EIN SKI-ASS MIT STRAHLKRAFT

Mit 25 Jahren hat Katharina Liensberger bereits drei olympische Medaillen und zwei Weltmeistertitel eingesackt, und als erste Frau überhaupt erreichte sie 2021 den höchsten Werbewert aller österreichischen Skifahrer. Doch Liensberger will mehr.

Sie haben drei olympische ­Medaillen, darunter Gold, ­ge­wonnen, sind zweifache Weltmeisterin, haben beim Euro­päischen Olympischen Ju­gend­festival gewonnen und sind nun Forbes-„Under 30“-List­makerin. Was davon würden Sie als Highlight bezeichnen? Oder war es etwas ganz anderes?
Es hat wirklich bereits viele Highlights in meiner Karriere gegeben. Besonders schön war natürlich der Gewinn der beiden WM-Goldmedaillen in Cortina d’Ampezzo und in derselben Saison, 2021, der Gewinn der Slalomkristallkugel. Diesen Erfolg konnte ich durch den Sieg im letzten Saison­rennen in Lenzer­heide fixieren. Die Gold- und die Silber­medaille bei Olympia in der letzten Saison sind für mich persönlich sehr wertvoll. Im Allgemeinen sind es jedoch immer die Geschichten, die hinter den Erfolgen stecken, die einzigartig sind und die Erfolge auch so schön machen. Die vielen Erfahrungen, Erlebnisse und emotionalen Momente bleiben für immer in mei­nem Herzen.

Was möchten Sie in Ihrer Karriere noch unbedingt erreichen?
Ich will mich weiterentwickeln und möglichst viele Weltcupsiege einfahren. Ein großer Traum wäre es, irgendwann den Gesamtweltcup gewinnen zu können – doch das Wichtigste ist für mich neben all meinen sportlichen Zielen, dass ich gesund und glücklich noch lange das machen kann, was ich liebe; das heißt, dass ich mit Begeisterung noch viele Skirennen fahren kann. Es freut mich immer besonders, wenn ich dem einen oder anderen Menschen dadurch ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Gibt es bezüglich der Erfolge oder des Skifahrens ein Vorbild, zu dem Sie aufblicken?
Für mich wäre es nicht richtig, einen einzigen Namen hervorzu­heben, ich bin jedoch dankbar für alle erfolgreichen Skirennläufer der vergangenen Jahre, die den Skirennsport weiter vorangetrieben und ihn auf ein immer höheres Level gesetzt haben. Die Beständigkeit von Marcel Hirscher mit seinen acht Gesamtweltcupsiegen oder der Olympiasieg der Amerikanerin Mikaela Shiffrin mit nur 18 Jahren sind für mich definitiv mehr als herausragend.

Es gab in den letzten Jahren intern viele Veränderungen beim ÖSV. Haben Sie als Athletin das Gefühl, dass sich die Dinge verbessern? Was würden Sie sich vom Verband wünschen?
Veränderungen sind immer eine Chance für Weiterentwicklung, und ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich damit machen darf. Die Ein­satzbereitschaft des Teams ist groß­artig und ich würde mir wünschen, dass durch zielorien­tiertes Handeln auch die Ergebnisse in eine positive Richtung gehen.

In der öffentlichen Debatte war die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen im Sport ein großes Thema. Wie stehen Sie zu diesem Thema? Wäre es gerechtfertigt, wenn Sie gleich viel Geld wie die ÖSV-­Männer verdienen?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass für gleiche Leistung auch gleich viel verdient werden soll, ganz egal, ob es um Männer oder Frauen geht. Aus dieser Perspektive würde ich es sehr wohl gerecht­fertigt finden, wenn ich für den­selben Erfolg gleich viel Geld wie die ÖSV-Männer verdienen würde. Allerdings geht es im Sport in finanzieller Hinsicht vor allem um Sponsorengelder, Einschaltquoten und Medienrechte – da gibt es natürlich Unterschiede zwischen Damen- und Herrensport, weshalb in dieser Hinsicht Unterschiede gerechtfertigt sind.

2021 waren Sie mit 4,9 Millionen der österreichische Skistar mit dem höchsten Werbewert – als erste Frau überhaupt. Wie erklären Sie sich das?
Sehr schön an meinem Job ist mit Sicherheit, dass ich viele Leute begeistern kann und meine Freude mit ihnen teilen kann. Ich hatte das Glück und die Chance, meinen Lebenstraum verwirklichen und leben zu können; meine Begeisterung für den Skirennsport, was man auch durch mein Lachen oft sehen kann, gab vermutlich vielen Menschen in herausfordernden Zeiten Mut, Kraft und Hoffnung. Es ist mir wichtig, das, was ich mache, auch mit ganzem Herzen und authentisch zu machen. Das ist, was mich auszeichnet. Es hat mich selbst überrascht, dass ich den höchsten Werbewert als erste Frau überhaupt erzielen konnte – vielleicht ist es auch an der Zeit, dass die Leistungen der Frauen in der Gesellschaft genauso anerkannt werden wie die der Männer.

Die Klimakrise führt dazu, dass die Bedingungen allgemein schwieriger werden. Wie blicken Sie auf dieses Problem?
Es betrifft uns als Skirennläufer ganz dramatisch, wenn man nur die schwierigen Trainingssituationen im heurigen Sommer und Herbst betrachtet. Der Klimawandel hat heuer nicht nur das Training auf den Gletschern kaum realisierbar gemacht, sondern auch die Zahl der Trainingsgebiete wird immer kleiner. Für uns Skisportler ist es wichtig, eine Balance zwischen Professionalität und ökologischem Bewusstsein zu finden. Eine Lösung, die bereits angedacht wird, ist ein späterer Beginn der Weltcup­rennen und eine Verlängerung der Saison im Frühjahr.

Sie sind „Under 30“-Listmakerin – was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Es ist für mich eine besondere Ehre, und ich hätte mir nie gedacht, dass ich als Skirennläuferin diese Auszeichnung erhalten werde. Umso mehr freut es mich natürlich, sie erhalten zu haben!

Katharina Liensberger wurde 1997 in Feldkirch geboren. Seit 2018 gehört sie der österreichischen National­mannschaft im Skifahren an. Sie gewann bisher drei olympische Medaillen und wurde zweimal Weltmeisterin.

Foto: Liensberger

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