Lieferando – Last Man Standing

Lieferando ist im deutschsprachigen Raum der Platzhirsch unter den Online-Lieferdiensten. Wir haben Gründer Jörg Gerbig im Berliner Büro besucht – bunt eingerichtet, hier und da stehen orange Liefe­rando-Hütten, gleicht es einem klassischen Start-up. Gleichzeitig ist das Gebäude mit 18.000 Quadratmetern riesig, aus dem Konferenzraum im siebenten Stock haben wir einen beeindruckenden Ausblick auf die Spree und die dahinter lie­gende Stadt.

Erste Frage: Trotz des Erfolgs musste Just Eat Takeaway letztes Jahr gewaltige Verluste schreiben. Woran liegt das?
Man muss zwischen unserem Marktplatz- und Logistik-Modell unterscheiden. (Beim Marktplatz-Modell stellt Just Eat Takeaway den Restaurants seine Plattform samt Services zur Vermarktung. Beim Logistik-Modell liefert das Unternehmen zusätzlich die Speisen aus. Anm.) Unser Marktplatz-Modell ist profitabel. In Deutschland generiert es etwa 90% aller Bestellungen, womit wir hier profitabel sind.

Beim Logistik-Modell ist es etwas schwieriger. Als Beispiel: Ein Fahrer kostet im deutschsprachigen Raum um die 20€ pro Stunde, schafft binnen dieser etwa zwei Bestellungen. Eine Bestellung kostet also rund 10€. Bei einem Bestellwert von 25€ und einer Marge von 30% generiert sie aber nur 7,50€ Umsatz, zuzüglich der Liefergebühr. Die Differenz müssen wir noch schließen. Das ist nicht so einfach. Aber wir haben gute Voraussetzungen und eine klare Strategie dafür.

Mittelfristig werden wir hier profitabel durch die Skalierung unseres Geschäfts, in einigen Ländern sind wir es bereits. Sie steigert die Effizienz unserer Plattform, Services und Logistik. Und bei mehr Bestellungen kannst du auch mehr Bestellungen zusammenlegen, was die Effizienz extrem steigert. Wir sind auf einem gutem Weg, rechnen für nächstes Jahr wieder mit einem operativen Profit auf globaler Ebene.

Ihr stellt eure Fahrer erst seit letztem Jahr unbefristet an. Warum hat das so lange gedauert?
Wir stellen unsere Fahrer seit Beginn fest an, aber in der Tat erst seit letztem Jahr unbefristet. Wir waren auch damit die ersten im Markt. Die gestiegene Nachfrage ermöglicht uns das, und wir reduzieren damit unsere Recruiting-­Kosten. Deshalb haben wir gesagt: „Passt. Wir stellen das um.” Wir wollen die Konditionen stetig verbessern, und erfahrene Fahrer verbessern den Service.

Kann man in den nächsten Jahren eine Expansion von Just Eat Takeaway in andere Märkte erwarten?
Eine geographische Expansion eher nicht. Wir fokussieren uns auf unsere Bestandsmärkte. Das erleichtert uns die Skalierung des Geschäfts zugunsten der Profitabilität. Aber wir dürften im Lebensmittelbereich weiter expandieren, wie bereits in Kanada – dort sind wir Vorreiter in Supermarkt-Lieferungen. Diese Erfahrung wollen wir auch in Deutschland nutzen.

Text: Erik Fleischmann
Foto: Jasmin Schuller

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