Der Preis der Inspiration

Vertex Pharmaceuticals ist eines der innovativsten Unternehmen der Welt und zeigt, wie Medikamentenentwicklung geht.

Eigentlich weiß Mark Sleeper nicht, ob er ein Placebo oder das zu testende Arzneimittel bekommen hat, aber so gut wie jetzt hat er sich in den letzten 27 Jahren – so lange leidet er schon an der tödlich verlaufenden Lungen­erkrankung Mukoviszidose – nie gefühlt. „Es war einfach überwältigend“, zeigt sich Sleeper euphorisch.

Die Energie, die ihm das Husten oder auch nur das bloße Atmen abverlangte, stand plötzlich für tägliche Verrichtungen zur Verfügung. Zu Beginn ist er gleich einmal zwei Tage wach geblieben. Nach 15 Tagen Behandlung mit dem Präparat hatte sich seine Einsekundenkapazität, d. h. das Volumen, das innerhalb einer Sekunde forciert ausgeatmet werden kann, von 70 Prozent der normalen Leistung auf den Normalwert verbessert. „Ich möchte auf jeden Fall, dass das Medikament zugelassen wird, denn das war einfach unglaublich“, meint Sleeper begeistert. „Schon die 15 Tage waren toll. Wie großartig wäre es erst, wenn man es einen Monat lang nehmen könnte!“ Oder gar ein Leben lang. Die im Juli veröffentlichten Studienergebnisse zu drei ähnlichen, aber doch unterschiedlichen Kombipräparaten des Biotech-Konzerns Vertex Pharmaceuticals mit Sitz in Boston bestätigen die Erfahrungen von Mark Sleeper: Die Lungenpatienten erreichten – mit Verbesserungen um zehn Prozent und mehr – absolute Spitzenwerte. Nur einmal zuvor hatte es ähnliche Jubel­meldungen in der Behandlung der Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose (CF) genannt, gegeben: bei Kalydeco, einem anderen Vertex-Produkt, das für die Behandlung bei sechs Prozent der etwa 30.000 von der Krankheit betroffenen US-Amerikaner zugelassen wurde. Die neuen Kombi­arzneimittel könnten für fast alle CF-Patienten ähnliche Verbesserungen bringen.

„Es wird zu einem Paradigmenwechsel kommen“, meint Jeffrey ­Leiden, CEO von Vertex. „Wir werden nicht vier verschiedene Arzneimittel für unterschiedliche Patientengruppen haben und es wird auch keine stufenweise Verbesserung geben. Wir werden die Krankheit als Ganzes in den Griff bekommen. Die Wirksamkeit wird ähnlich gut sein wie bei ­Kalydeco.“

Es müssen zwar noch Langzeitstudien durchgeführt werden, aber der Vertex-CEO ist nicht als Einziger en­thusiastisch. „Wir haben immer davon geträumt, dass es eines Tages so weit sein würde“, zeigt sich ­Francis Collins erfreut, der vor 28 Jahren das CF verursachende Gen identifiziert hat und heute Direktor des US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH), der wichtigsten US-Behörde für biomedizinische Forschung, ist. Die ­Investoren sind auch begeistert: Die Vertex-Aktie stieg seit Jahresanfang um 106 Prozent, die Marktkapitalisierung liegt bei stolzen 38 Milliarden US-$. Laut Einschätzung der Analysten könnten die Umsätze, die voriges Jahr aufgrund der existierenden CF-Präparate bei 1,7 Milliarden US-$ lagen, bis 2021 auf das Dreifache wachsen und schließlich die Sieben-Milliarden-Dollar-­Marke erreichen. Hauptsächlich diesem Durchbruch ist es ­geschuldet, dass Vertex auf Platz 17 der Forbes-­Liste der weltweit innovativsten ­Unternehmen rangiert. Als CEO des Pharmakonzerns steigt auch Jeffrey Leiden dabei nicht schlecht aus. Die Gesamtsumme seiner Bezüge seit 2012 beträgt 111 Millionen US-$.

