Der „Blutkreislauf“ der Wirtschaft: die Logistik

Rund ein Drittel des weltweiten Containerverkehrs geht durch den Suezkanal. Oberösterreich ist auf dieser Route stärker als der EU-Durchschnitt involviert – wegen der engen Beziehung zu Deutschland.

Transportiert werden etwa Medikamente, Computerchips und Fahrzeugteile. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (Wifo) und Vizepräsident des Instituts für Supply Chain Intelligence (ASCII): „Aktuell stellen wir fest, dass es im Moment 63 % weniger Verkehr durch den Suezkanal gibt, als man es eigentlich statistisch für die ersten zwei Jännerwochen erwarten würde.“ Der Umweg über Afrika erhöhe die Transportkosten.

Die weltweite Lieferkettenkrise hat in den letzten Jahren die Verwundbarkeit der globalen Wirtschaft und die Notwendigkeit einer Robustheit und Flexibilität in den Lieferketten aufgezeigt. Die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit den Angriffen der Huthi-Rebellen im Roten Meer haben zu erheblichen Verzögerungen in den Lieferketten geführt, was auch zur steigenden Inflation beiträgt. Um Unternehmen widerstandsfähiger zu machen, hat das Wifo einen globalen Stressindex für Lieferketten entwickelt, der auch für Österreich nutzbar gemacht werden soll. Das vor einem Jahr gegründete ASCII mit Sitz in Steyr und Wien sammelt hierbei Daten zu Transportwegen. Die Informationen seien

dann für alle Unternehmen einsehbar. Insgesamt zehn Mio. € fließen in das Institut – den größten Teil übernimmt das Wirtschaftsministerium. Das Land Oberösterreich investiert 2,5 Mio. €. Institutspräsident Franz Staberhofer: „Wir beschäftigen uns mit nationalen und internationalen Lieferketten, sodass wir auch das, was die Firmen brauchen, hereinbringen. Und, dass wir einen Gegencheck mit der Wirtschaft machen.“

Ziel ist es, drohende Engpässe frühzeitig zu erkennen und die Sicherheit zu erhöhen. Vor einem Jahr wurde das ASCII gegründet, um diese Herausforderungen anzugehen. Schwerpunkte der Forschung liegen auf der Transformation der Mobilität, der Sicherung von Halbleiterlieferungen und der Vermeidung von Medikamentenengpässen. Unternehmen wie die Voestalpine greifen bereits auf die Forschungsergebnisse zurück, um sich auf Veränderungen vorzubereiten und bei künftigen Krisen lieferfähig zu bleiben. Gabriel Felbermayr betont die Bedeutung einer effizienten Gestaltung des geplanten EU-Lieferkettengesetzes, um Umweltstandards und Menschenrechte zu wahren, aber überbordende Bürokratie zu vermeiden. Er schlägt vor, Zulieferer aus Drittstaaten zu überprüfen und zu zertifizieren, wenn sie die Vorgaben einhalten, um die Kosten zu senken und die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen. Dieses Thema verdeutlicht die wachsende Bedeutung einer robusten und flexiblen Lieferkette in einer globalisierten Wirtschaft und die Notwendigkeit von Maßnahmen, um für künftige Anforderungen gerüstet zu sein.

Anika Fallnbügl

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