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Ein Gastkommentar von Laura Johanna Menzel, eine Wirtschaftsingenieurin, die in der Beratung für mittelständische Unternehmen im Bereich Distressed Real Estate tätig ist.

Die letzten Wochen und Monate seit Ausbruch des Corona-Virus waren vor allem durch eines geprägt: Ungewissheit. Was wir aber bereits jetzt wissen und deutlich zu spüren bekommen, sind die gravierenden Folgen. In vielen Bereichen unseres Lebens kam und wird es zu einer Um- und Neuorientierung kommen. Auch beim Reisen.

Fest steht: Wir können bereits jetzt wieder reisen – und werden es auch zukünftig können – aber nicht in gewohnter Art und Weise. Die Sicherheit des einzelnen Passagiers und der gesamten Crew an Bord rückte besonders nach dem 11. September vermehrt in den Vordergrund. Neben dem gewöhnlichen Sicherheitscheck am Boden könnte es nun fortan auch vermehrt zu einer Temperaturmessung jedes Reisenden kommen. Auch die verschärften Hygienebedingungen werden zukünftig für veränderte Abläufe an den Flughäfen sorgen. So veröffentlichte die Luftfahrt-Beratungsfirma Simpliflying eine Studie mit potenziellen Szenarien, die an Flughäfen umgesetzt werden könnten und von den Passagieren befolgt werden müssten: Zum Beispiel wäre es möglich, dass vor dem Boarding sichergestellt wird, dass das Flugzeug im Vorfeld gründlich gereinigt und desinfiziert wurde – ein Zeitfaktor, der von den Airlines einkalkuliert werden müsste. Ebenso könnte das Bedürfnis nach mehr Abstand zwischen den Reisenden besonders die Billigflieger vor eine Herausforderung stellen, da dies folglich eine geringere Auslastung der Flüge bedeutet. Den Flug für 16,99 € nach Mailand wird es vermutlich mittel- und eventuell auch langfristig nicht mehr geben, da diese straff kalkulierten Preise durch die schwache Auslastung nicht mehr tragbar sind. Das Privileg des Reisens kehrt zurück. Denn dies dürfte vorerst nur noch den Leuten vorbehalten sein, die nach Corona das nötige Kapital haben, um die angestiegenen Preise der Airlines bezahlen zu können.

Laura Johanna Menzel
... ist eine Wirtschaftsingenieurin aus Hamburg und absolvierte ein duales Bachelorstudium des Bau- und Immobilienmanagements. Sie ist aktuell in der Beratung für mittelständische Unternehmen im Bereich Distressed Real Estate tätig.

Bereits zu Prä-Corona-Zeiten galt das Erkunden außergewöhnlicher, weit entfernter Ziele als heimliches Statussysmbol unter den Reisenden. Dies wird sich künftig noch verstärken. Käme es tatsächlich zu einer Umsetzung der skizzierten Maßnahmen der Studie von Simpliflying, würde dies einen erhöhten (Zahlungs)aufwand vor, während und nach dem Betreten des Flughafens und Flugzeuges nach sich ziehen. Viele Privatreisende könnten hiervon bereits abgeschreckt sein und eine Reise innerhalb Deutschlands der Flugreise vorziehen.

Für die Fluggesellschaften gehören die Geschäftsreisenden zu einer besonders wichtigen Zielgruppe. So veröffentlichte die Lufthansa kürzlich einen Bericht, dass die gebuchten innerdeutschen Flüge aus den Jahren 2018 und 2019 zu 68% beruflicher Natur waren. Durch die Regelmäßigkeit ihrer Buchungen und die Bereitschaft höhere Preise für Flugtickets zu bezahlen, können die Geschäftsreisenden bislang als die präferierten Passagiere und Kernzielgruppe der Airlines angesehen werden. Dementsprechend intensiv kämpfen diese nun um deren Loyalität, indem beispielsweise die Bonusprogramme von Vielfliegern kostenlos weiterlaufen. Die Lufthansa gab beispielsweise auf der eigenen Homepage bekannt, dass das Bonusprogramm der Airline „Miles & More“ um ein zusätzliches Jahr verlängert wird und Vielflieger somit ihren Status behalten können. Doch durch die erzwungene Umorientierung von persönlichen zu digitalen Meetings, wird in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach genau geprüft, ob es statt der Dienstreise nicht auch die Telefonkonferenz sein kann.

Bereits jetzt kam es laut der internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) weltweit zu einem Rückgang der Buchungen zwischen 40 bis 50%. So geht ebenfalls aus einer Umfrage des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung hervor, dass Unternehmen auch nach der Coronakrise künftig die Anzahl der Dienstreisen einschränken werden. Auch dürfte das Budget für Geschäftsreisen bei vielen Unternehmen gekürzt worden sein, da auch diese unter der Krise zu leiden haben und Kosten einsparen müssen. Der Liebling der Airlines – der Geschäftsreisende –  könnte indes durch den Privatreisenden abgelöst werden. Die strategische Ausrichtung auf Luxusreisen für einzelne Privatpersonen böte hier die mögliche Rettung vieler Airlines. Allerdings lässt sich durch das coronabedingte dezimierte Flugaufkommen auch ein positiver Nebeneffekt feststellen: Die Entschleunigung des Klimawandels.

Gastkommentar: Laura Johanna Menzel

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