicon-Valley-Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz – wird Mayvenn mit 100 Millionen US-$ bewertet. Wie das Unternehmen Erträge im Venture-Style erzielen will? „Mayvenn ist ein ­wachstumsstarker Marktplatz mit Hundert­tausenden von ­Schönheitsexperten auf der einen und Millionen Kunden auf der anderen Seite“, sagt Ben Horowitz von Andreessen Horowitz.

Bevor es Mayvenn gab, kauften afroamerikanische Frauen ihre Haare meist in koreanischen Kosmetikgeschäften. „Das ganze Geld floss außerhalb der afroamerikanischen Community“, sagt Imira. Er hat Mayvenn 2013 ins Leben gerufen, nachdem eine befreundete Stylistin in Los Angeles fragte, ob er ihr eine direkte Verbindung zu Echthaarverlängerungen aus China vermitteln könne. Dadurch stellte Imira fest, dass menschliches Haar ein groß­artiger Exportartikel ist: Es ist billig zu versenden und die Einzelhandelsaufschläge betragen bis zu 400 %. „Ich sah das Geschäft damit als ein Wagnis, das Hunderte von Millionen an Einnahmen bringen könnte“, erzählt der 38-Jährige.

Seitdem ist einiges passiert. Ende 2018 pitchte Imira einen neuen Ansatz – und erhielt 23 Millionen US-$ von Investoren. Anstatt sich bei der Verteilung seiner Haare auf eine Armee von Stylisten zu verlassen, bucht Mayvenn mittlerweile für 100 US-$ Termine bei Stylisten. Dann bietet er diese kostenlos für Kunden an, die Mayvenn-Haare kaufen. In weniger als sechs Monaten nach seinem Pitch waren bereits 3.000 Stylisten auf der Website gelistet. Obwohl das Geschäft mit Haarverlängerungen höchst lukrativ ist, ist Mayvenn noch nicht profitabel, weil es das Geld, das es einnimmt, für die Termine bei den Stylisten wieder ausgibt.

Doch Imiras Ziele sind noch immer hochgesteckt: Er glaubt, dass er Mayvenns Angebot durch Produkte mit hohem Preisaufschlag wie Shampoos, Conditioner und Hauben ausweiten kann. „Ich möchte der größte Friseursalon sein – so, wie Airbnb sozusagen das größte Hotel ist“, sagt er. „Airbnb nimmt nicht ausgelastete Kapazitäten in den Häusern und füllt sie aus. Ich mache das Gleiche: Ich nehme nicht ausgelastete Kapazitäten im Salon und fülle sie aus.“

 

Text: Susan Adams / Forbes US
Foto: Tim Pannell / Forbes US

Der Artikel ist in unserer Januar-Ausgabe 2020 „Radical Change“ erschienen.

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