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Christian Mattasits hat die Finanzfuchsgruppe seit 2016 von einem Ein-Mann-Büro zu einem der am schnellsten wachsenden Finanzdienstleister Österreichs ausgebaut. Mit digitalem „Financial Profiling“ und Social- Media-Marketing möchte das Unternehmen die traditionelle Finanzberatung revolutionieren. Das Ziel: bis 2030 Marktführer werden.
Aus dem 19. Stockwerk des „The Icon Vienna“ am Wiener Hauptbahnhof haben wir an diesem wolkenlosen Tag eine eindrucksvolle Aussicht auf die Stadt. Die Kirchtürme Wiens stechen aus der Häusermasse hervor; am Stadtrand erheben sich die Weinberge der Außenbezirke Döbling und Hernals. 2023 weitete die Finanzfuchsgruppe ihr Büro im „Icon“ auf drei Viertel des Stockwerks aus. „Wir bauen stark aus. Wir sind wie ein Speedboot – superwendig und schnell in unseren Entscheidungen, bedingt durch unsere schlanken Strukturen“, sagt Christian Mattasits, während er aus dem Panoramafenster blickt.
Seit 2016 führt Mattasits gemeinsam mit seinem Team die Finanzfuchsgruppe und hat das Unternehmen zu einem der am stärksten wachsenden Finanzdienstleister Österreichs entwickelt. Der Erfolg basiert auf gemeinsamer Leistung: Von 3.000 Anträgen im Jahr 2016 wuchs die Finanzfuchsgruppe auf über 20.000 im Jahr 2024. Insgesamt konnte das Team seitdem ein Finanzierungsvolumen von mehr als 550 Mio. € vermitteln.
„Besonders spannend ist, dass wir unser stärkstes Wachstum in den letzten drei Jahren verzeichnen konnten. Die höheren Zinsen haben gezeigt, wie groß der Bedarf an professioneller Finanzberatung ist“, so Mattasits. Heute betreut die Finanzfuchsgruppe mit rund 200 engagierten Vermittlern rund 50.000 Kunden – und setzt dabei konsequent auf Teamarbeit, Zusammenhalt und gemeinsame Weiterentwicklung.
Die Finanzfuchsgruppe verfolgt eine radikale Digitalisierung der Beratung, gepaart mit einem Marketing-Ansatz, der eher an ein Lifestyle-Start-up als an einen Finanzdienstleister erinnert. Welche Technologien stecken dahinter? Und kann Merchandise – in der Ecke des Meetingraums steht ein Ständer mit schwarzen Hoodies, T-Shirts und Kappen – ein Beratungsunternehmen wirklich „cool“ machen?
Mattasits dachte als Kind nicht, dass er irgendwann CEO einer Finanzberatung sein würde; Finanzen hatte er aber schon im Kopf. Die HTL brach er ab – aus Ungeduld, sagt er, denn: „Ich wollte unbedingt etwas aufbauen, Geld verdienen.“ Nach einer Lehre und dem Zivildienst landete er 2005 in der Finanzdienstleistung, wo er bei einem der großen österreichischen Anbieter andockte. Zehn Jahre lang sammelte er Erfahrung, absolvierte staatliche Prüfungen, bildete sich weiter.
Schnell wurde ihm klar: Die Branche musste sich fundamental verändern. „Der Markt war einfach überaltert: veraltete IT-Systeme, überalterte Berater. Die Menschen in unserer Branche müssen einfach jünger werden, um neue Kunden einzufangen“, sagt Mattasits. Er sah eine Chance, es besser zu machen. 2015 stieß er auf die Finanzfuchsgruppe. Der damalige Eigentümer hatte Ideen, so erzählt Mattasits die Geschichte, aber wenig Umsetzungskraft. Mattasits verhandelte sich als Geschäftsführer und Miteigentümer ins Unternehmen. Der Deal: Er würde das operative Geschäft übernehmen. Nach einem halben Jahr stieg der Gründer aus. „Er hat sich selbst disqualifiziert“, sagt Mattasits nur.
Im gemeinsamen Austausch entwickelte die Finanzfuchsgruppe die Leitidee „The Future of Financial Services“ – eine sechsteilige Blaupause für die Transformation der gesamten Branche. Dabei stand das Team vor zentralen Fragen: Wie muss der Finanzberater der Zukunft aufgestellt sein? Welche Zielgruppen gilt es wie zu erreichen? Welche Rolle übernehmen Technologie und Marketing in diesem Wandel? Auf Grundlage dieser Überlegungen entstand Schritt für Schritt die Unternehmensstrategie, getragen von der Zusammenarbeit vieler Köpfe. Die These wurde so nicht nur zu einem theoretischen Modell, sondern zur praktischen Orientierung, an der sich das gesamte Team bis heute ausrichtet.

