LuxusHochzeiten als Meisterwerke

Als Hochzeitsplanerin organisiert Michaela Grote „Destination Weddings“ an den begehrtesten Orten Europas. Paare erleben den Luxus, sich ganz auf die schönen Momente konzentrieren zu können. Dafür plant Grote die Veranstaltung bis ins kleinste Detail – und legt an einem Hochzeitstag zu Fuß bis zu 23 Kilometer zurück.

Freunde und Familie wussten es bereits lange vor Michaela Grote: Als eine gute Freundin vor 25 Jahren heiratete, gab Perfektionistin Grote bei der Planung alles, die Hochzeit war ein voller Erfolg – und Grote beschlich nach und nach die Idee, welcher Beruf ihrer Bestimmung entspricht. Heute ist die gebürtige Slowakin Hochzeitsplanerin. Ihr Unternehmen taufte sie „Èclat“: der Augenblick, wenn ein Lichtstrahl auf einen Diamanten trifft – und ein wunderschönes Funkeln erzeugt, das „nur einen Moment andauert“, so Grote. Dies sei die passende Analogie zu ihrer Arbeit: Auch als Hochzeitsplanerin gebe es nur eine Chance für den ersten Eindruck. Wie viel ihr dieser Moment bedeutet, verrät sie gleich zu Beginn des Interviews: „Nach so vielen Jahren kommen mir immer noch bei fast jeder Hochzeit die Tränen. Das Glück und die Dankbarkeit zu erleben ist einfach unbeschreiblich.“

Èclat organisiert ­sogenannte „Destination Weddings“, also Hochzeiten abseits des eigenen Wohnorts an exklusiven Schauplätzen in Österreich und darüber hinaus in ganz Europa. Es sind kleine Schlösser und Palais, die Grote dafür ­anmietet, etwa an der Côte d’Azur, in der Toskana und am Comer See. Ihre Kunden stammen vielfach von der Ost- oder Westküste der USA, aber Grote betreut auch österreichische Paare. Die meisten von ihnen haben einen durchgetakteten Alltag und seien zu beschäftigt, um sich mit Detail­fragen auseinanderzusetzen. Für Grote bedeutet das, ab und zu bereits um vier Uhr früh Telefonate zu führen, sagt sie. So erwische sie ihre Kunden noch, ehe sie zur Arbeit gehen.

Im Gespräch mit Forbes wird schnell deutlich: Grote besitzt für alles ein System. Planung sei in ihrem Beruf alles, sagt sie. Vier bis fünf Stunden dauert die erste Sitzung mit einem heiratswilligen Paar. In dieser Zeit möchte die ­Hochzeitsplanerin ihre Kunden so gut wie möglich kennenlernen. Die Paare bekommen dafür vorab einen Fragenkatalog überreicht, der ihren Geschmack ein­fangen soll, so Grote. Nach dem ersten Kennen­lernen erfolgt alle zwei bis drei Wochen ein Abstimmungstermin. Da­mit sich Kunden möglichst genau vorstellen können, wie ihr großer Tag aussehen wird, arbeitet Grote mit zwei italienischen Unternehmen zusammen. Sie präsentieren den Paaren 3D-Zeichnungen des geschmückten Veranstaltungsorts – immer wieder führe das dazu, dass noch kleine Änderungen vorgenommen werden. Für „ihre“ Brautpaare möchte Grote nicht bloß „Ja-Sagerin“, sondern eine echte Beraterin sein, sagt sie.