Aber Innovationen haben natürlich immer auch ihren Preis, auch im eigentlichen Wortsinn. ­Kalydeco, mit dem Vertex seinen ersten ­großen Markterfolg schaffte, kostet 311.000 US-$ pro Patient und Jahr. Orkambi – mit geringerer Wirksamkeit – wird bei einer größeren Anzahl von Patienten eingesetzt als Kalydeco, kostet aber 272.000 US-$. Die Wall Street erwartet für die neuen Arznei­mittel einen Listenpreis von 200.000 US-$ und mehr, wenn die Präparate in ein paar Jahren auf den Markt kommen. Diese ­Dimensionen verursachen sogar bei Patienten wie Mark Sleeper gemischte Gefühle. „Ich finde es schrecklich, dass das Präparat so teuer ist. So wird es für viele Menschen nicht zugänglich sein“, kommentiert er. „Aber mir ist schon klar, dass sie bessere Medikamente machen werden, wenn sie viel Geld verdienen. Als Betroffener sehe ich beide Seiten.“

„Sie werden bessere Medikamente machen, wenn sie viel Geld verdienen“ ist die Maxime, die hinter dem gesamten Patentwesen steht: Innovative Unternehmen sollen nach jahrelanger Forschung als Belohnung auch einmal saftige Gewinne einfahren. Das Bestehen der Pharmaindustrie und die laufende Entwicklung neuer Medikamente zeugen ­davon, dass das funktioniert. Aber ­steigen die Chancen auf einen weiteren Durchbruch, wenn man schon einmal ein innovatives Präparat entwickelt hat? Das ist nicht eindeutig zu beantworten. Pfizer zum Beispiel lancierte 1996 den Cholesterinsenker Lipitor, der wenig später das meistverkaufte Präparat weltweit werden sollte. In den folgenden zehn Jahren investierte Pfizer mehr in Forschung und Entwicklung als jedes andere Pharmaunter­nehmen, brachte aber nur ein einziges Medikament auf den Markt, das die Milliarden-Dollar-Grenze überschritt. Andere Unternehmen feierten serien­weise Erfolge: Merck mit Herzmedikamenten in den 1990er-Jahren, Genentech mit Krebs­präparaten in den frühen Nullerjahren. In der Pharmabranche geht man jedoch davon aus, dass ein großer Durchbruch meist nur einmal gelingt.

Eine neue Generation an Biotech-­Unternehmen versucht, diesem Trend zu kontern. Bei Regeneron Pharmaceuticals (Nr. 10 auf der Forbes-Innovationsliste) folgte auf den ersten Markterfolg – mit einem Medikament, das bei drohender Erblindung eingesetzt wird – ein weiterer mit einem Arzneimittel gegen schwere Haut­allergien. Incyte Pharmaceuticals (Nr. 6 im Ranking), Hersteller eines Krebs­präparats, das eigentlich als Eintagsfliege eingestuft worden war, scheint kurz vor ­einem weiteren Coup zu stehen. Und ein Musterbeispiel für Unternehmen, die sich nach einem ersten umfassenden Markterfolg mit großem Engagement in die Forschung stürzen und damit erneut re­üssieren, ist das erwähnte Vertex Pharmaceuticals.

Als Jeff Leiden im Februar 2012 CEO von Vertex wurde, war die Finanzlage des Unternehmens katastrophal. Zwar lag die weltweit erfolgreichste Markteinführung eines Arzneimittels – Incivek, ein Präparat gegen Hepatitis C – nur kurz zurück und die Umsätze erreichten sensationelle 1,6 Milliarden US-$ im ersten Jahr nach der Zulassung, doch ein neues, besseres Präparat, nämlich ­Sovaldi von Gilead Sciences, drohte, alles zunichtezumachen. Als sich der Erfolg von Sovaldi abzuzeichnen begann, stürzte die Aktie von Vertex zwischen April und Dezember 2011 um 50 Prozent ab.

Laut Ian Smith, seit 16 Jahren CFO bei Vertex, war dies eine „ziemlich dramatische“ Erfahrung. Mehr Geld war in der Folge an der Wall Street auch nicht mehr zu holen. „Wir hatten die Investoren enttäuscht“, meint Smith rückblickend. „Man kann ihnen dann nicht sagen: ‚Kein Problem, wir richten das Unternehmen neu aus!‘“ Vor Übernahme der CEO-Funktion war der damals 56-jährige Jeff Leiden unsicher, ob er die Position überhaupt annehmen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er beruflich bereits fast alles erreicht: Er war ein angesehener Kardiologe, ehemaliger COO des Pharmariesen Abbott Laboratories und Risikokapitalgeber. Im Vorstand bei Vertex war er seit 2009 vertreten gewesen.

