IM EPIZENTRUM DER BLOCKCHAIN

Israel gilt als vielversprechender Platz für Tech-Unternehmen aller Art – vor allem die Metropole Tel Aviv. Odelia Torteman, Leiterin des Fintech-Sektors bei Deloitte Israel, sitzt im Epizentrum dieser Entwicklungen.

Israel gilt schon seit Jahren als einer der vielversprechendsten Plätze für Tech-Unternehmen aller Art. Insbesondere die Metropole Tel Aviv steht in vielen Bereichen London, New York oder Singapur um nichts nach. Odelia Torteman sitzt also im Epizentrum dieser Entwicklungen: Als Leiterin des Fintech-Sektors bei Deloitte Israel beschäftigt sich die Beraterin mit Fintechs, Insurtechs und insbesondere der Blockchain-Technologie.

„Bei Deloitte beraten und betreuen wir Unternehmen im Bereich der Financial Services Industry von A bis Z in ihrer digitalen und technologischen Weiterentwicklung.“ Dabei sieht Torteman die Banken am besten aufgeklärt bezüglich der Technologie, die als fälschungssichere, dezentrale Datenbank Prozesse in zahlreichen Branchen revolutionieren könnte. „Je mehr Parteien in einer Use-Case-Wertschöpfungskette involviert sind, desto relevanter ist die Blockchain“, so Torteman. Doch während große Institute sich oftmals durch die Technologie bedroht fühlen, ist die Blockchain für Torteman eine riesige Chance für alle Beteiligten. Ein Beispiel ist die Kundenidentifizierung von Banken, kurz KYC (Know Your Customer). „KYC ist einer der ersten Use Cases, den Banken erforscht haben. Die Prozesse sind ziemlich teuer, zudem müssen Kunden den Prozess für verschiedene Dienstleistungen mehrmals durchlaufen. Die Blockchain-Technologie kann hier bei der Optimierung äußerst wichtig sein.“ Die Blockchain könnte hier Abhilfe ­schaffen, indem Kunden eine fälschungs­sichere Identität zugewiesen wird. Banken könnten diese Information intern austauschen, aber auch anderen Banken zur Verfügung stellen – oder die Daten anderen Instituten verkaufen.

Während sich Banken laut ­Torteman bereits recht intensiv mit der Blockchain beschäftigen, haben Versicherungskonzerne noch etwas Aufholbedarf. „Die Versicherungsunternehmen haben sich im vergangenen Jahr gut entwickelt und relevante Use Cases identifiziert. Die Schwerpunkte liegen dabei unter anderem auf Rückversicherungen, Dokumententransfers oder Polizzeabschlüssen.“

Doch bekannterweise hat die Technologie viel breitere Anwendungsmöglichkeiten als nur die Finanzbranche: Etwa in der Logistik (Digitalisierung von Frachtpapieren), Medizin (Verwaltung medizinischer Informationen) oder auch Kunstwelt (Provenienz). Torteman sieht aber vor allem auch für Regierungen viel Potenzial: „Der Bereich Government ist ein sehr spannender. Distributed Ledgers könnten einerseits helfen, Bürger zu registrieren. Gleichzeitig könnten die auf der Blockchain basierenden Kryptowährungen eine neue Möglichkeit bieten, um Geldpolitik zu betreiben.“ So habe die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die „Fedcoin“ ausgegeben, die als Zwei-Faktor-Authentifizierung ­zwischen US-Dollar und den Reserven der Fed dient.

Letztendlich wird ein tiefes Verständnis für die Anwendung der Technologie aber gar nicht so relevant sein, so Torteman: „Um das Potenzial der Distributed-Ledger-Technologie zu erkennen, muss man nicht jedes kleine Detail der Blockchain verstehen – genauso, wie man das beim Internet nicht tat.“

Der Artikel ist in unserer April-Ausgabe 2019 „Geld“ erschienen.

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