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Wenn Sie ein sehr geduldiger Investor sind, sollten Sie sich von Angela Davis’ Campbell Global Douglasien pflanzen lassen. Das Unternehmen bewirtschaftet Waldbestände, um langfristige Erträge zu erzielen – und nebenbei die Umwelt zu schützen.
Investieren Sie Kapital und retten Sie gleichzeitig den Planeten – schaffen Sie sich einen Wald an! Das ist das Verkaufsargument von Angela Davis, die als Präsidentin von Campbell Global in Portland, Oregon, zehn Mrd. US-$ (8,6 Mrd. €) im Auftrag von Institutionen und vermögenden Privatpersonen verwaltet. Bisher hat sie 1,4 Millionen Hektar Wald erworben, den Großteil in den USA, einige Flächen auch in Australien und Neuseeland. Von Waldland ist allerdings nicht die gleiche Rendite zu erwarten wie von einer Halbleiteraktie.
„Waldinvestoren suchen in der Regel nicht nach hohem Risiko und hoher Rendite“, sagt Davis. Was suchen sie denn? Vier Dinge: Rendite, Inflationsschutz, eine portfoliostabilisierende fehlende Korrelation zum Aktienmarkt – und den Umweltvorteil, der durch die Entnahme von Kohlenstoff aus der Luft entsteht. Die Rendite kommt von selbst: Bäume wachsen. Douglasien, die lukrativen Bäume im pazifischen US-Nordwesten, werden im Alter von 45 Jahren geerntet. Ein Waldgrundstück mit gleichmäßig über das gesamte Altersspektrum verteilten Parzellen hat ein Durchschnittsalter von 22 Jahren. Das bedeutet, dass das Holz, das jährlich an ausgewachsenen Bäumen entnommen werden kann, 4,4 % des gesamten Holzvolumens des Waldes ausmacht.
Diese botanische Auszahlung von 4,4 % ist der Ausgangspunkt für die erwartete Rendite. Die Holzpreise, die empfindlich auf die Nachfrage im Hausbau reagieren, sind extrem volatil, sollten aber langfristig, ebenso wie der Restwert des gerodeten Landes, mit der Inflation Schritt halten. Berücksichtigt man die Inflation, ist eine nominale Rendite von 7 % in Reichweite.
Waldinvestoren suchen in der Regel nicht nach hohem Risiko und hoher Rendite.
Angela Davis
Darüber hinaus strebt Davis an, den Durchschnitt durch geschickte Bewirtschaftung des Landes zu übertreffen. Ihre Bäume absorbierten im vergangenen Jahr netto zwei Megatonnen Kohlendioxid und generierten so verkäufliche Emissionszertifikate. Davis beschäftigt 75 Förster – diese halten Ausschau nach Schädlingen und sorgen für die Fällung beschädigter Bäume, bevor sich der Schaden ausbreiten kann. Bei drohenden Bränden werden Bulldozer-Trupps zum Anlegen von Brandschneisen eingesetzt. Ein Hektar Douglasie, die im 45. Jahr geerntet wird, könnte 56,6 Kubikmeter Schnittholz liefern, das im Sägewerk 17.000 US-$ wert ist. Klingt ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass Wälder in Oregon und Washington westlich des Kaskadengebirges für 4.000 bis 7.000 US-$ pro Acre (entspricht etwa 0,4 Hektar) zu haben sind.
Doch zwischen dem stehenden Baum und dem Scheck des Sägewerks liegt ein langer Weg – Landbesitzer im US-Nordwesten verlieren mindestens die Hälfte ihrer Einnahmen durch die Kosten für Anbau und Ernte von Holz: Bäume müssen mit gefährlichem und teurem Gerät gefällt, mit Seilen schlammige und steile Hänge hinaufgeschleppt, in Längen geschnitten, auf Lastwagen verladen und abtransportiert werden; Abholz (Äste und abgebrochene Stücke) muss verbrannt oder gehackt werden. Richtig durchgeführte Wiederaufforstung liefert bessere Erträge als natürliche Verjüngung, ist aber teuer. „Man pflanzt zu viel und dünnt dann aus, wie Karotten im Garten“, sagt Davis. In den Jahren zwischen Setzlingen und Ernte geht ein Teil der Fläche durch Brände, Überschwemmungen, Insekten und Krankheiten verloren. Ein Teil der Fläche – 16 % bei einem kürzlich von Campbell erworbenen Grundstück auf der Olympic-Halbinsel im US-Bundesstaat Washington – darf nicht abgeholzt werden, da er in der Nähe eines Forellenbachs oder eines Eulennests liegt; Bären verursachen finanziellen Schaden; sie wachen aus dem Winterschlaf auf und sind so gefräßig, dass sie die Rinde von Bäumen reißen, wenn man ihnen keine Futterkörbe gibt.
