Energie vergeht nicht – Ressourcen schon

Bereits für die Generation Y, also all jene, die in den 1980er- oder frühen 1990er-Jahren geboren wurden, ist Klimaschutz „non-negotiable“, also ein nicht verhandelbares Muss. Für die Generation Z, also alle um die Jahrtausendwende und danach Geborenen, ist das genauso.

Zugegeben: Unter ihnen finden sich auch laute, anstrengende Moralapostel, die behüteter aufwuchsen als ihre Eltern und so privilegiert sind, dass sie sich um sogenannte „First World Problems“ kümmern können: Sie trinken aus Glasflaschen, tragen Se­condhand-Mode und verzichten auf das Fliegen. Manche in den 1960er- und 1970er-Jahren Geborenen belächeln sie deshalb auch. Ihre Eltern haben sie dazu er­zogen, nicht bei offenem Fenster zu heizen – man müsse Energie sparen.

Dass das physikalisch aber gar nicht möglich ist, wissen wir schon lange. Im Universum besteht ein immer gleichbleibendes Kontingent an Energie; das Prinzip der Energieerhaltung besagt, dass En­ergie nicht vergeht, sondern sich nur wandelt. Beim Verbrennen von Öl wird die Bindungsenergie aufgebrochen und als Wärme freigesetzt. Sie wärmt uns, sie bewegt uns – auf Autobahnen oder auf transatlantischen Flügen. Und sie bewegt eben auch mich, die ich öfter, als es mir recht ist, im Flugzeug sitze, um zwischen meiner Wahlheimat New York und meinem Arbeitsort Wien zu pen­deln. Die Wärme bleibt. Und sie hinterlässt Spuren: schmelzende Polkappen, brennende Wälder, re­gel­rechte Flutwellen. Auch das ist nichts Neues.

Neu ist einzig der immer heftiger aufkommende Konflikt zwischen Jung und Alt, wenn es um den Klimaschutz geht. Ich will nicht verallgemeinern, aber im Großen und Ganzen achten „die Jungen“ deutlich besser auf ihren persönlichen Klima­fußabdruck als „die Alten“. Dass wir etwas gegen die Klimakrise tun müssen, das haben nicht alle, aber die meisten verstanden. Dass wir alle persönlich damit anfangen müssen – da scheinen die jungen Generationen den älteren etwas vorauszuhaben. Denn Klima ist persönlich. Das habe ich selbst erlebt, als im ver­gangenen Sommer auf meine alte Heimat, das Ahrtal, schier unendliche Regenmassen fielen. Mein Großvater schwamm in der nächtlichen Flutwelle, die die Max-Planck-Straße in Ahrweiler entlangschoss und seine Wohnung ausspülte, in Sicherheit; seine Frau, also meine Großmutter, schaffte es leider nicht. Sie verstarb – als wahrscheinlich direkte Folge des Klimawandels. Na­tür­lich ist auch meine Oma nicht verloren, ihre En­er­gieform hat sich nur verändert. Damit tröste ich mich.

Und es tröstet mich auch, zu sehen, dass junge Menschen sich Gedanken über Probleme machen, für die sie nichts können, die sie aber betreffen. Sie wollen nachhaltig leben und wirtschaften, wollen nachhaltige Unternehmen gründen und ihren Drink eben mit einem Papierstrohhalm genießen. Dass sie älteren Semestern dabei manchmal laut und unangenehm vorkommen, mag sein; dass sie sich teilweise moralisch überlegen fühlen, ist ver­mutlich auch richtig. Lächerlich oder unerwachsen ist die Erkenntnis, dass der Klimawandel etwas Höchstpersönliches ist und wir alle unseren Beitrag (egal ob groß oder klein) leisten müssen, aber keineswegs. Wer daran noch immer zweifelt, kann ja meinen Opa fragen. Der muss im Gegensatz zu vielen anderen in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon jetzt mit den schweren Folgen leben.

Text: Sophie Schimansky

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 1–22 zum Thema „Ressourcen“.

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Deputy Editor in Chief

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