Im Einklang mit der Innovation

Tanja Koch hat Mut und Unternehmergeist. Nach verschiedenen Positionen in Tech-Unternehmen gründete sie Amplo, ein Unternehmen, das digitale Lösungen zur Wartung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge entwickelte. Heute ist sie Business Development Manager bei Ethon AI, einer ­KI-gestützten Plattform zur Erkennung, Überwachung und Vermeidung von Qualitätsverlusten in der Fertigung. Koch weiß nicht, was die Zukunft für sie bereithält, es sollte aber etwas Unternehmerisches sein.

Die 29-jährige Maschinenbauingenieurin und Unternehmerin Tanja Koch ist seit August 2023 Business Development Manager bei ­Ethon AI. Das Unternehmen wurde von den Forbes-DA-„30 Under 30“-List­makern Julian Senoner und Bernhard Kratzwald gegründet und konnte ein Startkapital von 6,8 Mio. US-$ aufbringen. Das Ziel: eine KI-gestützte Plattform zur Erkennung, Überwachung und Prävention von Qualitätsverlusten in der Fertigungsindustrie zu entwickeln. In ihrer neuen Rolle soll Koch als Verbindungsglied zwischen Inno­vation und Kundenzufriedenheit fungieren, indem sie Kund- und Partnerschaften pflegt und für maßgeschneiderte Produktentwicklung und -vermarktung für B2B-Kunden sorgt.

Die Schweizerin hat einen Master of Science in Maschinenbau an der ETH Zürich und beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit der Vorhersage von Biome-Verschiebungen aufgrund des Klimawandels unter Verwendung von GIS-Daten (Geografisches Informationssystem) und Erdsystemmodellen. Ihr Weg ist von einem durchgängigen Motiv durchzogen: der unnach­giebigen Bereitschaft, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, gepaart mit einem unbeugsamen Unternehmergeist. Koch: „Rück­blickend war das Maschinenbau­studium an der ETH Zürich vor allem eines: außerhalb meiner Komfortzone.“ Während ihrer Schulzeit zeigte sie eine starke Affinität zu Mathematik und Physik. Doch die Aufnahme eines Ingenieurstudiums, das in der Schweiz damals wie heute stark von Männern dominiert ist, stellte sie vor einige Herausforderungen.

Doch deren Überwindung eröffnete Koch den Weg in verschiedene Positionen. Kurze Praktika bei der Rieter AG und der Mercedes-Benz AG ermöglichten ihr schon früh erste Einblicke in das Projektmanagement. Es folgten 2015 ein Einsatz als Lehrassistentin für Kinematik und Statik an der ETH und 2016 eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Swiss Trolley plus“, welches darauf abzielte, das diesel­be­trie­bene Hilfsaggregat von Standard-­Trolleybussen durch eine leistungsstarke Traktionsbatterie zu ersetzen.

Ihr letztes Praktikum absolvierte sie bei Levitronix, einem Schweizer Unternehmen, das sich auf Pumpen mittels Magnetschwebetechnik spezialisiert hat. Gleich danach wechselte Koch in ihre erste große Rolle als Produktmarketingspezialistin und später als Produktmarketingmanagerin bei 9T Labs, einem Spin-off der ETH Zürich, das sich eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 17 Mio. US-$ gesichert hatte, um innovative Produktionsstandards für umweltfreundliche, langlebige und leichte Komponenten zu entwickeln. In ihrer Funktion sorgte sie für den Ausbau des Marketingteams.

Heute, zwei Jahre später, spricht sie mit einem Hauch von Stolz und Nostalgie über ihre Erfahrungen bei 9T Labs. Dies war auch die Zeit, in der eine zuvor schlummernde Leidenschaft zu erwachen begann: „Irgendwann wusste ich, dass ich auch gerne die Erfahrung machen würde, mein eigenes Unternehmen zu gründen“, erinnert sie sich. Zufällig erfuhr sie von zwei ­Maschinenbauingenieuren, die einen dritten Mitgründer für das, was später Amplo werden sollte, suchten: ein Start-up, das Software anbietet, mit der Hersteller von EV-Ladegeräten ihre Produkte mithilfe von KI überwachen können.

„Das ist der erste Teil, wie es begann“, sagt sie, „und der zweite, wie es leider endete.“ Der Knackpunkt war, dass der Markt für EV-Ladegeräte noch nicht für Amplos Instandhaltungslösung bereit war. Obwohl er wächst, ist er noch nicht sehr umfangreich. In den letzten Jahren lag der Haupt­fokus der Hersteller von EV-Ladegeräten schlicht auf der Bereitstellung von Ladestationen, während der Wartungsaspekt vernachlässigt wurde. Daher waren sie nicht bereit, Amplos Lösung zu erwerben. Nach einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde und dem Versuch, in den Markt einzudringen, trafen die drei die schwierige Entscheidung, den Betrieb einzustellen, da sie „in diesem speziellen Sektor keine Produkt-Markt-Übereinstimmung finden konnten“, so Koch. „Ich denke, wir alle sind uns einig, dass wir alles versucht haben, es zum Funktionieren zu bringen. An einem gewissen Punkt, wenn der Markt nicht bereit ist, gibt es nicht viel mehr, das man tun kann, außer bis zum Schluss zu kämpfen.“

Koch brauchte eine Weile, um sich zu erholen: „Ich brauchte ungefähr zweieinhalb Monate Pause – um alles sacken zu lassen und auch, um durch etwas Auszeit wieder Kreativität und Energie zu tanken.“

Dann wurde sie durch ein Schweizer Produktionsunternehmen, mit dem sie während ihrer Zeit bei 9T Labs zusammenge­arbeitet hatte, mit Ethon AI bekannt gemacht. „Das Schweizer Start-up-Netzwerk ist recht klein. Man weiß also ziemlich genau, ob es andere Tech-Start-ups in der Fertigung gibt; man weiß sogar, was sie machen“, sagt sie. „Eine gute Freundin von mir, die auch bei Ethon AI arbeitet, konnte mich mit Bernhard und Julian zusammenbringen.“ Jetzt kümmert sich Koch um die Plattform, die K zur Verringerung von Qualitätsverlusten in der Produktion einsetzt. Diese Position bei EthonAI bietet ihr eine neue Perspektive auf das Wachstum eines Deeptech-Start-ups – das 25-köpfige Team hat ein großes Wachstumspotenzial. Sie ist begeistert davon, Teil dieser Entwicklung zu sein und das Unternehmen durch seine Wachstumsphasen zu begleiten.

Ihr Unternehmergeist ist ungebrochen. Sie glaubt, dass der innovative Geist sowohl als Gründer als auch als Angestellter in einem Start-up gedeihen kann. Und auch wenn Amplo ein Kapitel auf ihrer Reise war, kann Tanja Koch sich vorstellen, dass es nicht das letzte sein wird: „Mal sehen, ich bin ja noch jung.“

Tanja Koch hat einen MSC in Maschinenbau von der ETH Zürich. Ihr beruflicher Hintergrund umfasst verschiedene Aspekte des Maschinen­baus und des B2B-Kundenengagements in der Tech-Branche, darunter Funktionen im Projektmanagement, technischen Marketing, Produkt­marketing und der strategischen Geschäftsentwicklung in verschiedenen Tech-Unternehmen.

Fotos: Anne Gabriel Jürgens

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