Bildungspakete schützen Neuaktionäre vor Verlusten

Die einstige Sparbuch-Republik Deutschland verfolgt wieder gebannt Börsenkurse und deren tägliches Auf und Ab. Ähnlich wie in den USA haben auch hierzulande Millionen neuer und vor allem junger Privataktionäre den Finanzmarkt für sich entdeckt.

Durch Corona saßen viele Leute zwangsweise zu Hause fest, erhielten aber weiter ihr Gehalt, das sie kaum anderweitig ausgeben konnten – also wandten sie sich verstärkt Aktien und Co zu, eine erfreuliche Entwicklung angesichts von Niedrigrenditen bei Lebensversicherungen und Nullzinsen auf Sparbüchern. Der durchschnittliche Jahresertrag an der Börse hingegen liegt auf zehn Jahre gerechnet bei knapp 14 Pro­zent.

Das stellt eine ganz ordentliche Performance dar – doch das sind nicht die Zeiträume, die die Neulinge vor Augen haben. Die meisten von ihnen wollen den schnellen Profit, und die Erfolgsstorys der Tesla-Aktie oder von Bitcoin dienen ihnen als Vorbilder. Gamestop, das Objekt aller Begierden und Zentrum des Hypes, hat seit Jahresbeginn um rund 1000 Prozent zugelegt. Das möchte nun jeder, und der Zugang zum Börsenhandel ist dank Neo­brokern und niedrigen bis abgeschafften Gebühren kinderleicht. Nun gibt es aber auf nicht regulierten Plattformen leider keine Garantie auf exorbitante, ja nicht einmal kleinste Gewinne. Im Rückblick sieht immer alles so einfach aus – aber ohne das notwendige Fachwissen wirft das Phänomen Börse zu viele Fragezeichen auf. Viele Börsenneulinge erleben nun schmerzlich, dass ihre Aktien auch ins Minus rutschen können. Die frisch erblühte Börsenkultur kann durch solche Verluste schnell wieder unter die Räder kommen.

Daher plädiere ich für mehr Regulierung und mehr Wissensvermittlung, um die jungen Aktionäre zu schützen. Künftig sollten Broker unerfahrene Trader auf extreme Risiken hinweisen müssen, um Spekulation so unattraktiv wie möglich zu machen, beispielsweise anhand eines Warn-Buttons bei riskanten Papieren, der Neulingen als Signal dient. Wenn junge Leute über mehr Wissen verfügen und weniger an der Börse spekulieren, wird das System der Aktienmärkte gestärkt – und die aktuelle Beliebtheit bleibt bestehen. Der klassische Börseneinsteiger kommt am finanziellen Bildungsweg daher nicht vorbei, und das zu seinem größtmöglichen Vorteil: Fach­liche Seminare und professionelle Coaches warnen proaktiv vor Spekulation, erklären, ab wann sich ein Trade wirklich lohnt und wie man sich gegen horrende Verluste schützen kann. Auf diesen wertvollen Schatz an Informationen greifen Neuaktionäre noch viel zu selten zurück. Feste Leitplanken erhöhen die Relevanz des Aktien­handels in breiten Bevölkerungsschichten und machen Trading seriöser – was sich mittel- und langfristig auszahlt, denn die Branche hat nichts davon, wenn das Börseninteresse nur ein Stroh­feuer ist.

Ben Bilski
...ist Gründer und CEO des Fintech-Start-ups Naga Group. Er war 2018 auf der „Under 30“-Liste von Forbes vertreten.

Mit einer Wissensvermittlung, die für mehr Verlässlichkeit sorgt, können Broker obendrein noch mehr Aktionäre für sich gewinnen. Sie werden dann mit Strategie investieren, statt wild zu zocken. Brokerplattformen, die verbindlich über die Grundregeln, Risiken und Marktmechanismen aufklären, verhindern impulsives Spekulieren und schwere Verluste bei jungen Anlegern – und stärken damit das Vertrauen in die Börse.

 

Gastkommentar: Ben Bilski
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.

Dieser Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 5–21 zum Thema „Travel & Tourism“.

 

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