Dabei ist die ­Hochzeitsplanerin laut eigenen Angaben auf alles vor­bereitet. „Ich habe für alles eine Methode, für alles einen Plan B entwickelt“, schmunzelt sie. So übt ihr Team etwa das Tortentragen. Einen Spritzbeutel für die Torte hätten sie auch stets dabei, genauso wie Ersatzblumen. Ihrem internationalen Team vertraut Grote zu 100 Prozent – das ist für sie auch Grundvoraussetzung, sagt sie. Ihre Dienstleister wählt sie nach einem strengen Bewertungssystem aus. „Ich will das Beste für die Brautpaare und gebe mich auch nur mit dem Besten zufrieden“, so Grote. Dass sie strukturiert vorgeht, wird auch klar, als sie ihre Vorgehensweise schildert: Paare meldeten sich bis zu eineinhalb Jahre im Voraus bei ihr, dann habe es oberste Priorität, Location und Fotograf zu buchen, denn die besten seien oft Jahre im Vorhinein ausgebucht. Ähnlich wichtig sei es, das Unterhaltungsprogramm festzuzurren; danach folgten die Papeterie und das Styling. Anschließend sei Zeit für alle anderen Dinge. „Vielleicht glitzere ich noch“, lacht Grote. Sie kommt gerade von einem Vorbereitungs­termin, bei dem sie Dekor mitge­staltet hat.

Rund fünf bis sieben große – sprich: mehrtägige – Hochzeiten organisiert Grote jährlich. „Ich setze nicht auf die Masse“, so die Hochzeits­planerin. Die Paare schätzen, dass sie sich am ohnehin aufregenden Tag der Hochzeit auf die schönen Momente konzentrieren können. Eine Hochzeit mit wenig Stress – das kostet die Kunden 300.000 € aufwärts. Details zu ihren Kunden möchte Grote aber nicht verraten, Diskretion liegt ihr sehr am Herzen.

Sie war 30 Jahre im Einkauf tätig, viele Jahre davon in Führungspositionen. Vor sieben Jahren hat sie begonnen, sich umzuorientieren. Nun ist sie seit dreieinhalb Jahren in Vollzeit als Hochzeitsplanerin tätig – und legt an den Hochzeitstagen auch einmal 23 Kilometer an Fußwegen zurück, sagt sie. Was die Gründerin von Èclat an ihrem Beruf am meisten liebt? „Das direkte Feedback!“, sagt sie, ohne zu zögern. Grote ist eine Meisterin der Details. Das Paar hat besonders schöne Erinnerungen an seinen Frankreich-Urlaub? Dann versucht sie, das einzubauen, je nach Wünschen der Kunden als französische Chansons im Hintergrund, mit dem passenden Käse auf der Speisekarte oder mit etwas Frankreich-Flair im Design der Tischkärtchen.

Inspiration sammelt sie überall. Dabei lernt sie auch gerne von Branchenkollegen – von Konkurrenzdenken halte sie nicht viel. Internationale Hochzeitsplaner zählen zu ihrem Freundeskreis, mit ihnen tauscht sie Erfahrungswerte aus. Und sie motiviert in Zukunft vielleicht auch andere Planer, es ihr in Sachen Nachhaltigkeit gleichzutun: Sofern das Brautpaar zustimmt, spendet sie die dekorativen Blumen nach der Hochzeit an Krankenhäuser. Diese Kooperationen will Grote weiter ausbauen. Auf ihrer Wunschliste stehen aber auch Orte, an denen sie gerne eine Hochzeit organisieren möchte. „An Venedig habe ich mein Herz verloren. Es gibt dort eine Insel, San Clemente, mit einer kleinen Kirche und einer wunderschönen Parklandschaft“, gerät Grote ins Schwärmen. Aber es dauert nicht lange, bis die Planerin in ihr die Oberhand zurückgewinnt: „Heraus­fordernd wären die fehlenden Straßen. Das würde mich aber nicht davon abhalten, hier die perfekte Hochzeit zu gestalten.“ Auch unter schwierigen Voraussetzungen zählt am schönsten Tag im Leben „ihrer“ Brautpaare für Michaela Grote einfach jedes Detail.

Michaela Grote ist Gründerin von Èclat, einer Agentur für Destination Weddings. Für ihre Kunden organisiert sie luxuriöse Hochzeiten in Österreich und an anderen Destinationen in Europa.

Foto: Gianmaria Gava

Ines Erker

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