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Mit „flip*flop“ machte Stefanie Schulze aus einem markanten Geräusch beim Gehen ein Millionengeschäft: Die Badeschlapfen-Marke wurde unter ihrer Führung zu einer bedeutenden Brand im deutschsprachigen Raum. Nach dem Verkauf der Firma wurde die Unternehmerin zur Hobby-Immobilienentwicklerin – und verkauft jetzt ein Millionenhaus in Kitzbühel.
Das Geräusch – ein Schlürfen, gefolgt von einem Klatschen – weckt Erinnerungen: an den Strandurlaub mit der Familie, an Freibadbesuche als Kind, an warme Sommertage. Stefanie Schulze hat aus diesem Geräusch eine Marke gemacht – „flip*flop“ – und mit dem Erlös ein (teures) Hobby gestartet: Grundstücke projektieren, also kaufen, bebauen und verkaufen. Jetzt verkauft sie ihr neuestes Projekt: ein Millionenhaus in Kitzbühel, einer der teuersten Gemeinden Österreichs.
„Ich habe diesen Schuhen einen Namen gegeben“, erzählt Schulze in ihrem Wohnzimmer, das von der Nachmittagssonne hell durchleuchtet wird. Die 59-Jährige hat Ende der 1990er-Jahre aus den Sandalen mit Zehentrenner eine Marke geschaffen, die Synonym für das Produkt wurde: So wie Geländewagen meist Jeep genannt werden oder Klebeband Tesa genannt wird, hat sich im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung Flip-Flops nach Schulzes Marke durchgesetzt.




2004 verkaufte die Deutsche ihr Unternehmen an die Bernd Hummel Holding. Mit dem Erlös kaufte sie sich ein Grundstück in München-Schwabing und ließ darauf ein Haus bauen. Das Design – innen und außen – gestaltete sie selbst. Ihr gefiel diese Arbeit so gut, dass sie in den folgenden Jahren drei weitere Grundstücke in der bayerischen Landeshauptstadt projektierte. „Ich habe gespürt, dass mir das Spaß macht und dass ich das gut kann. Durch meine Erfahrungen mit „flip*flop“ kann ich gut mit Zahlen umgehen; und mein Gespür für Interior Design kommt wohl aus der Modebranche“, so Schulze.
Vor drei Jahren wagte sie sich an ihr bisher größtes Projekt: ein Grundstück in Reith bei Kitzbühel, eingebettet in einen Hang mit freiem Blick auf den Hahnenkamm und die legendäre Mausefalle. Etwas mehr als elf Mio. € hat sie in den Grund und das Haus darauf investiert. Jeden Quadratmeter hat sie selbst geplant, jedes Möbelstück persönlich ausgewählt. „Alles an diesem Haus kommt von mir“, sagt Schulze. Und jetzt ist es an der Zeit, es neuwertig an den nächsten Besitzer weiterzugeben.
Schulze kommt aus der Marketingwelt. Von 1989 bis 1995 lebte sie in San Francisco und arbeitete bei der Werbeagentur Grey Advertising. Sie verbrachte ihre Freizeit mit Triathlon und Skifahren am Lake Tahoe – und mit teuren Immobilien: „Ich habe mir immer schöne Häuser angeschaut“, erzählt sie über ihre Wochenenden in Sausalito nördlich der Golden Gate Bridge. Zurück in Deutschland leitete sie zwei Jahre lang das Marketing beim Skihersteller Atomic Ski in ihrem Heimatland, bevor sie 1998 „flip*flop“ gründete.




Die Idee dazu kam ihr in einem Hotel in Sölden, als Gäste in „fiesen Adiletten“ zum Frühstück kamen. „Da dachte ich mir: ‚Das darf doch nicht wahr sein! Das ist ja ein absoluter Stilbruch, das ist so hässlich!‘“, erinnert sich Schulze. Die Zehensandalen, die sie aus Italien-Urlauben ihrer Kindheit kannte, wollte sie in der Folge salonfähig machen. Ein Freund, Leiter einer Marketingagentur, half ihr mit dem Logo, und 1997 ging Schulze zum Patentanwalt.
Die ersten drei Jahre arbeitete Schulze allein von ihrer Münchner Wohnung aus. Das Wohnzimmer wurde zum Büro. Sie fuhr zu Schuhgeschäften in ganz Deutschland, stellte auf Messen aus und verschickte Dutzende Pressepakete – stundenlang faltete sie dafür Papierblumen, die dem „flip*flop“-Logo nachempfunden waren. Nach einem Jahr schrieb ihr Unternehmen schwarze Zahlen, nach fünf Jahren hatte Schulze 500.000 Paar p. a. verkauft, sagt sie. „Auf einmal verwendete jeder meinen Markennamen für diese Art von Schuhen“, erzählt sie stolz. Sie verkaufte ihr Unternehmen und gründete zuerst ihre eigene Marketingagentur, Trend Marketing, und später Smilecare, ein Unternehmen für Reise-Zahnbürsten, das sie auch heute noch als CEO leitet.



Das Haus in Kitzbühel sollte anders werden als die Häuser, die Schulze davor projektiert hatte. „Ich stand auf diesem Grundstück und diese Weite hat mich fasziniert“, sagt Schulze von ihrer Terrasse aus. Vor ihr erstrecken sich grüne Wiesen und bewaldete Hügel, dahinter die Berge Tirols.
Ursprünglich plante sie zwei Etagen für ihre Patchwork-Familie. Zu den Bereichen für Wohnen und Schlafen kam dann aber eine komplette Wellnessetage mit einem Edelstahlpool, einer Sauna und einem Kinoraum dazu. „Ich habe immer die hochwertigsten Hersteller und Materialien genommen“, so die Deutsche über die Inneneinrichtung. Sie zählt auf: ein Sofa von Molteni („der Ferrari unter den Couchproduzenten“, so Schulze); Leinenvorhänge aus Florenz; eine XL-Occhio-Bogenlampe; ein Kamin, dessen Glaswand hochgefahren werden kann, wenn man die Wärme des Feuers spüren möchte.
Die Technik des Hauses liegt in derselben Preisklasse. Für die Erdwärmepumpe ließ die „flip*flop“-Gründerin fünf Schächte bohren, je 130 Meter tief. Fünfzig Solarpaneele auf dem Dach speisen Energie in einen riesigen Batterieraum. Die Eingangstür ist eine Maßanfertigung mit einer eingefrästen Lebensblume. Das ganze Haus ist mit Bewegungsmeldern für die Beleuchtung ausgestattet. „Ich wollte nicht immer die Lichtschalter drücken müssen“, lacht Schulze.
Alles ist brandneu – an den Riedel-Gläsern in den Regalen kleben noch die Etiketten. Und Schulze sucht einen Käufer; am besten eine Familie, sagt sie, die es schätzt, dass man vom Indoorpool auf die Terrasse gehen kann, um einfach mal in die Ferne zu blicken. Am besten in Flip-Flops.
Bei Kaufinteresse QR-CODE scannen.
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Fotos: Verena Vötter, Anna Fichtner