Die Menschen wollen mehr vom Leben – mehr Freiheit, mehr Erlebnisse. Und dafür brauchen sie nun mal auch mehr Geld.
Christian Mattasits
Die ersten Jahre waren für die Finanzfuchsgruppe herausfordernd. Viel Zeit und Kapital mussten in den Aufbau einer soliden digitalen Infrastruktur investiert werden. Das Team entwickelte neue Technologien und schuf die Grundlage für nachhaltiges Wachstum. „Wir mussten zunächst eine stabile Basis schaffen – das war detailreiche, mühsame Arbeit“, erinnert sich Mattasits. Immer wieder stellte sich die Frage: Wie kann ein junges Unternehmen überleben? Und welche Mittel bleiben für die Weiterentwicklung?
Die entscheidende Wende kam mit der Coronapandemie. „Jeder Lockdown brachte uns einen enormen Kundenzuwachs“, heißt es rückblickend mit einem Augenzwinkern. Während viele traditionelle Berater erst auf digitale Beratung umstellen mussten, war die Finanzfuchsgruppe bereits vorbereitet – mit Online-Beratungen, digitalen Unterschriften und transparenten Vergleichstools konnte das Team den Markt in dieser Zeit deutlich besser bedienen als andere, erzählt Mattasits. Gleichzeitig nutzten viele Menschen die gewonnene Zeit, um sich intensiv mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen – ein Momentum, das die Finanzfuchsgruppe gemeinsam erfolgreich aufgriff.
Das Herzstück der digitalen Infrastruktur der Finanzfuchsgruppe ist das „Financial Profiling“: Statt des klassischen Verkaufsgesprächs, bei dem der Berater dem Kunden Probleme aufzeigt und Lösungen verkauft, zapft das System in Echtzeit Datenbanken an – von Eurostat über die Global Health Data Bank bis zu Versicherungsdatenbanken. Der Kunde gibt seine Basisdaten ein: Alter, Wohnort, Familienstand, Einkommen, Wünsche und Ziele. Er kann selbst entscheiden, welche Informationen er preisgibt, aber mit mehr Informationen funktioniert das Tool besser. Mattasits’ Technologie erstellt quasi einen digitalen statistischen Doppelgänger und kann so etwa Pensionslücken ausrechnen oder Strategien zum Vermögensaufbau vorschlagen.
„Der Kunde sieht – auf Basis von Statistiken und seinem ‚Financial Profile‘ –, welche finanziellen Probleme auf ihn zukommen könnten“, sagt Mattasits. Darauf aufbauend werden Ziele definiert und Wege dorthin aufgezeigt.
Im letzten Schritt werden die besten Angebote von über 65 Banken, 60 Versicherungen und Tausenden Investmentprodukten automatisch verglichen. Das System spuckt aus, welche Produkte am besten zu den Kunden und ihren finanziellen Zielen und Risiken passen.
Parallel zur technologischen Stärke setzt die Finanzfuchsgruppe auf eine Marketingstrategie, die Finanzberatung zugänglicher machen soll: Die „Mehr Leben“-Kampagne, die zu Beginn dieses Jahres startete, positioniert Finanzberatung „nicht als notwendiges Übel, sondern als Lifestyle-Entscheidung“, so der CEO. Die Botschaft: „Menschen wollen mehr vom Leben – mehr Gesundheit, mehr Freiheit, mehr Erlebnisse. Und dafür brauchen sie nun mal auch mehr Geld.“ Gemeinsam mit Markenbotschaftern wie Ex-Tennisprofi Dominic Thiem, Leichtathletin Ivona Dadic, dem paralympischen Schwimmer und Weltrekordhalter Andreas Ernhofer, UFC-Kämpfer Aleksandar Rakic oder der Kickboxerin Stella Hemetsberger produziert die Finanzfuchsgruppe Doku-Formate für Youtube und Instagram. Der firmeneigene Podcast „Mehr Leben Talks“ mit Moderator Norbert Oberhauser holt Persönlichkeiten auch hinters Mikrofon. Eine „Mehr Leben“-Playlist von DJ Flip Capella transportiert die Message musikalisch. Darüber hinaus ist die Finanzfuchsgruppe auch bei Events vertreten, die für die Finanzbranche unüblich sind – etwa bei der Vienna Fashion Week. Sogar ein eigenes Maskottchen wurde entwickelt: Finn, der Finanzfuchs, wurde auf der Jahresauftaktveranstaltung 2025 als „Co-CEO“ vorgestellt.
