HAUT ZÜCHTEN

Das Schweizer Medtech-Start-up Cutiss rund um die Mitgründer Fabienne Hartmann-Fritsch und Daniela Marino arbeiten an einer wirksamen und erschwinglichen Lösung im Feld der personalisierten Hautherstellung.

Ein briefmarkengroßes Stück Haut innerhalb eines Monats um das Siebzigfache vergrößern – bei ­Cutiss ist das Realität. Das Life-Science-­Unternehmen aus Zürich arbeitet an einer innovativen Art der Hauttransplantation, der Denovoskin-Technologie. Dabei wird dem Patienten ein kleines Stück Hautgewebe entnommen und im Reinraumlabor zu der Größe expandiert, die der Patient benötigt – bis zur halben Fläche der gesamten Haut. Eine Phase-I-Studie mit zehn Patienten wurde bereits erfolgreich abgeschlossen. Nun untersucht Cutiss in einer zweiten, internationalen Studie mit 40 Patienten die Wirksamkeit und Sicherheit gegenüber der aktuellen Standardmethode, der Spalthauttransplantation (Hauttransplantation, bei der nur Teile der Lederhaut übertragen werden, Anm.). Vor allem Patienten mit Brandverletzungen soll das zugute kommen.

Die Forschungen dazu begannen bereits 2001 an der Universität Zürich, 2017 wurde aus einem Uni-Spin-off Cutiss. Teil der Forschungsgruppe waren damals Fabienne Hartmann-Fritsch (Bild) und Daniela Marino. Die beiden Gründerinnen sind bei Cutiss heute Chief Clinical Officer bzw. CEO. Aktuell beschäftigt Cutiss 18 Mitarbeiter, über Investoren, Förderungen und Start-up-Preise konnten bis dato etwa 17 Millionen CHF an Kapital ein­genommen werden.

Aufgrund der Eigenschaften, die Denovoskin mit sich bringt, ergeben sich laut Hartmann-Fritsch entscheidende Vorteile: „Einerseits bedeutet die personalisiert ­gezüchtete Haut von Cutiss, dass Patienten diese Haut nicht abstoßen, da sie aus körpereigenen Zellen besteht. Andererseits ist die ­Narbenbildung durch den Aufbau und die Eigenschaften unseres Produkts ­wesentlich kleiner, als es bei der heutigen Standardmethode der Fall ist“, sagt sie.

Die Transplantation der gezüchteten Haut erfolgt dann in den Krankenhäusern. In Phase I wurde vor allem an Patienten aus dem Universitäts-Kinderspital Zürich, wo Denovoskin mitentwickelt wurde, getestet. Warum der Fokus gerade auf Patienten im Kindesalter lag, erklärt Hartmann-Fritsch wie folgt: „Herkömmliche Transplantationen bringen häufig Narbenbildung mit sich. Die transplantierte Haut respektive die Narben wachsen aber nicht mit, wie es bei Kindern nötig wäre. Sie müssen sich darum nach Verbrennungen vielen Folgeoperationen unterziehen. Dies soll mit Denovoskin obsolet werden.“ Obsolet könnte in Zukunft auch die aufwendige Handarbeit bei der Herstellung der gezüchteten Haut sein. Bereits jetzt arbeitet Cutiss gemeinsam mit dem Schweizer Zentrum für Elek­tronik und Mikrotechnik (CSEM) an der Automatisierung des Herstellungsverfahrens. Die Vorteile: Produktionssteigerung und Kosten­senkung.

Zunächst einmal will Cutiss sich aber auf die Markteinführung konzentrieren. Dank einer EU-Verordnung könnte es für gewisse Indikationen bereits 2022 so weit sein, denn Medikamente für sel­tene Leiden – wozu auch Verbrennungen zählen – erhalten laut Hartmann-Fritsch ein vereinfachtes und verkürztes Zulassungsverfahren.

Text: Kevin Chi
Foto: Cutiss

Der Artikel ist in unserer September-Ausgabe 2019 „Women“ erschienen.

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