Mobilitätsrevolution made in Linz

Die Idee für Triply entstand im Rahmen einer Informatik-Abschlussdiplomarbeit an der HTL Leonding. Sebastian Tanzer, 24 Jahre alt, und sein 25-jähriger Co-Gründer Chris­topher Stelzmüller kommen beide aus sehr ländlichen Regionen. An­gebote des öffentlichen Verkehrs gab es praktisch keine, Busse kamen außerhalb der Pendelzeiten nur alle ein bis zwei Stunden, an Wochen­enden gar nicht, erinnert sich Tan­zer. „Für viele war ‚Taxi Mama‘ die Alternative, bis das Führerschein­alter erreicht war“, erzählt er. „Wir haben uns im Zuge unserer Diplomarbeit damit beschäftigt, ein intelligentes ländliches Sammeltaxisystem zu entwickeln, und das dann mit ein paar Gemeinden getestet.“

Ein überraschendes Zwischen­ergebnis war, dass vor Ort meist schon inno­vative Mobilitätskonzepte vorhanden waren. „Das Problem ist aber, dass solche Projekte über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren pilotiert werden, dann aber oft an den Kosten scheitern“, so Tanzer. „Unser Ansatz war deshalb, diesen ganzen Prozess um die Verkehrs­planung zu automatisieren, um Ana­lysen und Planungsprozesse zu beschleunigen und Kombinationen aus verschiedenen Mobilitäts­lösungen hervorzu­heben, damit tat­sächlich sinnvolle Mobilität angeboten werden kann.“ Anfangs war der Fokus noch die Planung von Shuttleservices im Eventbereich. Mit der Pandemie wurde das unattraktiv – es musste daher ein neues Einsatzfeld her.

Dieses fanden Tanzer und Stelzmüller im Bereich der betrieb­lichen Mobilität. Der Kern des Un­ternehmens liegt heute in der Ent­wicklung von Softwarealgorithmen, um Ana­lyse und Planung im Bereich der be­trieblichen Mobilität zu ver­ein­fachen. Für die Analyse greift Triply auf öffentlich verfügbare Daten zu­rück, zusätzlich liefert der Kunde anonymisierte Daten; Tanzer und Stelzmüller verknüpfen all diese Datensätze sinnvoll miteinander. Zwei Arten von Kunden werden bedient: „Unternehmen, die ihre mobilitätsbezogenen Emissionen nachvollziehen und reduzieren wollen, und öffentliche Auftraggeber, die sich eigene Analysen sparen wollen“, so Tanzer. Ende 2022 erhielt das Start-up eine Mio. € Kapital­spritze von Smartworks Innovation, einer Investment-Tochter von Wie­ner Stadtwerke und Wien Energie.

Parallel zur Gründung begann Tanzer ein Studium der Informatik an der JKU Linz. „Das war auch, um die Eltern zu beruhigen – mich hat die Universität keine vollen zwei Wochen gesehen“, erzählt er. Das liege auch an seiner Kindheit, einer „Kombination zweier Welten“, die die Sicht des jungen Gründers auf Studium und Unternehmertum geprägt hat. „Die nicht digitalisierte Welt habe ich als Kind noch kennengelernt und bis 15 habe ich noch im Wald gespielt, nicht am Computer“ – das sei erst später gekommen, erzählt Tanzer. Triply beschäftigt derzeit elf Mit­arbeitende. Der Vertrieb läuft in der gesamten DACH-Region. Das Ziel ist, dass die Software sehr schnell für ganz Europa verfügbar wird.

Das Linzer Start-up Triply entwickelt Softwarelösungen anhand von Mobilitätsdaten. Co-Gründer und CEO Sebastian Tanzer will die Verkehrsinfra­struktur multimodal revolutionieren.

Text: Alexandre Kintzinger
Foto: Triply GmbH

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