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Vom kleinen Sub- zum großen Generalunternehmer: Die Geschichte von Herbert Gröller, Gründer und CEO des Luxusyachten-Ausstatters Lothos, liest sich wie eine amerikanische Aufsteigergeschichte. Mit seiner Arbeit für die reichsten Menschen der Welt brachte er es selbst zu großem Wohlstand – Gröller selbst sagt, er habe sich „step by step“ hochgearbeitet.
Die Marke Lothos und deren Unternehmungen verstehen sich auf die Gestaltung luxuriöser, maßgeschneiderter Innenräume für Yachten. Die verbauten Materialien sind dabei von allerhöchster Qualität und an die individuellen Bedürfnisse der anspruchsvollen Klientel angepasst. Scrollt man durch die Homepage des Unternehmens, reiht sich ein Design der Extraklasse an das nächste – vom handgefertigten Möbel über modernste Entertainment-Technik bis hin zum Beleuchtungssystem. Herbert Gröller, Gründer und CEO von Lothos, betreut aktuell 75 Yachten – deren Eigner fast alle Milliardärsstatus haben, so Gröller, der sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb der kommenden zehn Jahre zu den weltweit Top-Ten-Yachten-Innenausstattern zu werden.
Die Chancen dafür, so der CEO, stehen gut, die Branche sei relativ krisensicher. In den vergangenen 15 Jahren, seitdem er Lothos ins Leben gerufen hat, habe er darüber hinaus viele Mitbewerber kommen und gehen gesehen. Um in seiner Branche Erfolg zu haben, brauche es enorm viel Wissen um die bestehende Substanz und ein exzellentes Netzwerk an Partnern und Zulieferern, erklärt der Profi.
„Ein Boot“, holt Gröller zur Erklärung der Prozesse etwas aus, „wird zwar nur einmal gebaut, aber mehrmals umgebaut und braucht darüber hinaus Services in hoher Frequenz“; um keine unnötigen Reparaturkosten anzuhäufen (die gleich einmal in die Millionen gehen können) und auch, um nicht aus seiner Klassifizierung zu fallen, so der CEO weiter. Ohne Service keine Klassifizierung, keine Flagge (Kennzeichen) und dann keine Versicherung mehr – „und dann darfst du auch in keinen Hafen mehr einfahren“.
Die Einsätze der Lothos-Arbeitsteams sind dabei aber auf eine kurze Zeit der Montage auf der Yacht in einer Werft beschränkt. Davor werde geplant, designt, gebaut und ausgemessen – quasi alles auf einen Tag X vorbereitet, wo dann alles nahtlos über die Bühne gehen muss, damit die Yacht und ihre Eigner nach kurzer Zeit wieder auslaufen können. Gröller: „Die Boote sind den ganzen Sommer über auf Saison und in den kurzen zwei Monaten, wo sie in irgendeiner Werft stehen, bringen wir von den Handwerkern über die Werkstücke und Designs bis hin zum neuesten technischen Feature alles vor Ort und montieren es. Spätestens in der ersten Dezemberwoche fahren dann alle los, um pünktlich zur Saison zum Beispiel wieder in der Karibik zu sein.“ Die Teams müssen in kürzester Zeit enorm viel abwickeln und alles müsse reibungslos ablaufen – es sei extrem viel Organisation und Management im Hintergrund zu erledigen, so Gröller. „Und diejenigen, die das alles im Griff haben, sind mir die liebsten Mitarbeiter und Partner.“ Denn das Allerschlimmste seien Reklamationen, so Gröller weiter. „Wenn also alle anderen in die Saison fahren, ist die schwierigste Zeit des Jahres für mich vorüber“, grinst der CEO.
Ich sage immer: ,Das Konto darf nie unter null gehen‘ – diese Philosophie zieht sich durch alle meine Unternehmen.
Herbert Gröller
Und schwierige Zeiten hat der Unternehmer, der seit zehn Jahren in Monaco lebt, auch in anderer Form schon erlebt – etwa als ihm mehr als 80 % seiner Kunden nach der Invasion Russlands in die Ukraine weggefallen sind. „Die Gelder unserer russischen Kunden sind eingefroren worden und mir ist das Geschäft weggebrochen“, erinnert er sich. Glücklicherweise sei diese Lücke aber rasch mit neuen Kunden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch aus der Schweiz gefüllt worden, sagt er.
Mit den Jahren seien seine Kontakte zu den unterschiedlichsten Zulieferern und Partnern derart erstarkt, dass daraus zum Teil mittlerweile lukrative Beteiligungen entstanden seien, sagt Gröller, der auch in das eine oder andere Start-up investiert. Diese Kontakte, die er sich über die Jahre zu den Superreichen aufgebaut habe, treiben das Geschäft ebenfalls an, und an diesen Punkt habe er sich „step by step“ hochgearbeitet, sagt er.
Er habe als Nachtkästchen-Tischler in einem kleinen Tischlereibetrieb angefangen und war – bis heute – durch und durch perfektionistisch. „Ich kam aber irgendwann an den Punkt, an dem man sagt, dass man vor lauter Arbeiten nicht mehr zum Geldverdienen kommt“, sagt er. „Ich wusste, wenn ich den Hobel noch einmal in die Hand nehme, geht es mit meinem Kontostand bergab. Das war der Moment, an dem ich vom Handwerker zum Unternehmer geworden bin“, so Gröller. Er musste abgeben und managen. Das Abgeben sei ihm, der gerne die Kontrolle behalte, besonders schwergefallen, sagt er. Und da Österreich für seine Visionen zu klein war, ging er nach Monaco – „dort ist das Geschäftemachen aber auch viel einfacher als in Österreich. Im Südburgenland – dort, wo ich herkomme – kommt man nicht an diese großen Geschäfte“, so der Lothos-CEO.
Seit rund einem Jahr gibt es nun eine Lothos-Niederlassung in Zeltweg und bald auch eine in Wien; nicht zuletzt auch wegen der zunehmenden Aufträge aus der Heimat, sagt Gröller. Man habe sich in Österreich für das erste Geschäftsjahr einen eher bescheidenen Businessplan mit einem geplanten Umsatz von rund 4,5 Mio. € verordnet, so der CEO; der sich aller Voraussicht nach aber mehr als verdreifachen, „eher vervierfachen“ werde, so Gröller weiter. Alles habe er persönlich finanziert. „Ich sage immer: ,Das Konto darf nie unter null gehen‘ – diese Philosophie zieht sich durch alle meine Unternehmen.“
Foto: Sigrun Sauerzapfe aka Siggi