Ein Holzverwaltungsunternehmen wie Campbell (2021 von JP Morgan Chase übernommen) muss bezahlt werden. Campbell gibt keine Gebühren bekannt, außer dass es, wie Hedgefonds, einen Prozentsatz des Vermögens plus einen Leistungsbonus erhält. Was bleibt den Investoren übrig? Diejenigen, die sich für Campbells jüngste Finanzierungsrunde über 2,3 Mrd. US-$ angemeldet haben, dürfen sich als Nonkonformisten bezeichnen: Obwohl die Holzwirtschaft hervorragende Jahre hatte, wie beispielsweise zwischen 1991 und der Finanzkrise 2008, hat sie sich in letzter Zeit schlecht entwickelt. Campbell veröffentlicht keine Ergebnisse für die Partnerschaften des Unternehmens, aber es hilft der Blick auf börsennotierte Immobilienfonds, die Holzland besitzen – in den letzten zehn Jahren haben sie im Durchschnitt nur erbärmliche 4 % pro Jahr erwirtschaftet und damit deutlich schlechter abgeschnitten als der Aktienmarkt.
Davis protestiert, dass die REITs (Real Estate Investment Trusts; Anm.) nicht so flexibel sind wie sie, was das Timing angeht. Diese Fonds sind mit Sägewerken verbunden, die weiterhin laufen sollen – deshalb lassen sie selbst in Jahren mit niedrigen Preisen Bäume fällen. Davis’ Reaktion auf einen Rückgang des Holzmarkts: „Lass es wachsen, und verkauf später größere Mengen zu einem höheren Preis!“
Davis wurde vor 60 Jahren in Portland geboren, zu einer Zeit, als Holz das wirtschaftliche Standbein der Region war. Heute ist die Branche vielfältiger, aber, sagt sie, „es ist schwer, in Portland aufzuwachsen, ohne eine Verbindung zum Land zu haben“. Sie erinnert sich, wie sie als Kind in einem Familienobstgarten Haselnüsse sammelte. Ihre Verbindung zur Forstwirtschaft begann jedoch nicht mit der Natur, sondern mit Tabellenkalkulationen.
Nach ihrem Finanzstudium an der nah gelegenen Linfield University arbeitete Davis als Wirtschaftsprüferin und anschließend als Investmentanalystin für den Finanzminister des Staates Oregon. Um die Jahrtausendwende kam sie zu Campbell und wurde im Oktober dieses Jahres zusätzlich zu ihrer bisherigen Position auch CEO des Unternehmens. Ihre Aufgabe ist es, anhand von geografischen Informationen, Klima- und Baumbestandsdaten vorherzusagen, was Jahrzehnte später aus einer Ernte resultieren wird. Ein wichtiger Teil davon ist, wie bei einem Weinberg, die Beurteilung des Terroirs – welche Wachstumsrate können Boden und Regen unterstützen? Die Kalkulationstabellen umfassen zwei Wachstumszyklen.
90 Jahre sind selbst für die geduldigsten Anleger eine lange Wartezeit, aber die Anleger müssen nicht verzagen: Ein Großteil der Rendite stammt nicht aus der Holzernte, sondern aus dem Verkauf von Flächen, nachdem die Bäume an Gewicht zugelegt haben. Campbells letzter Fonds bietet eine zwölfjährige Ausstiegsoption.
Seit den 1980er-Jahren setzten Umweltschützer drastische Kürzungen der Holzernte in bundesstaatlichen Waldgebieten durch – Präsident Donald Trump will die Kettensägen wieder einführen. Trotz der potenziellen Konkurrenz für ihr Vermögen ist Davis nicht dagegen – unbewirtschaftete Wälder brennen eher, sagt sie, und machen damit jahrzehntelange Kohlenstoffaufnahme schlagartig zunichte. „Für die Gesundheit der Wälder sollte man Holz ernten“, sagt Davis– „entfernen Sie die toten und absterbenden Bäume, bauen Sie Straßen!“
Sie mag zwar in dieser Sache ein Eigeninteresse haben, aber sie hat recht – wenn diese Straßen das Risiko für große Waldbrände verringern, könnten sie sogar bei Eulen und Bären Anklang finden.
Text: William Baldwin
Foto: Pedro Oliveira für Forbes