Die hell leuchtende Schrift über dem Eingang der Manufaktur fällt schon aus der Ferne auf. Der Shop selbst ist überschaubar groß; an den bunten Farben der Käselaibe kann man sich kaum sattsehen. Ne­ben ­roten Rosen und zahlreichen Cham­­pagnerflaschen leuchtet das gelb-schwarze Crazy-Cheese-Logo von der Wand. Im Moment umfasst das Sortiment 23 verschiedene Käse­sorten, eine ausgefallener als die andere. Dabei wählt Roland Ludomirska seine Produkte immer nach der Jahreszeit aus, etwa „Frühlings-­Bauernkäse“ im Frühjahr und „Pumpkin Spicy“ im Herbst.

Als Kind wollte der Crazy-Cheese-Inhaber Tierpfleger werden, als er älter wurde, schlug er jedoch einen ganz anderen Weg ein, denn seine Faszination für Käse begann bereits vor 25 Jahren auf Wiener Bauernmärkten. Auf diesen verkaufte seine Familie seit vielen Generationen Blumen und Lebensmittel. Nach der Finanzkrise bemerkte Ludomirska, dass viele Menschen nicht so sehr auf den Preis achten, wenn es um Quali­tätsware geht; die Idee, Käse zu verkaufen, kam ursprünglich von seiner Tante, sie erkannte sein Potenzial als Verkäufer und seine Faszination für das Milchprodukt. 2009 begann Ludomirska, exotische Käsekreationen zu finden und etwas Exklusives zu kreieren.

Ludomirska selbst sieht sich als Genussbotschafter und findet, dass sich viele Menschen heutzu­tage keine Zeit mehr nehmen, um das Leben zu genießen. In den fünf Crazy-Cheese-Stores in Österreich schenkt er seinen Kunden einmalige Genussmomente. „Käse hat es verdient, genauso ein Lifestyle­produkt zu sein wie Champagner und Kaviar. Ich denke, das ist mir mit Crazy Cheese gelungen“, so Ludomirska. Passend zu seinen exzen­trischen Käsesorten verkauft der 52-Jährige auch Champagner und andere Schaumweine.

Es kostete Ludomirska meh­rere Jahre, eigene Käsesorten zu kreieren und Bergbauern zu finden, die ebendiese herstellen würden. 2020 war der Käseliebhaber bereit, den nächsten Schritt zu gehen, und eröffnete seinen ersten Store im Westfield Shopping Center („SCS“) in Vösendorf an der südlichen Stadtgrenze von Wien. An die Zeit am Markt mit seiner Familie erinnert er sich trotzdem gerne zurück: „20 Jahre lang habe ich die Menschen auf Messen und Märkten satt gemacht, jetzt mache ich sie mit Crazy Cheese glücklich. Und die Leute genießen meinen Käse nun viel mehr“, schildert Ludomirska. Der Erfolg der Crazy Cheese Manu­facture kam unerwartet, sagt er, und trotz der Coronapandemie eröffnete der Unternehmer 2020 ganze vier weitere Manufakturen.

Direkter Kontakt zu den Kunden wird bei Crazy Cheese groß­geschrieben, darum besucht Ludomirska seine Stores abwechselnd selbst: Dreimal die Woche versucht er, persönlich vor Ort zu sein. An den anderen Tagen besucht er unter anderem seine Franchisenehmer oder reist zu dem nieder­ländischen Bauern, der mit ihm seine außergewöhnlichen Kreationen umsetzt und für ihn die 30 Kilo schweren Käselaibe herstellt.

Zurzeit lebt der Wiener zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn in einem Haus in Graz. Sein exzentrischer Lifestyle stößt nicht bei allen auf positive Resonanz: Ludomirska scheut nicht davor zurück, sein Vermögen zu präsentieren, und postet laufend von seinen Reisen oder aus seinen Stores. Immer mit dabei: Käse und Champagner. Er selbst sieht das locker, gibt sogar an, seine „Hater“ zu lieben: „Hater sind Menschen, die am meisten Liebe brauchen, und obwohl sie mich angeblich nicht mögen, verfolgen sie mein Leben auf den sozialen Plattformen und schenken mir ihre Aufmerksamkeit.“ Der Unternehmer sieht Kritik als eine Möglichkeit, Crazy Cheese zu perfektionieren, und findet nichts Schlechtes daran, Luxus zu zeigen.

Obwohl 100 Gramm seines teuersten Käses („Geiler Bock Deluxe“) 36 € kosten, meint Ludomirska, dass nicht nur wohlhabende Kunden seinen Store besuchen, auch wenn das viele Menschen annehmen. Laut ihm ist Geld dafür da, um ausgegeben zu werden, am besten natürlich bei Crazy Cheese. „Ich finde es wichtig, dass es Luxus gibt. Luxus ist der Motor der Ge­sellschaft, er macht Freude und motiviert die Menschen dazu, mehr als nur das Notwendigste zu tun. Ich bin mit einem Glas Wasser aber genauso zufrieden wie mit einem Glas Champagner“, sagt er.

Zukunftspläne hat Roland Ludomirska auch. Zurzeit gibt es Crazy Cheese nur in Österreich, doch nun will der Wiener seine Marke international vermarkten und unter anderem in Dubai, New York und Deutschland weitere Stores eröffnen – um seine Liebe zum Genuss irgendwann mit der ganzen Welt zu teilen.

Roland Ludomirska ist Inhaber der Crazy Cheese Manufacture und hat innerhalb der letzten drei Jahre fünf Stores in Österreich eröffnet. Zusammen mit einem niederländischen Bauern kreiert er einzigartige Käsesorten und wurde durch sein Unternehmen zum Millionär.

Text: Anika Fallnbügl
Fotos: Gianmaria Gava