Klima: Nicht immer nur das Fliegen, auch Essen macht einen Unterschied

Versuchen wir einmal, uns (die Menschheit) gesamthaft als einen einzigen Organismus auf diesem Planeten zu sehen. Wenn wir in dieser ­Vorstellung nun die „Klimabewegung“ betrachten, ist diese nichts anderes als Ausdruck dessen Bewusstseins dafür, dass wir mit unserem Ver­halten unsere Lebensgrundlage zerstören; eine Art natürliche Reaktion dieses Organismus auf seine Krankheit. Wir sind ein Organismus, der versucht, sich selbst zu heilen, um zu überleben – damit einher geht die Vor­stellung, dass wir alle zusammen­­gehören, aber innerhalb dieses Ganzen unterschiedliche Rollen spielen.

Ich glaube so fest an uns als Menschheits­familie, dass ich überzeugt sagen kann, dass wir unseren Planeten nicht aus Boshaftigkeit zer­stören. Es sind unser Unwissen, unsere Trägheit, unsere Ignoranz, die uns im Wege stehen. Zwei Dinge sind entscheidend, um gegen die Klima­katastrophe vorzugehen: Einerseits braucht es eine Transformation hin zu erneuerbaren Energien – zweitens müssen wir unsere Ernährung umstellen. Unsere Arbeit bei Eaternity motiviert sich daraus, unsere Zukunft mit nachhaltiger Ernährung schon heute zu ermöglichen. Wir berechnen die CO2-Emissionen von Lebens­mitteln und machen diese mit Partnern in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel für alle Menschen zugänglich. Eine einfache Bewertung mit dem Eaternity Score hilft bei der Umstellung der Ernährung.

Es ist bemerkenswert, wie sehr wir uns als Individuen darüber definieren, was wir essen;
wie wir übers gemeinsame Essen an einem Tisch Beziehungen mit anderen Menschen knüpfen. Was wir essen, beeinflusst, wie wir wahrgenommen werden – doch bei der Auswahl fehlen die Zeit, das Wissen, das Bewusstsein. Unser Bewusstsein erlaubt es uns allerdings, über unser Handeln und unsere Bedürfnisse zu reflektieren. Ich habe großen Respekt vor jeder Person, die es schafft, sich auf die Zusammenhänge unserer Ernährung, insbesondere auf ihre Auswirkung auf die Zerstörung des Klimas, einzulassen. In dem einen oder anderen Fall führt die Ernährungsumstellung hin zu weniger Konsum von Fleisch- und Milch­produkten bzw. zum kompletten Verzicht darauf zu Konflikten und Debatten.

Auf diese müssen wir uns erst mal einlassen wollen – aber es kann auch im Gegenteil konfliktfrei und bereichernd passieren. In meinem Fall war es das gemeinsame Weihnachtsessen mit der Großfamilie; die Diskussion mit Freunden, was wir als Nächstes gemeinsam angehen wollen; die spielerischen Dialoge mit meinem Sohn, warum es so wichtig ist, dass wir uns mit der Klimakrise auseinandersetzen; die gemeinsamen ruhigen Momente mit meiner Partnerin und Mitgründerin von Eaternity. Bei Tisch sprießt in mir die Hoffnung, dass wir über das Essen Türen öffnen können – und ich meinem Sohn in die Augen schauen kann, um ihm mit einem guten Gefühl von der Welt zu erzählen, die ich mir so sehr für ihn wünsche; ihm eines Tages die Geschichte erzählen zu können, warum es so schwierig war, alle mit an Bord zu bekommen, aber wie wir es dann letztendlich doch geschafft haben.

Seit 2011 ist Manuel Klarmann Geschäftsführer von Eaternity. In seinem Lebensmittelpunkt steht die Vision, klimafreundliches Essen zu etablieren. Er trägt einen Mastertitel der ETH Zürich in Natural Sciences und studierte Mathematik und Neuroinformatik, ist stolzer Vater, isst gerne vegan und misst sich selbst nach seinen Umwelterfolgen.

Text: Manuel Klarmann
Illustration: Valentin Berger

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