DIE GLOBALE INDUSTRIE DIGITALISIEREN

„Wir wollen in jeder ­Fabrik der Welt sein“, lautet die ambi­tionierte Antwort von Oliver Stollmann auf die Frage, was das große Ziel seines Unternehmens sei. Als Mitgründer und CEO von ­Actyx stellt er mit seinem ­Unternehmen eine Softwareplattform für die ­Digitalisierung von Fabriken zur Verfügung.

Stollmann gründete das ­Unternehmen 2015 zusammen mit Maxi­milian Fischer und Roland Kuhn in München – Stollmann und ­Fischer hatten einander während des Maschinenbaustudiums an der ETH Zürich kennengelernt. Für Actyx suchten die beiden einen dritten Mitgründer. Kuhn, der sein Studium an der Technischen Universität München mit einem Doktortitel in Physik abgeschlossen hatte, überzeugte sie.

Alle drei hatten bereits Erfahrungen in diversen Großunternehmen – wie Miele, Audi oder dem irischen Industriekonzern Linde – gesammelt, bevor sie sich mit Actyx selbstständig machten. Denn: „Aufgrund dieser ersten Erfahrungen gelangten wir zu der Überzeugung, dass es im Bereich Produktion noch einiges zu tun gibt“, so Stollmann. So stellten sie fest, dass ­einerseits erstaunlich wenig Software in ­diversen Fabriken genutzt wird; ­andererseits sahen sie, dass es an den Werkzeugen, um diese herzustellen, fehlte.

Und genau hier setzt Actyx an, indem es Entwicklern eine Plattform zur Verfügung stellt, mit der man Software für Fabriken schreiben kann. Mit anderen Worten: ­Actyx liefert die Werkzeuge, mit denen der Herstellungsprozess in einer Fabrik digitalisiert werden kann. Dabei geht es weniger da­rum, die Produktionsprozesse an sich zu automatisieren – vielmehr ermöglicht Actyx die Automatisierung der Informationsflüsse. „Die Software führt nicht dazu, dass Montage­arbeit obsolet wird“, so Stollmann.

Mittlerweile beschäftigt ­Actyx 22 Mitarbeiter; die für das Unternehmen tätigen Entwickler sind über ganz Europa verteilt. Erst kürzlich sammelte ­Actyx über ­mehrere Runden eine Investitions­summe von über zehn Millionen US-$ ein. Zu den Kapitalgebern zählen etwa die beiden Venture-Capital-Firmen Paua Ventures und System One aus Berlin sowie weitere Angel-Investoren. Kunden von Actyx sind etwa der finnische Cloud-Service-Spezialist Nordcloud, das deutsche Maschinenbauunternehmen Zwick Roell und der Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co. Letzterer konnte laut Stollmann bei der Erstanwendung der Actyx-Software eine Produktivitätssteigerung von etwa 10 % verbuchen.

Vor allem der Umstand, dass im Zuge einer globalen Pandemie sämtlichen Firmen die Wichtigkeit digitaler Lösungen vor Augen geführt wurde, sorgte bei Actyx für Aufschwung. „Man sah plötzlich, wie fragil die globalen Lieferketten sind, und im Zuge dessen stieg der Bedarf an flexibleren Produktionen und der Digitalisierung des Produktionsprozesses“, so Stollmann.

Auf die Frage, ob seit der Gründung der Konkurrenzkampf auf dem Markt zugenommen habe, antwortet er, dass es auf dem Gebiet „eigentlich noch ­keine etablierte Plattform“ gebe. „Die Kategorie ist ganz neu“, so Stollmann.

Text: Sophie Spiegelberger
Foto: Actyx

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 1/2–21 zum Thema „Innovation & Forschung“.

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Redakteurin & Head of Digital

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