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Am 10. Dezember fand das zweite „Women in Business“-Dinner im Forbes-Salon am Wiener Getreidemarkt statt. 30 Frauen quer durch alle Branchen – Unternehmerinnen, Managerinnen, Architektinnen bis Forscherinnen – trafen einander zum Austausch.
Es war ein Abend, der unternehmerischen Höchstleistungen gewidmet war – kommt es doch nicht allzu oft vor, dass man ins Gespräch mit Top-Managerinnen kommt, die es wie Alice Mascia, CEO der DACH-Region des Sport-Streaming-Dienstleisters DAZN, zustande gebracht haben, ein dreistelliges Millionenminus in ein zweistelliges Plus, ebenfalls in Millionenhöhe, zu drehen, und das in nur zwei Jahren. Man habe sie, so Mascia, die zuvor bereits eine aufsehenerregende Karriere bei anderen Broadcastern wie Sky gemacht hat, mit einer „spannenden Aufgabe gelockt“. Beim Blick in die Bücher konnte sich Mascia ein Lachen nicht verkneifen, habe sie doch erst dann verstanden, „wie spannend sich diese Aufgabe wirklich darstellte“. Es habe sie dann auch nicht weiters verwundert, dass dieser Sanierungsjob gerade ihr als Frau angeboten wurde – ihre männlichen Vorgänger hatten das Problem nicht lösen können. Die quirlige Sardinierin mit aktuellem Wohnsitz in München und London sanierte die Streamingplattform mit einem jungen Team; die alten Strukturen habe sie komplett umgebaut, sagte sie. In einem sich in Höchstgeschwindigkeit wandelnden Broadcasting-Markt, in dem zunehmend mehr Teilnehmer um denselben Kuchen rittern, sei für Stillstand keine Zeit – und für Langeweile auch nicht.
Katharina List-Nagl, CEO des Ausstatters F/List, begann ihre Erzählung mit einer Kindheitserinnerung. Als sie im zarten Alter von neun Jahren ihren Vater Franz List zu Lieferanten und Messen rund um die Welt begleiten durfte, antwortete sie auf die Frage eines Piloten, was ein so kleines Mädchen an solchen Orten mache: „Ich bin auf Dienstreise.“ Die heute 44-jährige studierte Betriebswirtin führt das für Interieur und Ausstattung von Luxusyachten und Privatjets bekannte Familienunternehmen in dritter Generation. Ihr Großvater (wie der Vater hieß auch dieser Franz List) gründete 1950 eine Möbeltischlerei im niederösterreichischen Thomasberg bei Neunkirchen. Katharina List-Nagls Vater wiederum baute das Unternehmen mit der Ausstattung von Hotels und später einem aus Film und Fernsehen bekannten Kreuzfahrtschiff immer weiter aus. Später kam die Einrichtung von Privatjets dazu. Heute zählt das Unternehmen mehr als 1.200 Mitarbeiter – rund 800 Mitarbeitende davon am Headquarter in Thomasberg, das laut Wikipedia 1.233 Einwohner hat – und agiert an weltweit zehn Standorten in Europa, den USA, Kanada und dem Nahen Osten. Kurz nach ihrem Studienabschluss wurde List-Nagl von ihrem Vater ins Familienunternehmen geholt – „viel zu früh“, wie sie sagte. Tochter zu sein – oder ganz allgemein eine Frau ohne handwerkliche Ausbildung in dieser Domäne zu sein – habe den Einstieg nicht unbedingt erleichtert, blickt sie zurück.
Den Respekt, den sie heute von allen Mitarbeitern erlebe, habe sie sich hart erarbeitet, so List-Nagl unverblümt. Mit dem „F/Lab“, einem Labor für Produktentwicklung, arbeite man an einer permanenten Weiterentwicklung der zu verarbeitenden Materialien. „Yachten und Privatjets ist gemein, dass man immer mit gleichbleibend großen Flächen arbeiten muss, diese aber, weil heute das Mieten dieser Fortbewegungsmittel gängiger ist als ihr Kauf, für die unterschiedlichen Bedürfnisse ausgestattet werden“, erklärte List-Nagl. Eine der Lösungen ihres Unternehmens seien innovative Oberflächen, die nicht nur brand- oder wasserbeständig sind, sondern sich je nach Bedarf verformen, als würden sie die Regeln der Physik infrage stellen. So etwa passt sich eine glatte Oberfläche per Knopfdruck einem Smartphone zum Laden an, nämlich so, als würde dieses in einem Holzpaneel versinken. „Wir arbeiten daran, eine Toolbox für Designer zusammenzustellen, mit der sie mit noch ungeahnten Möglichkeiten arbeiten können“, so List-Nagl. Ihr Festhalten an Visionen habe sich gelohnt, sagt sie – seit ihrer Übernahme habe sich das Ergebnis verdoppelt.
Nicht unerwähnt bleiben soll Emily Kate Genatowski, die das Dinner mit ihrem Roboter, mit dem sie bereits seit rund einem Jahr ihren Haushalt teilt, besuchte. Sie wolle das Augenmerk auf Regulierungsfragen und auch die potenzielle Nützlichkeit der mechanischen Begleiter legen – in Asien seien Roboter etwa in der Pflege oder der Altenbetreuung keine Ausnahme mehr, sagte sie. In einer grundsätzlich alternden Gesellschaft sei es wichtig, jenseits aller auch durchaus berechtigten Vorbehalte darüber nachzudenken, Roboterhelfer mehr in unseren Alltag einzulassen. Genatowskis Roboter ist dabei bewusst ein „es“ – Haushalte wurden lange genug von einer „sie“ geführt, sagte sie.
Fotos: Moritz Scheer