Der Beat des Gründers

Spotify mag mittlerweile zwar börsennotiert sein. Doch Gründer Daniel Ek hat nicht vor, deshalb andere den Takt in seinem Unternehmen vorgeben zu lassen.

Bereits mit 23 Jahren war Daniel Ek Millionär. Nach einem kurzen Abstecher als Programmierer in einer Stockholmer Werbeagentur erkannte der von klein auf technologiebegeisterte Schwede, dass die Werbewelt für ihn uninspirie­rend war – und versuchte, sich abzulenken. Ek besorgte sich ein schickes Dreizimmerapartment, einen knallroten Ferrari und verbrachte seine Nächte in Clubs. „Ich war zutiefst verunsichert, wusste nicht, wer ich bin oder wer ich sein wollte“, erzählte der Unternehmer 2012 in der Forbes-Coverstory (für die auch das Bild oben geschossen wurde, Anm.). Der Artikel präsen­tierte Ek damals einer breiten Öffentlichkeit. „Ich wollte cooler sein, als ich war“, sagte Ek damals. So beschloss er, sich in eine Wald­hütte zurückzuziehen, um zu meditieren und Gitarre zu spielen. Von dort kehrte er mit dem Plan für Spotify nach Hause zurück. Das Unternehmen gründete er 2006 gemeinsam mit Martin Lorentzon. Und von Anfang an folgte Spotify seinem ganz eigenen Beat.

Die Idee war revolutionär: eine Streaming-App für Musik mit Elementen eines sozialen Netzwerks, die Künstlern ein Erlösmodell bieten sollte. Ungewöhnlich war das alles einerseits, weil das schwedische Hauptquartier weit weg von traditionellen Tech-Hubs war; aber auch der Börsengang verlief anders als bei anderen Unternehmen. Schon die Börseneinführung im April dieses Jahres fand ohne die sonst übliche Roadshow statt, ebenso ohne Ausgabe neuer Anteile sowie eine Haltefrist bereits vorhandener Anteilseigner. Das Unternehmen listete direkt an der New Yorker Börse, umging Investmentbanker – inklusive ihrer Honorare –, ohne dabei Schaden zu nehmen (wie viele ursprünglich vermuteten). Das Ergebnis war vorhersehbar: Mit einem Vermögen von 2,4 Milliarden US-$ nimmt Ek nun seinen Platz neben anderen ultrareichen Mitgliedern der Digitalrevolution ein – etwa Instagram-Gründer Kevin Systrom, Twitter-Chef Jack Dorsey oder Airbnb-Mastermind Brian Chesky. Ek stellte sicher, dass er und sein Co-Gründer Lorentzon weiterhin Spotifys Rhythmus angeben. Die beiden kontrollieren weiterhin 80 Prozent der Stimmrechte. ­Kürzlich präsentierte Ek seinen Plan, das Angebot von Spotify mit jenem des Videostreamingdienstes Hulu in einem Abonnement zu bündeln.
Im Moment erwarten die Märkte, dass Ek Wachstum vor Gewinne stellt. Analysten sagen voraus, dass Spotify bis 2019 Geld verlieren wird. „Ich bin kein Investor“, sagte Ek vor sechs Jahren zu Forbes. „Ich möchte
einfach nur Dinge verbessern.

Dieser Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2018 „30 Unter 30“ erschienen.

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