FAHRPLAN DER ZUKUNFT

Das Start-up Konux ermittelt mittels Sensoren den Zustand von Zugweichen – so können Wartungen standardisiert und Zugausfälle minimiert werden. Die Deutsche Bahn setzt bereits darauf – nun will Konux in China Fuß fassen.

Begonnen hat alles im BMW-Werk in München im Jahr 2012. Andreas Kunze, damals noch Student an der Technischen Universität München (TUM), arbeitete dort als Werkstudent und traf auf Andreas von Bechtolsheim, Silicon-Valley-Star, Milliardär und einer der ersten Investoren von Google. Auf seine Einladung hin verbrachte Kunze einen Sommer im Silicon Valley. Beeindruckt von der Tech-Szene entschied sich Kunze für den Weg des Gründers. 2014 kehrte er ins Silicon Valley zurück – mit einem Stipendium für die Universität Stanford (Kunze studierte ursprünglich Information Systems, Anm.) in der Tasche. Dort lernte er Dennis Humhal und Vlad Lata kennen, mit denen er 2014 Konux gründete.

Gesundheitszustand von Maschinen ermitteln

Das Trio begann, Ideen zur Verbesserung von Maschinensteuerungen zu schmieden. „Jede Maschine oder Anlage hat eine Steuerung – diese befiehlt der Maschine basierend auf Sensordaten, was sie tun soll. Aber die Steuerung ermittelt nicht den Gesundheitszustand der Maschine. So kamen wir auf die Idee der ‚Predictive Maintenance‘“, sagt Kunze. Das Konzept – Maschinen werden gescreent, um diese proaktiv warten zu können und damit Ausfallzeiten zu minimieren – gefiel einer Gruppe von Investoren (darunter von Bechtolsheim) derart gut, dass sie Konux eine Starthilfe von zwei Millionen US-$ gaben. Es sollte aber bis 2016 dauern, bis Konux eine geeignete Branche dafür fand.

„Die Bahn ist das nachhaltigste und sicherste Transportmittel, hat jedoch gegenwärtig das Manko der Unpünktlichkeit“, sagt Kunze. Das liegt laut dem Konux-CEO vor allem an einem kritischen Element: den Weichen. Die manuelle und zyklusbasierte Wartung der Weichen sei für 20 % der Verspätungsminuten bei Bahnen verantwortlich. Konux hat eine IoT-Lösung dafür entwickelt: ein auf künstlicher Intelligenz (KI) basierender Sensor auf der Weiche, der entsprechende Daten zum Zustand der Weichen erfasst. Die gesammelten Daten werden dann per Mobilfunk in das Konux-System gesendet. Dort werden diese verarbeitet und dem Kunden bereitgestellt. So kann präzise vorausgesagt werden, ob ein Wartungsbedarf bei den Weichen besteht. Konux bietet dies als Software as a Services (SaaS) an: Der Kunde bezahlt eine monatliche Abonnementgebühr pro installiertem System.

Riesenmarkt China als nächstes Ziel

Konux kooperiert eng mit der Deutschen Bahn, seit 2015 ist das Sensorsystem von Konux an Weichen im Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn im Einsatz.

Insgesamt konnte Konux bisher 51 Millionen € an Investments einsammeln. Das Start-up beschäftigt nahezu 70 Mitarbeiter und ist für Kunden in über einem halben Dutzend Ländern tätig. Den Zukunftsmarkt sieht Kunze vor allem im Fernen Osten. So hat Konux bereits in Japan Fuß gefasst – doch das Augenmerk liegt auf China. Für den Markteintritt hat Konux einen großen Akteur an Land gezogen: Alibaba, das erst kürzlich eine Millioneninvestition in Konux tätigte. Der Tech-Riese sei laut Kunze sowohl aus strategischer als auch aus technischer Sicht der optimale Partner, um in China wettbewerbsfähig zu sein. Die Weichen für den chinesischen Markteintritt sollen jedenfalls noch dieses Jahr gestellt werden.

Der Artikel ist in unserer Juli/August-Ausgbe 2019 „Smart Cities“ erschienen.

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