Er wollte bei Vertex einen neuen Weg in der Arzneimittelentwicklung gehen und mehr in F & E investieren anstatt in den Vertrieb. (Die Ausgaben für Verkauf und allgemeine und Verwaltungskosten sind bei den meisten Pharmaunternehmen dreimal so hoch wie das F & E-Budget; Anm.) „Ich hatte die Vision, dass man mit dem richtigen Forschungsansatz, einem Unternehmen in der richtigen Größe und den richtigen Leuten ein nachhaltiges Geschäftsmodell schaffen kann“, erklärt Leiden. „Man muss auf Wissenschafter setzen, die einen Durchbruch in einen erfolgreichen Wirkstoff transformieren können.“

Dieser Plan sollte aber noch einiges an Nerven kosten, ehe es so weit war. Kalydeco, das mit Kosten von 300.000 US-$ pro Jahr ­bezifferte, bahnbrechende Präparat, wurde am Tag vor Leidens Übernahme der CEO-Funktion im Februar 2012 am US-amerikanischen Markt zugelassen. Die Umsätze entwickelten sich rasant und erreichten im Jahr 2013 371 Millionen US-$. Im selben Zeitraum fielen die Umsätze von Incivek jedoch um 70 Prozent auf 466 Millionen US-$ und Leiden musste 15 Prozent der Belegschaft, also 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, abbauen. Im Jahr 2014 stoppte Vertex den Verkauf von Incivek schließlich komplett. CEO Leiden und CFO Smith rechneten indes eifrig und versuchten, die Zahlen hinzubekommen. „Beim gemeinsamen Abendessen und anschließenden Drink fragten wir uns wiederholt, ob dieses Unternehmen überlebensfähig ist“, erzählt Leiden. „Ich rief Ian auch immer wieder mal um zehn Uhr nachts an, weil ich nicht zur Ruhe kam.“ Leiden möchte den Ansatz, den Vertex bei der Forschung rund um die Cystische Fibrose verfolgt hat, auch bei zukünftigen Entwicklungen beibehalten und andere ähnliche Arzneimittel entdecken und entwickeln. Spannend ist, wie viel bei der CF-Schiene des Unternehmens rein zufällig passiert ist. Vertex begann mit der Forschung zu Arzneimitteln zur Bekämpfung von Mukoviszidose im Juni 2001, als das Unternehmen den ­Mitbewerber Aurora Biosciences für 592 Millionen US-$ erwarb. Im Jahr zuvor hatte Aurora eine Förderung in Höhe von 40 Millionen US-$ von der Cystic Fibrosis Foundation erhalten. Dieser Betrag wuchs in der Folge auf 195 Millionen US-$ an.

Gerade als die Kosten des Programms aus dem Ruder zu laufen drohten, stellten sich die ersten Erfolge ein. Frederick Van Goor, seit 15 Jahren für die CF-Forschung verantwortlich, erinnert sich an eine Situation, in der er als Letzter von mehreren Rednern eine Präsentation für die Vorstandsmitglieder halten sollte. Der CSO stand gerade auf, weil er dringend zum Flughafen musste. Van Goor zeigte ein Video von den wiederhergestellten Lungenzellen eines CF-Patienten. Bei Mukoviszidose (lat. mucus = Schleim und viscidus = zäh, klebrig) sind die für den Abtransport von Schmutzpartikeln verantwortlichen Flimmerhärchen in der Lunge nicht funktionsfähig. Im ­Video von Van Goor bewegten sich die Flimmerhärchen wie Grashalme im Wind. Der CSO nahm wieder Platz.

Auch in den Zeiten, in denen Vertex verstärkt auf die Herstellung von Hepatitis-C-Präparaten setzte, wurde die CF-Forschung vorangetrieben, weil sie so vielversprechend war. Der Vorgänger von Jeff Leiden an der Spitze von Vertex, Matthew Emmens, überzeugter Marketingmensch und ehemals CEO des UK-Pharma­riesen Shire, war voll auf die Hepatitis-C-Schiene von Vertex eingeschossen. Er sagte zu Van Goor: „Ich finde das CF-Projekt großartig.“ Das reichte als Motivation. Er und sein Kernteam, das von anfänglich 20 Mitarbeitern auf mehr als 80 anwuchs, waren am Standort San Diego angesiedelt – weit weg vom Vertex-Stammhaus in Boston. Das trug dazu bei, dass die Forscher in Ruhe arbeiten konnten. „Man stellte die erforderlichen Rahmenbedingungen für uns bereit, sodass wir uns trotz aller Widrigkeiten ungestört in die Forschung vertiefen konnten“, berichtet Paul ­Negulescu, Laborleiter am Vertex-Standort San Diego. Es dauerte zwölf Jahre, bis die Forschung erste Früchte trug und das Präparat Kalydeco auf den Markt kam.

