Logistik Schnell wie der Blitz

Radfahrer mit großen Rucksäcken – auf Letzteren die Logos von Lieferservices – gehören inzwischen zum Straßenbild jeder größeren Stadt. Dahinter stehen ausgeklügelte logistische Prozesse. Wie können Menschen und Waren auf dem effizientesten Weg von einem zum anderen Ort gelangen? Das deutsche Start-up Motion Tools will diese Frage beantworten.

Ein Kunde von Motion Tools ist ein Taxiunternehmen. Weil während der Pandemie die Fahrgäste ausblieben, begannen die Fahrer, Essen auszu­liefern. Hier kam Marian-Maximilian Martens’ Unternehmen ins Spiel: Motion Tools ist ein B2B-Software-as-a-Service-Anbieter für Mobilitäts- und Lo­gistikdienste, mit dessen Unterstützung etwa die Essens­lieferung von Unternehmen wie Flink reibungslos ablaufen soll.

Motion Tools bietet hierfür eine Softwareplattform für ver­schiedene Logistikprozesse an, etwa für Essenslieferungen (Abholung vom Restaurant, Scannen, Tracking für den Kunden etc.), aber auch für Taxiunternehmen, wie man es bei der Uber-App kennt.

„Start-ups bis hin zu großen Unternehmen sollen mit Motion Tools unkompliziert und schnell Zugang zu Software bekommen, die einfache bis komplexe Transportleistungen digitalisieren kann“, so Martens, Mitgründer und CRO von Motion Tools. Die Tarife dafür gehen bei 500 € los und können auf bis zu 100.000 € oder mehr pro Monat steigen – abhängig davon, was der Kunde benötigt. „Wir sind vielleicht manchmal noch zu teuer für jemanden, der sagt: „Ich will einfach nur dieses Paket von A nach B bringen und habe keine besonderen An­forderungen“, so Martens.

Heute hat MotionTools 20 Mitarbeiter, die – obwohl der eigentliche Standort in Hamburg ist – größtenteils remote und weltweit verteilt arbeiten. Die aktuellste Unternehmensbewertung vom Oktober 2021 weist einen Wert von 16 Mio. € aus. Laut Martens hat Motion Tools lange auf Eigenfinanzierung gesetzt und bisher nur eine Seed-Finanzierungsrunde gemacht und ein Investment im kleinen einstelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten. Unter den Investoren sind Unternehmer wie Mattes Schrader und Frederik Vollert. Damit möchte das Unter­nehmen die Software weiter ver­bessern, jedoch nichts ins Marketing in den USA oder Asien investieren – denn die Konkurrenz sei dort sehr groß, mit Unternehmen wie Onfleet (USA) oder Tookan und Locus (Asien). Was Martens allerdings nicht in die Karten gespielt hat, war die Coronapandemie – wenngleich sich daraus auch neue Chancen ergeben haben. „Wir hatten Kunden, die unsere Software für Taxiservices ein­gesetzt haben; damit war wegen Corona plötzlich Schluss‘‘, erinnert sich der Unternehmer zurück. Deshalb habe Motion Tools vorhandene Ressourcen in den Delivery-Prozess gesteckt und konnte so Lieferservices wie Flink aus Deutschland oder Kavall aus Schweden als Kunden an Land ziehen.

So erfolgreich waren Martens’ Unternehmungen nicht immer. Angefangen hat alles mit zwei Unternehmen, die nicht so liefen, wie die späteren ­Gründer von Motion Tools sich das vorgestellt hatten. Martens hatte sein erstes Unternehmen in der Automobil­industrie gegründet; damals wollte er auf den Nutzer abgestimmtes Entertainment wie angepasste Radiowerbungen in Autos von Carsharing-Anbietern vermarkten. Das lief nicht wie erhofft. „Patrick Arle, Gründer und CEO von Motion Tools, hatte ein vergleich­bares Erlebnis beim Unternehmen Wun­dercar, das ein ähnliches Konzept wie Uber verfolgte“, erzählt Martens. Allerdings sei das damals durch die juristischen Restriktionen in der deutschen Taxibranche ins Stocken geraten.

Aufgegeben haben beide jedoch nicht. Motion Tools läuft heute gut – in Zukunft müsse er zwischen Privatleben und Unternehmen eine Balance finden, so Martens. Hart gearbeitet hat er schon immer: „Einer meiner ersten Jobs war in der Landwirtschaft, ich habe mir für 6,40 € pro Stunde den Rücken krumm gemacht – aber auch viel gelernt“, sagt der Gründer.

Marian-Maximilian Martens ist Wirtschaftsingenieur. In seiner Freizeit schraubt er gern an E-Scootern, fährt Motocross oder hilft bei der Landwirtschaft.

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