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Mit dem At the Park Hotel Baden führt Axel Nemetz eines der verbliebenen Hotels in der niederösterreichischen Kurstadt. Während Betriebe schließen, kämpft der Unternehmer um den Ruf seines Standorts – und stellt sich gegen einen Trend, der nicht nur in Baden zu beobachten ist.
Baden bei Wien, ein beliebter Tourismus-Ort, steht vor einem Problem, das der Kurort nur schwer lösen kann: Zu viele Hotels sperren zu – was wiederum die Möglichkeiten des Standorts mindert.
Im Zentrum der Stadt, direkt neben dem Kurpark, begrüßt uns Axel Nemetz an der Rezeption seines Hotels. An diesem Vormittag wird im angeschlossenen Restaurant noch gefrühstückt. Nemetz führt uns in den ersten Stock, wo mehrere Seminarräume untergebracht sind; auf den Türschildern stehen Namen von namhaften nationalen und internationalen Konzernen. Im Erdgeschoss gibt es für Hotelgäste einen kleinen Spa- und Fitnessbereich. Die Zimmerpreise reichen von 150 bis 290 € pro Nacht. Unser Gespräch findet im Weinkeller statt, in dem ausschließlich Weine aus der Region gelagert werden.
Seit 2014 führt Nemetz das Hotel, das in seiner aktuellen Form 83 Zimmer hat. Zuvor hat der studierte Touristiker unter anderem im Wiener Hotel Altstadt Vienna und in der Pyramide in Vösendorf, einer Eventlocation, gearbeitet. Parallel arbeitete Nemetz für eine Agentur aus München, die Hospitality-Lösungen bei Sportveranstaltungen umsetzte. „Eine Fixanstellung in Deutschland stand im Raum“, so Nemetz. Er liebäugelte ernsthaft mit dem Sprung nach Deutschland – als sein Vater vorschlug, dass Nemetz das Hotel der Familie übernehmen könnte.
Das Gebäude wurde um 1890 errichtet und gehörte damals zu einer der ersten Badeanstalten der Stadt. Zur Jahrhundertwende wurde es von der Stadt in ein Hotel umgebaut, erzählt Nemetz. Es wurde über die Jahre für verschiedene Zwecke verwendet. „Mein Großvater hat es rund um das Jahr 1966 erworben, renoviert und 1969 wieder als Hotel eröffnet“, erzählt Nemetz. Sowohl der Großvater als auch der Vater waren bzw. sind Architekten und betrieben das Hotel entweder mit Direktoren oder mit Pächtern. 2009 sperrte das Haus zu. Nemetz: „Mein Vater überlegte zuerst, es zu verkaufen. Immer wieder wollte er von mir wissen, wo denn die Trends in der Hotellerie hingehen und was man damit machen könnte – meist bei einem Glaserl Wein –, bis er dann gefragt hat, ob ich es nicht doch selbst machen wolle.“ Nemetz fiel die Entscheidung nicht leicht, er entschied sich nach einigem Überlegen aber für diese einmalige Aufgabe und Herausforderung. Im April 2014, nach fast zwei Jahren Umbau, eröffnete er das neue At the Park Hotel.
Mit einem neuen Konzept startete Nemetz in die Selbstständigkeit: „Ich wollte weg von dem reinen Fokus auf Tourismus-Besucher und habe ein auf drei Säulen basiertes Konzept aufgestellt.“ Jeweils ein Drittel des Umsatzes kommt von Individualtouristen, Seminargästen und Geschäftsreisenden. „Das war eine gute Entscheidung – so sind wir weniger stark von saisonalen Trends abhängig“, erklärt der Hotelchef.
Seit einigen Jahren steht Nemetz aber einem Problem gegenüber, das er alleine schwer lösen kann: In Baden haben in den letzten Jahren zu viele Hotels geschlossen. Zuletzt sperrte das größte Haus mit 163 Zimmern zu, erzählt er. „Das hat nichts mit Corona zu tun“, stellt Nemetz klar; es liege eine langfristige Entwicklung dahinter. Oft lag hier der Fokus nicht ausreichend auf vorausschauendem Planen und Ausführen eines wirtschaftlichen Hotelbetriebs.
Dieser Trend hat weitreichende Folgen für den Wirtschaftsstandort Baden. Der Hotelier selbst profitierte nur kurz von einem Überangebot, das sich durch die geringere Konkurrenz ergab. Nemetz: „Kongresse, die früher in Baden stattgefunden haben, sind weggefallen. Es gibt mittlerweile Veranstalter, die nicht mehr nach Baden kommen können, weil sie mindestens die Hälfte ihrer Besucher am Standort nicht unterbringen können.“ Das schwäche den Standort zulasten aller Badener Hotels – Veranstalter suchen andere Locations, viele ziehen nach Wien.
Wie kann das Hotelsterben in Baden bekämpft werden? Nemetz sieht die Verantwortung bei allen Beteiligten. Der Unternehmer will eine Positiv-Kampagne der Stadt vorantreiben, die aufzeigt, was in Baden trotz der Schließungen noch alles möglich ist: „Es gibt ganz viele Unternehmer – nicht nur aus der Hotellerie, sondern auch der Gastronomie und von den Freizeiteinrichtungen –, die sich in Baden bemühen, dem entgegenzuwirken.“ Als positives Beispiel nennt er das Kongress Center im Casino Baden, das sich schnell auf „kleinere“ Gruppen von rund 200 Personen (statt etwa 500 Menschen wie früher) konzentriert hat.
Nemetz selbst versucht, für seine eigenen Gäste das Erlebnis in Baden so angenehm wie möglich zu gestalten. Bei einer Analyse der Reisemotive der Touristen, die nach Baden kommen, hat Nemetz mit seinem Team festgestellt, dass vor allem die Themen Wein, Casino, das Theater, die Sommerarena und die lokale Gastronomie mit ihrer Historie rund um die Heurigen Menschen anziehen. Daraufhin hat er mit ein paar dieser Institutionen Kooperationen gestartet. „Wir haben diesen Themen sogar Zimmer gewidmet: Wir haben eine ‚Weinland Thermenregion Suite‘, eine Casino-Suite, eine Welterbe-Suite und eine Theater-Suite. Und wenn ein Gast ein Package bucht, dann bekommt er als Goodie auch noch ein Upgrade in eine dieser Suiten, die genau das Reisemotiv anspricht, für das er nach Baden kommt.“
„Es wird eine große Aufgabe für alle Beteiligten, die Negativentwicklung aufzuhalten“, sagt Nemetz zum Abschluss. „Aber ich möchte zeigen, dass es ganz viele Menschen gibt, die sich darum bemühen, dass Baden weiterhin ein aktiver und attraktiver Tourismusstandort bleibt.“
Axel Nemetz studierte in Wien und im Burgenland und arbeitete in zahlreichen Hotels in ganz Österreich, bevor er 2012 das At the Park Hotel von seinem Vater übernahm und 2014 neu eröffnete.
Foto: Katharina Gossow