2025 will die Gruppe 15 bis 20 Millionen unterschiedliche Instagram-Konten erreichen, der Youtube-Kanal soll auf 15.000 Abonnenten wachsen. Denn 60 bis 65 % der Neukunden sind zwischen 20 und 40 Jahre alt – eine Zielgruppe, die genau auf solchen Kanälen unterwegs ist und die traditionelle Finanzberater kaum erreichen.
Die Rekrutierung und Ausbildung der Berater folgt ebenfalls einem unkonventionellen Ansatz: „Wir nehmen nicht jeden“, betont Mattasits. Die Recruiting-Sessions laufen über mehrere Termine. „Wenn du das Herz am rechten Fleck hast, kannst du weniger falsch machen im Leben“, so Mattasits. Er betont, dass seine Berater – die meisten sind Selbstständige oder Franchisenehmer – dem Kunden nicht „irgendwelche Produkte andrehen“, sondern dessen finanzielle Probleme lösen sollen.
Die hauseigene Academy bietet 5.000 Stunden Videomaterial, die Ausbildung dauere in der Regel zwischen zwölf und 18 Monate, sagt Mattasits. Das Programm gliedert sich in drei Stufen: Onboarding, Advice und Master. Berater werden zu „Corporate Influencern“ geschult, lernen Content-Erstellung und Social-Media-Marketing. Die Verbleibquote liegt bei über 80 % – laut Mattasits ungewöhnlich hoch für die Branche.
Ein Aspekt, der Mattasits besonders am Herzen liegt, ist die Finanzbildung. „In Österreich sind wir da leider grottenschlecht. Wir lernen wirklich alles gut – außer wie wir uns finanziell absichern können“, klagt er. Die Finanzfuchsgruppe soll diese Lücke zumindest zum Teil füllen – nicht mit Seminaren, sondern mit Entertainment-Formaten auf Social Media. Mattasits möchte Finanzthemen so aufbereiten, dass sie für die „Tiktok-Generation“ relevant und verständlich werden.
Gleichzeitig betreibt das Unternehmen seit einigen Jahren die „Finanzfuchs Kinder- und Familienhilfe“. Es gehe nicht um PR – „wir hängen das nicht an die große Glocke“, betont Mattasits –, sondern darum, Familien in Notlagen zu betreuen. Seine Frau leitet die Initiative, die Familien teilweise über Jahre hinweg begleitet. Finanziert wird die Hilfe aus Spenden von Beratern, Projektpartnern und der Firma selbst.
Die Expansionspläne der Gruppe sind ambitioniert: Bis 2030 will Mattasits die Finanzfuchsgruppe zum umsatzstärksten Finanzdienstleister Österreichs machen. Der Markteintritt in Deutschland ist für 2026 geplant, danach sollen weitere CEE-Märkte folgen.
Bisher wurde das Wachstum hauptsächlich aus dem Cashflow finanziert, so der CEO. Erst 2023/24 holte Mattasits strategische Investoren für spezifische Projekte an Bord – nicht für Auszahlungen, sondern für Investitionen in IT-Entwicklung und neue Projekte. Für die internationale Expansion sucht er nun nach Partnern. „Banken und Versicherungen haben zu wenig Personal“, analysiert Mattasits. „Wir können besser rekrutieren, wir können besser ausbilden. Wir können auch besser verkaufen.“ Die Finanzfuchsgruppe könnte also das Personal und die IT-Infrastruktur mitbringen, traditionelle Banken könnten das Kapital zur Verfügung stellen.
Auch auf die aktuelle Marktsituation blickt Mattasits mit Zuversicht, er sagt: „Die Spreu trennt sich vom Weizen.“ Wenn Kunden statt 0,5 % plötzlich 4–5 % Zinsen zahlen müssen, dann brauche es echte Beratung – und genau da könne die Finanzfuchsgruppe ihre Stärken ausspielen.
Die Zukunft gehöre jenen, so Mattasits, die Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Chance begreifen. Die alte Welt der Finanzberatung, in der „Berater mit Aktenkoffer in der Hand an der Haustür klingeln“, sei vorbei. Die neue Welt spiele sich auf Smartphones ab, in Apps und auf Social Media. Und genau dort will die Finanzfuchsgruppe ihre Kunden abholen. „Bis 2030 sind wir in Österreich der umsatzstärkste Finanzdienstleister – das ist unsere Vision, und die wird sich nicht verändern“, so Mattasits. Der Kurs ist gesetzt – das Speedboot nimmt Fahrt auf …
Fotos: Gianmaria Gava