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2019 haben Josephine und Til Joseph ihre Marke Joseph Atelier zum Leben erweckt und seitdem eine treue Community aufgebaut. Jetzt kehren sie bewusst zurück ins Analoge – mit einem ästhetischen Altbau-Office in Berlin, monatlichen Community-Brunches und der Überzeugung: Echte Leidenschaft führt zu nachhaltigem Erfolg.
Bondi Beach, Sydney, und 20 Pizzen: Auf ihrer Australien-Reise im vergangenen Sommer posten Josephine und Til Joseph eine Instagram-Story, in der sie ihre Community zu einem Get-together einladen. Doch dann geschieht etwas, womit sie nicht gerechnet haben: Über hundert Menschen stehen plötzlich vor ihnen. Zwei junge Frauen berichten den Gründern, dass sie einander in einem Hostel begegnet sind – verbunden durch ein gemeinsames Detail: Beide trugen Kleidung von Joseph Atelier. Genau solche Momente sind es, die das Label antreiben.
Was ein Jahr vor Ausbruch der Coronapandemie mit digitalem Fokus begann, kehrt nun bewusst ins Analoge zurück: Nach sechs Jahren auf Reisen eröffneten die beiden Gründer ihr eigenes Office in Berlin-Prenzlauer Berg. Das neue Büro symbolisiert den Abschluss einer Zeit des ständigen Unterwegsseins.
Begonnen hatte alles während der Corona-Zeit, als sich der Beginn von Josephine Josephs neuem Mietvertrag immer wieder verschob. Das Paar reagierte pragmatisch und machte das Reisen zur Lösung. Mit den ersten selbst designten Kollektionen im Gepäck und gemeinsamen Freunden zogen die beiden los. Die Locations inspirierten sie zu weiteren Joseph-Atelier-Kollektionen – von Fuerteventura über Italien bis New York.
Im vergangenen Jahr wurde jedoch eine Herausforderung deutlich: Das Gründer- und Ehepaar verbrachte wenig Zeit in Berlin – zu wenig für ein funktionierendes Team. „Wir haben gemerkt, dass das Team nicht die beste Version von sich selbst sein kann, weil wir es nicht sind“, erklärt die Gründerin.
Während viele Unternehmen das Online-Business ausbauen, setzen die Gründer auf physische Präsenz: „Ganz viele entscheiden sich gerade gegen Büros. Aber für uns ist es umso wichtiger, damit das interne Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird“, sagt Josephine Joseph.
Getreu dem Markennamen soll ein Atelier entstehen, in dem Samples wieder selbst genäht werden – wie in der Anfangszeit von Joseph Atelier. „Wir existieren seit sechs Jahren, aber 2025 war das erste Jahr, in dem wir sagten: Jetzt entwickeln wir langfristige Strukturen“, so die Gründerin.
Die meisten Entscheidungen treffen die Gründer aus dem Bauch heraus. „Damit liegen wir meistens richtig“, sagt Til Joseph.
Wenn man Leidenschaft an die erste Stelle setzt, dann folgt der wirtschaftliche Erfolg ganz von selbst.
Josephine Joseph
Aktuell arbeitet ein Team von zwölf Personen für das Unternehmen, die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem sind fließend. Lea Ruddigkeit, Josephine Josephs beste Freundin, ist Teil des Teams. Josephine und Til Joseph sind nicht nur Geschäftspartner, sondern auch verheiratet. Die Voraussetzung für diese Beziehung: bedingungslose Ehrlichkeit. „Bei uns gibt es kein ‚Darüber reden wir zu Hause‘“, sagt Til Joseph. Konflikte werden sofort angesprochen. Das Resultat ist eine neue Form von Freiheit: Jeder darf sein, wie er oder sie ist – eine Kernbotschaft von Joseph Atelier, die das Team selbst vorlebt.
Neue Mitarbeitende stammen häufig aus der Community. Um diese Community auch persönlich zusammenzubringen, werden die Gründer im neuen Jahr monatliche Sunday Brunches im Berliner Office veranstalten. Jeder Brunch wird sich einem Thema widmen und von Freunden, Influencern oder der Community selbst gestaltet werden. „Wir wollen einen Ort schaffen, den wir selbst ein bisschen vermisst haben“, so Josephine Joseph.
Die Community der Brand ist vielfältig: Tall Girls – Josephine Joseph ist selbst über 1,80 Meter groß –, kreative Köpfe und Vielreisende genauso wie Studierende, die das Brand-Konzept fasziniert. Alle verbindet die Passion für Fashion und Lifestyle.
Ein Prinzip unterscheidet Joseph Atelier von vielen anderen Brands: Influencer und Community werden gleichermaßen eingeladen. „Wir sind eine der ersten Brands, die Influencer in Events mit der Community vermischt haben“, sagt Josephine Joseph. „Man ist kein besserer Mensch, weil man Reichweite hat – man hat einfach nur mehr Möglichkeiten.“
Um ihren Werten treu bleiben zu können, ist Joseph Atelier komplett eigenfinanziert. Das schränkt ein, schenkt aber vor allem Freiheit – etwa, um ein Produkt ohne Logo herauszubringen, wie es die Gründer dieses Jahr mit ihrer ersten Knitwear gewagt haben. Es ist erst der Anfang der Kollektionserweiterung auf Basis zeitloser Fashion-Pieces.
Das neue Jahr wollen die Gründer nutzen, um die Marke darauf vorzubereiten. „Wir wollen den perfekten Ausgleich aus Kreativität und Organisation schaffen“, so Josephine Joseph. Die zentrale Botschaft der Gründer: „Wenn man Leidenschaft an die erste Stelle stellt, dann folgt der wirtschaftliche Erfolg ganz von selbst.“ Und Til Joseph ergänzt: „Als Gründer darf man nicht aufgeben, wenn es mal schlecht läuft, sondern muss dranbleiben.“ Das wissen beide aus eigener Erfahrung – als Freunde und Familie anfangs skeptisch waren.
Für Josephine Joseph ist eine Botschaft zentral: „Eine Marke wie Joseph Atelier ist nicht etwas, das nur wir aufbauen können. Ich glaube ganz doll daran, dass, wenn man authentisch ist und die richtigen Leute findet, alles möglich ist.“
Das Office in Berlin ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg. In Zeiten von künstlicher Intelligenz setzt Joseph Atelier auf das, was keine Technologie ersetzen kann: echte Begegnungen – und eine Community, die füreinander da ist.
Foto: Paula Siegel