Green Shopping: Die Coronakrise als Riesenchance

Ein Gastkommentar von Peter Windischhofer, Co-Gründer von Refurbed und „Forbes Under 30“-Listmaker.

Neben den erschreckenden gesundheitsbezogenen Ausmaßen der Pandemie hat die Coronakrise vor allem aufgezeigt, wie abhängig die globalisierte Wirtschaft ist. Unternehmen haben durch Produktionsausfälle, unterbrochene Lieferketten und fehlende Ressourcen wertvollen Handlungsspielraum eingebüßt. In der Not mussten digitale Geschäftsmodelle binnen kürzester Zeit ausgebaut oder neu etabliert werden. Auch die Konsumenten waren gezwungen, umgehend auf die neue Situation zu reagieren – von Home Office bis hin zu Home Schooling. Der digitale Wandel vollzog sich ad hoc und in nahezu allen Lebensbereichen. Wie geht es nach der Krise weiter – und machen wir weiter wie bisher? Die Tür steht jetzt weit offen, die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt vor allem für die Konsumgesellschaft neu zu definieren.

Vor kurzem hat die EU-Kommission ihren Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft präsentiert. Darin findet sich etwa auch das Recht auf Reparatur für Verbraucher. Dieses Recht bedeutet eine Abkehr vom Zwang zum Konsumismus, indem mehr Produkte im Lebenszyklus gehalten und wichtige Ressourcen eingespart werden können. Ein Beispiel: Smartphones können über mehrere Jahre hinweg technisch einwandfrei verwendet werden – vorausgesetzt, einzelne Komponenten und Ersatzteile können flexibel ausgetauscht werden, wenn diese schadhaft sind. Dasselbe Prinzip gilt für Laptops und viele weitere elektronische Geräte.

Peter Windischhofer
... gründete 2017 zusammen mit  Kilian Kaminski und Jürgen Riedl Refurbed, ein Online-Marktplatz für vollständig erneuerte elektronische Geräte. Windischhofer ist zudem ein Forbes „Under 30“-Listmaker.

Für viele Hersteller hat eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft naturgemäß negative wirtschaftliche Auswirkungen. Denn Unternehmen profitieren einerseits stark von jenen Kunden, die sich jedes Jahr das neueste Modell kaufen und ihr altes Gerät in der Schublade liegen lassen. Laut aktueller Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sollen 199 Millionen Alt-Handys und -Smartphones in den Schubladen der Deutschen liegen. Das zeigt das enorme Potenzial, denn viele dieser Geräte könnten für eine Wiederverwendung aufbereitet oder deren wertvolle Rohstoffe umweltfreundlich recycelt werden – worauf wir bei Refurbed großen Wert legen. Andererseits sorgen die Hersteller selbst mit immer kürzeren Produktzyklen und mit der Tatsache, dass für ältere Geräte teilweise keine Updates mehr angeboten werden, für große Mengen an unnötigem Elektroschrott.

An diesem Punkt ist es wichtig, den Hebel anzusetzen und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen. In jedem Fall sind vollkommen erneuerte elektronische Geräte eine ökologische Alternative zu umweltschädlichen neuen Geräten – denn meist müssen nur einige wenige Komponenten ersetzt werden, bevor die Geräte technisch wieder wie neu funktionieren. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft, der zudem für Konsumenten eine wesentliche finanzielle Ersparnis bringt. Wie gesagt, die Tür steht offen – gehen wir nach der Krise gemeinsam den nächsten Schritt und verändern zusammen die Konsumgesellschaft, um den folgenden Generationen nicht noch mehr Elektroschrott aufzubürden.

Gastkommentar: Peter Windischhofer

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