Auf die anfängliche Euphorie folgte aber kurz später die Enttäuschung, auch wenn der finanzielle Aspekt dabei erfreulich war: Kalydeco wirkt nur bei CF-Patienten, bei denen eine G551D-Mutation vorliegt, was nur auf etwa fünf Prozent der Betroffenen zutrifft. Die Cystische Fibrose wird durch eine Genmutation verursacht. Der ­Ionenkanal, der für den Transport von Chloridionen in die Zellen verantwortlich ist, funktioniert nicht, ist zu kurz oder fehlt ganz. Das stört den Salz- und Wasserhaushalt der Zellen. Viskoser Schleim bildet sich in der Lunge, Bauchspeicheldrüse und im Verdauungstrakt und führt zu Atem- und Verdauungsbeschwerden. Bei den meisten CF auslösenden Mutationen reichen die Ionenkanäle gar nicht bis zur Zell­oberfläche. Bei Patienten mit dem G551D-Defekt musste Kalydeco die Kanäle wieder in Gang setzen.

Doch um anderen Patienten helfen zu können, mussten Van Goor und sein Team weitere Präparate entwickeln, die die defekten Ionenkanäle an die Zelloberfläche bringen, sodass Kalydeco seine Wirksamkeit entfalten kann. Man widmete sich also Patienten mit zwei Kopien einer anderen Mutation: F508del. Die Ergebnisse waren aber wesentlich schlechter als bei Kalydeco. Bei den infrage kommenden Patienten erhöht Kalydeco das forcierte Einsekunden-Ausatemvolumen (FEV1) um bis zu zehn Prozent der normalen Lungenkapazität. Orkambi erzielt eine FEV1-Verbesserung von drei Prozent.

An dieser Stelle entschloss sich der Vertex-CEO dazu, für Orkambi fast denselben Preis wie für Kalydeco zu verlangen und die Versicherungen und – außerhalb der USA – die Staaten zur Kasse zu bitten. Angesichts der Tatsache, dass Orkambi bei 40 Prozent der CF-Patienten angewendet ­werden kann, war das eine gewinnbringende Entscheidung. Im Vorjahr sorgte ­Kalydeco für Umsätze in Höhe von 703 Millionen US-$. Orkambi mit seiner vergleichsweise schlechteren Wirksamkeit brachte trotz ungünstiger Berichte von Patienten, bei denen es zu Beginn der Einnahme zu Kurzatmigkeit kam, 980 Millionen US-$ ein. Mit diesen Erlösen wird nicht nur die Entwicklung einer nächsten Generation von Orkambi finanziert, sondern auch drei neue Präparate, die bei 90 Prozent aller CF-Patienten wirksam eingesetzt werden sollen.

Der Weg dorthin war steinig. Für die Entwicklung von Kalydeco hatte Vertex 2.000 unterschiedliche potenzielle Arzneimittelmoleküle erforscht. Für die neuen Kombipräparate wurden 30.000 verschiedene Moleküle getestet. Nun stehen drei davon zur Auswahl, die alle zu funktionieren scheinen. Die Pharmaunternehmen reden gerne darüber, dass die hohen Preise für ihre Medikamente in die weitere Forschung fließen, das ist aber oft nur eine vage Willenserklärung. Bei Vertex trifft dies jedoch wirklich zu.

