Der Weg zur finanziellen ­Freiheit – warum es im Prinzip so einfach ist und es doch so wenige schaffen

Die im Titel dargelegte Frage ist eine, die mich schon eine ganze Weile beschäftigt. Mit gerade einmal 16 Jahren bekam ich mein erstes Finanzbuch geschenkt. Ich hatte zwar schon immer viel gelesen, aber der Wechsel von Romanen zu Sachbüchern veränderte mein Leben: Schnell verstand ich, dass wir uns alle irgendwann um unsere Finanzen kümmern müssen, ob wir wollen oder nicht.

Schon im ersten Buch erfuhr ich vom Kon­zept der finanziellen Freiheit, für die meis­ten eine absolute Traumvorstellung: nicht mehr arbeiten zu müssen, aber dennoch aus­reichend Einkommen zu haben, um sorgenfrei den Le­bens­standard zumindest halten zu können und sich beruflich wie privat selbst zu verwirklichen.

Viele würden ein solches Szenario für sich instinktiv als unerreichbar abhaken – und begehen damit schon den ersten Fehler: Sie versuchen es erst gar nicht.

Dabei ist das Prinzip so einfach:

1. Gib weniger Geld aus, als du verdienst.
2. Investiere die Differenz mit Verstand.
3. Erhöhe die Sparrate stetig und passe deinen Lebensstandard nicht zu schnell nach oben an.

Wer damit früh genug beginnt und dranbleibt, kann im Grunde gar nicht anders, als finanziell frei zu werden.

Aber weshalb schaffen es dann nur so wenige? Zunächst einmal ist es in der Realität scheinbar gar nicht so leicht, weniger Geld aus­zugeben, als man verdient. Zu Beginn unseres Jobs, in der Ausbildung oder im Studium sind wir wahrscheinlich alle mit wenig Geld ausgekommen. Aber prompt haben wir in dem Moment, als sich unsere Einnahmen erhöhten, unseren Lebensstandard nach oben geschraubt.

Man wird aber eben nicht von dem Geld reich, das man verdient, sondern von dem Geld, das man behält. Bei all der Werbung, dem gesellschaft­lichen Druck und der fast selbst­verständlichen Konsumverschuldung ist das aber nicht so leicht – die meisten stehen sich schlicht selbst auf den Füßen.

Aber selbst wenn man spart, bringt es nichts, wenn man das Geld unter dem Kopfkissen parkt. Stattdessen gilt es, sich mit dem Kapitalmarkt zu beschäftigen, um nicht Opfer der Finanzbranche zu werden und sich von findigen „Beratern“ und „Experten“ überteuerte und unrentable Ideen verkaufen zu lassen.

Doch wer hat schon Lust, sich finanziell zu bilden, wenn der Vertreter im schicken Anzug mit dem Leasingwagen doch „kostenlos“ berät und der „Experte“ im Netz die heißesten Aktientipps regelmäßig in seinem Börsenbrief teilt? Unwissenheit schützt aber nicht – vor allem nicht am Kapitalmarkt.

Es ist im Prinzip so leicht, aber unter dem Strich für viele doch so schwierig: einfach bewusst konsumieren, passiv und breit gestreut am Kapitalmarkt investieren, Einnahmen stetig erhöhen, Sparraten vergrößern und dies diszipliniert beibehalten – selbst wenn der Nachbar sich ein neues Auto gekauft hat, der Kegelfreund meint, die nächste Amazon-Aktie gefunden zu haben, Papas langjähriger Finanzberater anklopft oder man selbst nach einer kurzen Erfolgssträhne meint, der neue Warren Buffett zu sein.

Celine Nadolny ist Gründerin und Geschäftsführerin von Book of Finance, dem meistausgezeichneten Finanzblog der DACH-Region, und der Yoliy GmbH.

Text: Celine Nadolny
Illustration: Valentin Berger

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