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Die Fitnessbranche war in den letzten zehn Jahren geprägt von einer starken Verlagerung von ­großen Fitnessstudios (wie z. B. Equinox, 24 Hour Fitness oder Holmes Place) hin zu Boutique-Studio­konzepten wie Soulcycle, Barry’s Bootcamp oder F45, bei denen der Trainer der wichtigste „Wertschöpfer“ ist. Die Kunden kommen, weil sie eine starke Bindung zu einem bestimmten Trainer spüren, der für ein einzigartiges Trainingserlebnis verantwortlich ist.

Im Zuge der Covid-Pandemie begannen ­viele ­Trainer damit, ihre eigenen On- und ­Offlinekurse vom Wohnzimmer aus oder im Freien zu veranstalten – sie benötigten die Studios nicht mehr, um ihr Geschäft zu betreiben. Und nicht nur das: Der Deutsche Fitnessverband (DIFG) erwartet, dass die Zahl der Studiomitglieder im Laufe des Jahres um 10 % sinken wird. Zudem gab das Global Wellness Institute an, dass der virtuelle Fitnessmarkt 2019 sechs Milliarden US-$ erwirtschaftete und bis 2027 auf 60 Milliarden US-$ wachsen wird, und die Onlinezeitschrift The New Consumer sowie die Venture-Capital-Firma Coefficient Capital befragten 3.500 Amerikaner und fanden heraus, dass 76 % der Menschen aufgrund der Pandemie nun vermehrt zu Hause trainieren. Unter den Millennials sind es sogar 82 %; davon bevorzugen 81 % das Training zu Hause gegenüber jenem im Studio.

Niklas Schwake
...absolvierte einen Master in Entrepreneurship and SME Management an der Maastricht University. 2018 landete Schwake in seiner Position als Director bei Earlybird Venture Capital auf der „30 Under 30 DACH“-Liste von Forbes. Heute ist er als Mitgründer der Body-&-Mind-Plattform Zezam (vormals Kaha) tätig.

Die Kombination aus geschlossenen Fitnessstudios und einer steigenden Nachfrage nach Wellnessdienstleistungen wird weitreichende Auswirkungen haben; in den kommenden Jahren sind drei Haupttrends erwartbar. Nummer eins: Lokale Communitys zentrieren sich um die besten Coaches. Weil mit dem Beginn der Pandemie viele Coaches ihre Studiokunden auf ihre eigenen Kanäle verlagert und die Beziehungen zu ihnen weiter ausgebaut haben, wurde das Wertversprechen von Studios weniger attraktiv und Kunden begannen, mit ihren Lieblingstrainern zu trainieren, wann und wo immer sie wollten, ohne einen Zwei-Jahres-Vertrag zu unterschreiben und eine monatliche Gebühr zu zahlen. Die direkten Beziehungen zwischen Trainern und Kunden werden sich verstärken und die besten Trainer werden daraus Kapital schlagen.

Zweitens: Wellness wird hybrid sein. Die Kunden fordern maximale Flexi­bilität und wollen jederzeit und überall ­trainieren. Sie werden verlangen, dass sie je nach ihrem Zeitplan zwischen Livestreams, On-Demand-Trainingsplänen und persönlichen Trainingseinheiten mit ihren Lieblingstrainern wechseln können. Drittens: Wellness wird multidimensional sein. Bei Wellness geht es um eine ganzheitliche Gesundheit, die körperliches, geistiges, spirituelles und emotionales Wohlbefinden umfasst. Körperliche und geistige Konzepte werden in ein Training integriert und ein präventiver Lebensstil wird die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt ersetzen. Da körperliche Gesundheit und Sicherheit während der Pandemie bedroht sind, hat die Zeit, die in der Isolation verbracht wurde, zu einem Reset der Prioritäten der Verbraucher geführt. Werte, Gewohnheiten und Normen, die bestimmen, was wir konsumieren und wie wir konsumieren, könnten sich nun dramatisch verändern – und nicht zuletzt den Wandel in der Fitnessbranche weiter vorantreiben.

Gastkommentar: Niklas Schwake
Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.

Dieser Gastkommentar erschien in unserer Ausgabe 2–21 zum Thema „Health & Wealth“.

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