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Chiara Ferragni baute ein Modeimperium auf, doch eine umstrittene Weihnachtskuchen‑Kampagne zog einen Betrugsprozess nach sich, der ihre Marke und ihr Geschäft schwer getroffen hat.
Chiara Ferragni, einst eine der bekanntesten Mode‑ und Lifestyle‑Influencerinnen Italiens, sieht sich 2025 einem Strafprozess wegen angeblicher irreführender Werbung und Betrugsvorwürfen gegenüber. Die 38‑jährige Unternehmerin, die Millionen Follower auf Social Media hat und früher zu den Forbes‑30‑Under‑30 gehörte, trat im November in Mailand vor Gericht auf, wo der sogenannte Pandorogate-Fall verhandelt wird.
Im Zentrum des Verfahrens steht eine Zusammenarbeit aus dem Jahr 2022 zwischen Ferragni und dem italienischen Süßwarenhersteller Balocco. Im Rahmen dieser Kooperation wurde ein limitiertes „Pandoro Pink Christmas“‑Produkt verkauft, das über soziale Kanäle und Werbematerialien als wohltätiges Projekt präsentiert wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft Ferragni vor, Verbraucher durch Botschaften und Verpackung irreführend glauben gemacht zu haben, dass ein Teil der Erlöse direkt einem Kinderkrankenhaus in Turin zugute komme. Tatsächlich war eine Spende bereits Monate vor dem Verkaufsstart festgelegt worden und nicht an die Verkaufszahlen gekoppelt.
Ferragni und ihre Unternehmen Fenice S.r.l. sowie TBS Crew S.r.l. haben bereits Millionenstrafen und Vergleichszahlungen geleistet im Zusammenhang mit Werbe‑ und Marktregulierungsbehörden, die Praktiken als irreführend einstuften. Die Anklage fordert zudem eine Haftstrafe von bis zu 20 Monaten, was nach italienischem Recht bei einer Verurteilung unter gewissen Bedingungen zur Aussetzung der Strafe führen kann.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen haben auch wirtschaftliche Folgen: Nach Jahren schnellen Wachstums geriet Ferragnis Markenportfolio in Schwierigkeiten, darunter Fenice, das zuvor mehrere Flagship‑Stores unterhielt und hohe Einnahmen erzielte. Der Pandorogate-Skandal hat die Wahrnehmung der Marke verändert und zu einer Reihe von finanziellen Belastungen geführt, während der Prozess fortgesetzt wird.
Ferragni bestreitet die Vorwürfe und hat erklärt, sie habe in gutem Glauben gehandelt. Ihr Anwaltsteam argumentiert, der Fall habe keine strafrechtliche Relevanz. Das Urteil wird in einem kommenden Verhandlungstermin erwartet.
Text: Martina Di Licosa
Foto: Wikimedia Commons