BAUCHGEFÜHLE

Madeleine Alizadeh, auch bekannt als „Daria­daria“, zählt im Bereich Nachhaltigkeit und Fair Fashion zu eine der erfolgreichsten Social Media-Persönlichkeiten des deutschsprachigen Raums.

Spricht man mit Madeleine Alizadeh, die vielen Menschen nur als „Daria“ bekannt ist, nimmt man eine weitestgehend ausgeglichene Aura wahr. So unaufgeregt war ihr Dasein aber nicht immer: „Rückblickend war es eine sehr turbulente Zeit, in der ich manchmal das Gefühl hatte, Beifahrerin meines eigenen Lebens zu sein“, sagt Alizadeh, die auf eine zehnjährige Karriere als Influencerin (mit dem Bloggernamen „Daria­daria“) zurückblickt.

Ihre rund 290.000 Instagram-Follower verdankt sie vor allem auch der inhaltlichen Neuausrichtung auf grüne und nachhaltige Themen, die sie 2013 umsetzte. Zwar war sie auch davor als Modebloggerin erfolgreich, wurde zu Catwalks in Florenz eingeladen oder erhielt Angebote von Marken wie Nespresso – doch ihr immer größer werdendes Interesse an Gleichberechtigung, fairer Mode und Kosmetik sowie Tierwohl und Umweltschutz brachte sie dazu, sich ausschließlich diesen Themen zu widmen und sich selbst einem Lifestylewandel zu unterziehen. „Nach dem Beschluss, Fast Fashion nicht mehr zu unterstützen, fielen sicher 95 % meiner bestehenden Partner weg“, berichtet Alizadeh. Doch sie fühlte sich durch die Resonanz innerhalb ihrer Community in ihrer Entscheidung bestärkt. Heute bewirbt Alizadeh nur noch eine Handvoll Unternehmen, die auch „ihren Werten entsprechen“ – so etwa Produkte des Tex­tilfaserkonzerns Lenzing.

Seit Anfang 2020 wird die ­Wienerin durch das Influencer-Management Yilmaz Hummel zusätzlich unterstützt: „Oft denken Menschen, sie kennen mich, weil sie mir auf ­Social Media folgen. Sie erlauben sich dann manchmal in Anfragen sehr viel. Ich verstehe mittlerweile, wa­rum Cele­britys Bodyguards haben – mein Management ist auch so ein wich­tiger Puffer für mich.“

Ihre Unternehmungen gehen mittlerweile über die sozialen Medien ­hinaus: Alizadeh ist Gründerin des Modelabels Dariadéh, das 2017 aus einer Kooperation mit dem deutschen Ministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit entstand. Im Rahmen der Kampagne rund um die prekären Arbeits­verhältnisse von Näherinnen in Indien designte Alizadeh ein T-Shirt. Die riesige Nachfrage nach dem rasch vergriffenen Shirt spornte die Bloggerin an, ihr eigenes Label zu gründen. Die Produktion findet in Portugal statt, vorrangig in kleinen Familienmanufakturen.

Ein Team von insgesamt zehn Leuten rund um Alizadeh ist für Dariadéh tätig. Gewinnziele oder ­einen Businessplan hat sie bis heute nicht: „Ich bin eine sehr intuitive Unternehmerin und arbeite weniger mit Zahlen und Fakten, sondern verlasse mich auf mein Mitgefühl und meine Intuition. Auch große, finanzielle Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus“, so Alizadeh.

Das gleiche Vorgehen begleitete sie auch bei der Entstehung ihres Buchs „Starkes weiches Herz“. Bis heute wurden rund 50.000 Exemplare gedruckt, Alizadeh hielt sich 14 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, kurzzeitig war sie sogar auf Platz drei. Wovon das Werk handelt? Neben vielen autobiografischen Erzählungen und der Schilderung persönlicher Hürden beschreibt Alizadeh auch, wie man sein Bauchgefühl im Leben nutzen kann.

Text: Chloé Lau
Foto: Maria Noisterni

Der Artikel ist in unserer Mai-Ausgabe 2020 „Geld“ erschienen.

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