Aber ist das nachhaltig? Kann Vertex den Markt erneut mit einem Mukoviszidosepräparat aufmischen? Die Investmentbanker an der Wall Street sind skeptisch. Brian Skorney, Analyst bei R. W. Baird, glaubt, dass das Unternehmen „ein Schlaglicht auf die Kostendebatte zu Arzneimitteln wirft“. Vertex hat ein Minus von fünf Milliarden US-$ eingefahren – ein schmerzlicher Liquiditätsengpass, mindestens für die nächsten 20 Jahre. Es wurden Arzneimittel für Organtransplantationen und HIV-Patienten entwickelt, die aber floppten. Beim Hepatitis-C-Präparat Incivek war der Erfolg so kurzfristig, dass Skorney daran zweifelt, dass sich die Investition überhaupt bezahlt gemacht hat. „Alle Arzneimittel, abgesehen von den CF-­Präparaten, müssen sich erst noch beweisen“, sagt er.

Geoffrey Porges, Analyst bei Leerink Partners, der die Entwicklung von Vertex seit 14 Jahren mitverfolgt, geht sogar einen Schritt weiter. Im vorigen Jahr empfahl er in einer Mitteilung an die Investoren, dass das Pharmaunternehmen Gilead Sciences, das Vertex in der Hepatitis-C-Medizin weit hinter sich gelassen hatte, Vertex kaufen sollte und dass die Forschung in den Bereichen, die nicht CF betreffen, weitestgehend zurückgeschraubt werden sollte. „In dieser Branche gelingt einem nicht zweimal der große Durchbruch“, unterstreicht Porges seine Ansicht. „Hätte Vertex damals im Jahr 2001 nicht Aurora Biosciences gekauft, würde es das Unternehmen heute nicht mehr geben. Sie wären heute ­einfach nicht mehr vorhanden.“

Und das sind nicht die Worte eines Vertex-Kritikers, sondern eines Analysten, der an das Unternehmen glaubt. Sowohl Skorney als auch Porges geben dank des ­Umsatzpotenzials im Bereich der CF-Präparate eine Kaufempfehlung für die Vertex-Aktie ab. Angesichts der großen Begeisterung vieler Fondsmanager über das Umsatzwachstum bei Krebs-Arzneimittelhersteller Celgene setzte Skorney Vertex im vergangenen Jahr auf die Top-Pick-Liste. Die Pläne von Vertex für die nächsten Jahre ­lassen seiner Meinung nach ein ähnliches Wachstum erwarten. Sogar mehr als das, so Skorney, denn Vertex hat nach zähen Verhandlungen nun endlich eine wichtige Hürde ­genommen: Die kostspieligen Arzneimittel des Konzerns werden jetzt auch am europäischen Markt verkauft. Mit Irland wurde kürzlich die jährliche Zahlung eines nicht genannten Pauschalbetrags an Vertex vereinbart. Porges geht davon aus, dass auch andere Länder außerhalb der USA ähnliche Vereinbarungen abschließen werden. Er gibt die Kosten der neuen CF-Präparate (inklusive Rabatte) in den USA mit 164.000 US-$ pro Patient an, da es hier wegen des lückenhaften Gesundheitswesens mehr Spielraum für Verhandlungen gibt. Für andere Länder erwartet er Kosten von 133.000 US-$. Wenn alle der 75.000 CF-Patienten in diesen Ländern behandelt werden, ergibt das einen Marktwert von insgesamt 8,5 Milliarden US-$.

Vertex selbst ist zuversichtlich, dass es seine strategische F & E-Ausrichtung neu definieren kann. Vor drei Jahren holte das Unternehmen ­David ­Altshuler, einen führenden Harvard-­Genetiker, für die Leitung der Forschung und Entwicklung an Bord, und man begann, sich in der Forschungs­tätigkeit auf Erkrankungen zu konzentrieren, die mit CF in Zusammenhang stehen könnten. CEO Leiden sagt, dass man für die aktuellen CF-Präparate nur 16 Pharmareferenten braucht und dass er 86 Prozent der Gewinne in F & E stecken wird. Auf seiner Liste der für die Vertex-Forschung ins Visier genommenen Erkrankungen stehen seltene Krankheiten wie Sichelzell­anämie, Adrenoleukodystrophie und Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

„All diese Erkrankungen sehen stark nach CF aus oder riechen stark danach“, sagt Jeff Leiden. „Da braucht man keinen Vertrieb und kein B2C-Marketing. Das sind schwerwiegende Erkrankungen, bei denen wir mit unseren Präparaten transformativ ansetzen und die erzielten Gewinne wieder zurück in Forschung und Entwicklung leiten. Das ist das Geheimnis unseres Erfolgs. Wir handeln hier bewusst anders als die meisten anderen in unserer Branche.“

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