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Von der Studentenwohnung zu einem Jahresumsatz von weit über 50 Mio. €: Amelie Schröpfer und Chris Stahl haben mit Teveo eine Fitnessmarke aufgebaut, die komplett eigenfinanziert wächst. Ihr Geheimnis: Qualität bis ins kleinste Detail – und eine Community, die von Anfang an Teil des Unternehmens war.
Ein zehn Quadratmeter großes Zimmer in einer Studentenwohnung: Hier beginnt 2019 die Geschichte von Teveo. Amelie Schröpfer und Chris Stahl packen Pakete, drucken Versandetiketten aus und verschicken ihre ersten Sport-Leggings an Kundinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Wir haben uns gedacht, wenn fünf Leute was bestellen würden, wäre das toll“, erinnert sich Schröpfer. Nach zehn Minuten war der erste Drop ausverkauft.
Heute, fünf Jahre später, beschäftigt das Unternehmen 160 Mitarbeitende, erzielt einen Umsatz deutlich über 50 Mio. € und operiert aus einem eigenen, 20.000 Quadratmeter großen Headquarter mit DGNB-Platin-Zertifizierung – der höchsten Auszeichnung für nachhaltige Logistikgebäude. Das Besondere daran: Teveo ist komplett eigenfinanziert, ohne Venture Capital oder externe Investoren.
Die Idee zu Teveo (Spanisch für „Ich sehe dich“) entstand aus persönlicher Unzufriedenheit. Schröpfer hatte 2017 begonnen, ihre Fitnessreise mit einer wachsenden Community auf Instagram zu teilen. Sportbekleidungsmarken wurden auf sie aufmerksam und boten Kooperationen an. „Ich habe gemerkt, ich kann mich entweder nicht mit der Marke identifizieren oder mit den Produkten“, erzählt sie. Die Designs gefielen ihr nicht – vor allem aber fehlte ein Element: der Booty Scrunch, eine spezielle Nähtechnik, die Passform und Optik von Sport-Leggings verändert.
Schröpfer wandte sich an Chris Stahl, ihren Kommilitonen an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg. Die beiden hatten einander am ersten Uni-Tag kennengelernt, drei Jahre später präsentierte Schröpfer ihm ihre Geschäftsidee. Stahl sagte sofort zu – und die beiden Gründer investierten den größten Teil ihrer Ersparnisse in den Aufbau des Unternehmens. Externe Finanzierung kam für das Duo nie infrage: „Wir sind der Meinung, dass wir kein Fremdkapital brauchen, um unsere Vision zu erreichen“, erklärt Stahl.
Was Teveo von Mitbewerbern unterscheidet, liegt im Detail. Während größere Marken oft günstigere Materialien wählen, um Kosten zu senken, setzt Teveo auf hochwertige Fasern und Garne. Der Booty Scrunch, mit dem alles begann, wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile hat Teveo vier bis fünf verschiedene Scrunch-Varianten entwickelt, eine davon ist als Patent angemeldet. „Ich glaube, keiner steckt so viel Liebe und Entwicklung in einen Scrunch, wie wir es tun“, sagt Schröpfer.
Wir wollen etwas schaffen, das inspiriert, sich zu bewegen, und den Sport vorantreibt.
Amelie Schröpfer
Statt Prozesse auszulagern, baut das Unternehmen alles selbst auf – von der Produktentwicklung über die Logistik bis zur IT. „Wir sind von Anfang an den härteren Weg gegangen“, so Mitgründer Stahl. Das Headquarter, in dem sie heute arbeiten, haben sie gemeinsam mit einem Partner geplant und realisiert.
Im Herzen der Logistik arbeitet eine Autostore-Anlage, die am vergangenen Black Friday einen Meilenstein erreichte: 100.000 Picks an einem Tag. Die Anlage bewältigt die extremen Schwankungen im Drop-Geschäft, bei dem punktuell enorme Bestellmengen eingehen und ebenso schnell wieder abgearbeitet werden müssen.
Auch in der Produktion setzt Teveo auf direkte Kontrolle: In der Türkei und China betreibt das Unternehmen eigene Sourcing-Offices mit Mitarbeitenden vor Ort. Sie überwachen dauerhaft die Qualität – nicht nur am Ende der Produktion, sondern auch währenddessen.
Die FIBO, Europas größte Fitnessmesse, wurde 2023 zum emotionalen Höhepunkt: Teveo präsentierte sich auf 250 Quadratmetern, die Schlangen am Stand waren so lang, dass Menschen zwei bis drei Stunden anstanden. „Das war für mich das erste Mal, das Ganze zu sehen – wie viele Menschen wir erreichen und motivieren“, sagt Schröpfer.
Von Anfang an spielte die Community eine zentrale Rolle für das Geschäft. Offline-Events sind daher fixer Bestandteil der Strategie: Run Clubs in Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien bringen die Community zusammen, Tanzstunden und Launch-Events schaffen persönliche Begegnungen.
Auch das Produktsortiment soll im kommenden Jahr weiter wachsen. „Wir wollen die Großen angreifen“, legt sich Stahl fest. „Wir wollen etwas schaffen, das inspiriert, sich zu bewegen, und den Sport vorantreibt.“ Nach fünf Jahren hat Teveo bewiesen, dass es möglich ist, ohne externe Investoren ein schnell wachsendes Unternehmen aufzubauen. Die Kombination aus Produktqualität und Nähe zur Community trägt Früchte.
Was mit zehn Quadratmetern in einer Studentenwohnung begann, ist heute ein Unternehmen mit globalem Anspruch – und einem Team, das fest daran glaubt, dass die besten Jahre noch kommen.
Foto: Andreas Schier