Mehr als nur ein Plastiksackerl

„Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ein Interview nicht auf Englisch gemacht habe“, sagt Eric Steinberger zu Beginn des Gesprächs lachend. Angesichts der 1.100 Mit­arbeiter seiner Klimaaktivistenplattform, die quer über die ganze Welt verteilt sind, ist das eigentlich kein Wunder.

Steinberger: „Das Ziel von Climate Science ist nicht, möglichst viel Geld zu machen. Ich sehe diese Organisation vielmehr als meine Leidenschaft an.“ Es ist eine Leidenschaft, welche er nun mit einer Vielzahl engagierter junger Menschen teilen kann. Zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern aus mehr als 40 verschiedenen Ländern zählen Autoren, Übersetzer, Designer, Wissenschaftler und viele mehr. Sie alle haben ein Ziel: Lerninhalte zum Thema Klimawandel erstellen, die akkurat, umsetzbar und zugänglich sind. Der Instagram-­Account von Climate Science hat mehr als 80.000 Abonnenten, monatlich bekommt Climate Science über eine Million Impressions auf Google.

Eine Affinität zur Wissenschaft zeigte Steinberger schon in jungen Jahren. Nach seiner Schulzeit ging er nach Cambridge; dort studierte er Computerwissen­schaften, stieg jedoch nach einem Jahr wieder aus. „Meine Noten in Cambridge waren nicht heraus­ragend, weil ich mich nicht so sehr auf die Prüfungen fokussierte, sondern eher auf meine privaten Projekte und Start-up-Consulting“, sagt Steinberger. Doch die nächste Elite­universität ließ nicht lange auf sich warten – er wechselte ans MIT und arbeitete danach einige Monate bei Facebook AI, der auf künstliche Intelligenz fokussierten Tochter des heute als Meta fir­mie­renden IT-­Rie­sen.

Während seiner Zeit am MIT, im Jahr 2019, startete der damals 20-jährige Steinberger dann schließlich Climate Science. Nach einem Gespräch unter Freunden zu die­­sem Thema hatte er einfach keine Antwort auf die Frage, wie der Klimawandel und die Erderwärmung gestoppt werden könnten. Stein­berger: „Ich habe alle Papers dazu ­gelesen, die ich in die Finger bekam.“ Die Erkenntnisse waren für ihn jedoch ernüchternd, und so beschloss er, selbst nach Lösungen zu suchen und diese für alle Menschen verständlich zu präsentieren: Climate Science war geboren.

„Das alles begann zur selben Zeit wie Greta Thunbergs ‚Fridays for Future‘-Bewegung, der Markt war also da“, erklärt Steinberger. Tatsächlich wuchs die Bewegung stark an, im September 2019 nahmen weltweit geschätzt rund vier Milli­onen Menschen an Klimastreiks teil. Der erste Schritt: Ein Instagram-­Account, den Steinberger zu­sammen mit der Designerin Isabel Key startete. Aus diesem Account hat sich nun eine ernst zu nehmende Organisa­tion entwickelt. Diese umfasst unter anderem eine Olym­piade, die letztes Jahr über 12.400 Teilnehmer hatte, Kinderbücher und Programme für Unternehmen sowie Youtube-Videos – Climate Science engagiert sich in jedem erdenklichen Weg. „Unsere Aufgabe ist es, Leute dabei zu unterstützen, aktiv zu Klimalösungen beizutragen – in der Schule, zu Hause und in der Arbeit“, so Steinberger. „Wir wollen Menschen zeigen, dass sie mehr tun können, als nur ein paar Plastik­sackerl weniger zu benutzen.“

Text: Lela Thun
Foto: J. Haslinger

Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 10–21 zum Thema „Under 30“.

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