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Es war 23:58 Uhr, als Johannes Pietsch – alias JJ – mit tränenerstickter Stimme die Bühne in Basel verließ. „Wasted Love“, sein dramatischer Mix aus Oper und Techno, hatte Europa nicht nur bewegt, sondern überzeugt. Österreich hat den Eurovision Song Contest 2025 gewonnen. Mit 644 Punkten. Und Standing Ovations von Norwegen bis Zypern. Ein Triumph – ja. Aber mehr als das: ein wirtschaftlicher Auftrag.
Es war 23:58 Uhr, als Johannes Pietsch – besser bekannt als JJ – mit leiser Stimme die Bühne in Basel verließ. Hinter ihm: tosender Applaus, 644 Punkte, und ein Titel, den Österreich zuletzt vor zehn Jahren gewonnen hatte. Vor ihm: viel Verantwortung.
„Wasted Love“ – ein kraftvoller Mix aus Oper und Techno – hat Europa berührt. Und überzeugt. Doch der Sieg beim Eurovision Song Contest 2025 ist mehr als ein musikalischer Erfolg. Er ist eine Einladung, wirtschaftlich und politisch Verantwortung zu übernehmen.
Denn der ESC ist längst nicht mehr nur ein bunter Fernsehabend. Mit rund 180 Millionen Zuseher:innen jährlich ist er ein globales Medienereignis – größer als der Super Bowl, zumindest in Europa. Und er ist ein Wirtschaftsfaktor.
Die Produktionskosten schwanken stark – zwischen 10 und 30 Mio. US-$. Schweden etwa investierte im Vorjahr rund 18 Mio. US-$ – und konnte laut Stadtverwaltung Malmö einen Reingewinn von 38,5 Mio. US-$ erzielen. Wien verzeichnete nach Conchitas Sieg 2015 Einnahmen von rund 27,8 Mio. US-$ – allein durch Veranstaltungen, Tourismus und begleitende Programme. Dazu kommen schwer messbare Effekte: internationale Sichtbarkeit, Imagegewinn, mediale Aufmerksamkeit.
Für Österreich ist 2025 damit mehr als ein Jubiläum. Es ist eine Chance.
Mit dem Sieg kommt die Austragung. Und damit die Frage: Wo? Wien bietet Infrastruktur, Graz könnte überraschen, Salzburg wirbt mit Kultur – auch kleinere Städte wie Klagenfurt oder Innsbruck wären denkbar. Klar ist: Der ORF kann es nicht allein stemmen. Es braucht die Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen. Und eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Kosten.
Aber der ESC ist kein Zuschussprojekt, wenn er richtig gedacht wird. Laut Oxford Economics steigt der Tourismus im Siegerland in den drei Folgejahren im Schnitt um acht Prozent. Hinzu kommen Werbeeinnahmen, Sponsoring, lokale Wertschöpfung – von Hotellerie über Gastronomie bis Handel.
2026 könnte für Österreich ein wirtschaftlich starkes Jahr werden – wenn man die Bühne klug nutzt. Der ESC ist eine Gelegenheit, sich zu zeigen: als innovativer Standort, als offenes Land, als europäische Kulturregion. Wenn das gelingt, wird „Wasted Love“ mehr sein als ein starker Song – nämlich ein sinnvoller Impuls.
Dafür braucht es Planung, politischen Willen und ein realistisches Verständnis von dem, was auf dem Spiel steht. Der ESC ist kein Selbstzweck – aber er ist eine Bühne, auf der viel möglich ist.
Foto: Wikimedia Commons