Digital ist nicht egal

Ein Gastkommentar von Thomas Arnoldner, CEO der A1 Telekom Austria Group.

In der Wirtschaft sind wir an Planbarkeit gewohnt. Wir gehen von stabilen oder zumindest vorhersehbaren Rahmenbedingungen aus. Das Jahr 2020 hat uns in dieser Hinsicht den Boden unter den Füßen weggezogen. Mit dem Ausbruch von Covid-19 mussten ganze Unternehmen von heute auf morgen ins Homeoffice übersiedeln oder innerhalb kürzester Zeit ihre Prozesse digitalisieren. Geschäfte mussten ihre Pforten schließen, ebenso Schulen und Kindergärten. Und obwohl viele nicht optimal vorbereitet waren, haben uns digitale Technologien doch gut durch die Krise geholfen. Wie hätten wir so eine Situation vor 10, 20 Jahren gemeistert, ohne die Möglichkeiten von Home Office, Distance Learning oder eCommerce?

Wir haben in den letzten Monaten einen Digitalisierungsschub erlebt, wie wir ihn sonst wohl nie so gesehen hätten – was früher zwei Jahre gedauert hätte, ist plötzlich in wenigen Monaten passiert. Und auch wenn gerade viele Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie notwendig waren, wieder gelockert werden, so wird sich unsere Arbeits- und Lebensweise nachhaltig verändern. Künftig muss jeder Händler gut überlegen, ob er wirklich ohne Online-Shop bestehen können wird. Wer ein Restaurant eröffnet, wird das Lieferservice prozessual zumindest mitdenken müssen.

Thomas Arnoldner
... ist seit 2018 CEO der A1 Telekom Austria Group. Seine berufliche Laufbahn begann Thomas Arnoldner 2003 bei Alcatel Austria. Von 2016 bis 2017 verantwortete er für Nokia die europäische Wachstumsstrategie für mehrere Geschäftsfelder und Märkte, von 2017-2018 war er Geschäftsführer der T-Systems Austria GesmbH.

Neben der Art, Unternehmen auszurichten, wird sich auch die Art ändern, mit der in diesen Unternehmen gearbeitet wird. Wir haben in der Krise gelernt, dass vieles möglich ist, was bisher nicht für möglich gehalten wurde. Das bietet neue Optionen und mehr Flexibilität. Künftig werden wir nicht ausschließlich virtuell arbeiten, aber wir haben die Möglichkeit, zu entscheiden, wann wir ins Büro fahre und wann wir von zu Hause aus arbeiten. Mitarbeiter werden Aufgaben selbstständiger verfolgen können und neue Tools ermöglichen die Zusammenarbeit, ohne physisch am selben Ort zu sein. Zugleich erfordert diese Veränderung von einer Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Kultur aber auch mehr Eigenverantwortung jedes Einzelnen – die gewonnene Freiheit kann nur funktionieren, wenn trotzdem Leistung gebracht wird.

Die Richtung, in die wir uns wirtschaftlich bewegen, also die Digitalisierung aller Bereiche der Wertschöpfungsketten, machen stabile und zukunftsorientierte Netzwerke noch wichtiger, als sie es ohnehin schon immer waren. Der beste Online-Shop ist nutzlos, wenn das Netz nicht funktioniert, die perfekte Home-Office-Infrastruktur macht keinen Sinn, wenn sie überlastet ist. Um sicherzustellen, dass wir auch in Zukunft in der Lage sein werden, so flexibel und schnell auf neue Situationen reagieren zu können, ist es unumgänglich, uns mit der Digitalisierung stärker zu befassen. In vielen Bereichen können und müssen wir in punkto Digitalisierung noch besser werden, etwa im Bildungsbereich oder im Gesundheitswesen. Diese Themen müssen wir angehen, denn Digitalisierung und Technologie machen uns für die Zukunft auch krisenfester. Dieses Bewusstsein müssen wir stärker verankern.

Gastkommentar: Thomas Arnoldner

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