Beim Alpora Innovation Europa Fonds stößt man immer wieder auf ein Stichwort: Innovationseffizienz. „Sie ist unser wichtigstes Kriterium und gleichzeitig der USP des Fonds“, erklärt Fondsmanagerin Birgit Heim vom Schweizer Fondsverwalter AMG. Neben dem Value-Fonds des Hauses, der eine konservativere Strategie verfolgt, sucht der Alpora Innovation Europa gezielt nach Unternehmen mit beeindruckenden Leistungen in puncto Innovation. Doch wie stuft man Aktien nach ihrer Innovationseffizienz ein?

Die im Fonds enthaltenen Unternehmen werden anhand eines mehrschichtigen quantitativen Modells vorselektiert, das Input- und Outputfaktoren einbezieht. Im Zentrum stehen hierbei Innovations­indikatoren; auf der Input-Seite wären dies beispielsweise Forschungskooperationen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) oder das Wissensmanagement im Unternehmen. Der entsprechende Output wären dann innovative Prozesse und Produkte. In der Gegenüberstellung liegt laut Birgit Heim eine der Besonderheiten des AMG-Fonds. Erst dadurch ergäben sich nämlich die interessantesten Erkenntnisse, so die Fondsmanagerin. Außerdem kommen nur Unternehmen infrage, die zumindest 500 Mitarbeiter und 300 Millionen € an Marktkapitalisierung aufweisen. Klassische Benchmarks spielen jedoch beim Selektionsprozess gar keine Rolle: „Unser Fokus liegt auf der Innovationseffizienz, Benchmarks sind für uns irrelevant“, so Heim.

Nach der Eingrenzung auf 50 Aktientitel wird die Auswahl anhand einer Fundamentalanalyse auf Basis von etwa 30 Variablen auf 30 Titel reduziert, die schlussendlich in den Fonds aufgenommen werden. Aktuell sind dies unter anderem Unternehmen aus England, Skandinavien, der Schweiz und Deutschland; sie alle zeichnen sich durch außergewöhnliche Innovationskraft aus, nicht nur innerhalb Europas, sondern auch im globalen Vergleich. Sobald die Auswahl getroffen wurde, bleibt sie erst mal bestehen, so Heim. Große Veränderungen gibt es wäh­rend der Laufzeit nicht – so ändert beispielsweise ein unerwartetes Quartalsergebnis allein an der Allokation nichts. Heim: „Der Fonds läuft immer ein Jahr und wird während des Jahres lediglich rebalanced. Nur in Ausnahmefällen fällt eine Aktie vorher wieder raus.“

Die gebürtige Vorarlbergerin Heim studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und durchlief danach Stationen bei Thomson Reuters in Frankfurt und London. „Eine sehr gute Schule“, sagt sie ­heute über diese Zeit. „Ich konnte sowohl professionell als auch im internationalen Kontext sehr viele Erfahrungen sammeln. Doch ich wusste bald, dass es mich mehr in die Nähe der Kunden und des Marktes zieht.“ Nach zwölf Jahren als Finanzanalystin und Fondsmanagerin in St. Gallen und Zürich kam sie 2015 zur AMG Fonds­verwaltung AG mit Sitz in Zug, wo sie unter anderem für das Management des Alpora Innovation Europa Fonds zuständig ist. 2017 schloss sie außerdem eine Ausbildung zum Mentalcoach an der Universität Salzburg ab.

Birgit Heim
...verwaltet den Fonds Alpora Innovation Europa bei der Schweizer AMG Fondsverwaltung AG.

Dass mit besonders innovativen Firmen nicht immer nur Namen aus der Hochtechnologie gemeint sind, zeigt das Beispiel Lindt & Sprüngli. Der Schweizer Schokoladenhersteller ist einer der Titel, die schon am längsten im Fonds von Heim ver­treten sind und sich durch außer­gewöhnliche Innovationseffizienz auszeichnen. So gebe es dort immer wieder innovative Produkte oder Produktionsprozesse, erläutert Heim: „Lindt & Sprüngli sucht stets nach neuen Ideen und versucht, auch lokale Besonderheiten aufzugreifen.“ So bietet man beispiels­weise in München mit Lindt-Schokolade überzogene Brezn an, man arbeitet an einem 3D-Druckverfahren für Schokolade und geht auch bei der Eigenversorgung mit Kakaobohnen neue Wege.

Der Alpora Innovation Europa ist kein Themenfonds, doch Investitionen in Themen sind laut Birgit Heim nun wieder en vogue. Besonders Bereiche wie Biotech, Medtech, Robotik, Smart Citys und Digitali­sierung sind aktuell stark vertreten. Auch im Bereich nachhaltiger und gesunder Nahrungsmittel, die bei gleichem Geschmack ohne hohen Fett- oder Zuckergehalt auskommen, tue sich viel. Heim: „Als Fonds, der sich vor allem an Innovation orien­tiert, gibt es hier naturgemäß viele Über­schneidungen. Viele Unternehmen in den genannten Bereichen sind hier führend und daher auch in unserem Fonds vertreten.“

Für Birgit Heim ist Fonds­management „ein Kunsthandwerk, jedoch nie nur Kunst und auch nie nur Handwerk“. Trotz aller Rechenmodelle und quantitativer Analysen spielen am Ende auch das Bauch­gefühl und die Erfahrung eine große Rolle. Eine Herausforderung ist aber auch, sich nicht in emotionalen Verstrickungen zu verlieren, so Heim: „Man sollte exakt festlegen, was man will, und die Kriterien dafür definieren.“ Im Nachhinein muss dann eine Evaluierung folgen – und wenn etwas nicht funktioniert hat, gilt es herauszufinden, warum. Heim: „Das Hirn und der Bauch sind Sensoren, man sollte sie nicht negieren. Wichtige Entscheidungen werden schlussendlich immer vom Menschen getroffen, unterstützt durch Zahlen und Maschinen.“

Dass sie als einzige Frau auf der Forbes-Liste der 50 besten Fonds­manager der DACH-Region vertreten ist, überrascht sie nicht. „Es gibt nicht viele Frauen in der Branche, man kennt sich“, sagt sie lachend. Warum das so ist, weiß sie auch nicht. „Es ist ein sehr spannender Job, besonders den Kontakt zu vielen führenden Wirtschaftskräften sehe ich als Geschenk. Man bekommt viele interessante Eindrücke aus erster Hand. Auch der Kundenkontakt macht viel Freude. Diese Begeisterung braucht es unbedingt.“

Text: Silvan Mortazavi
Foto: Killian J. Kessler

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 9–21 zum Thema „Handel“.