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Lernen Sie den Milliardär kennen, der auf
einen idyllischen Rückzugsort auf einem Eiland der
Philippinen setzt: ein Einblick in Andrew Tans
720-Mio.-US-$-Ökotourismus-Projekt in einem unberührten
Strandparadies in dem südostasiatischen Inselstaat.
Der Platz ist ein tropisches Paradies: türkisfarbenes Wasser, das eine unberührte Küste umspült, gesäumt von üppigem, nebelverhangenem Grün. Der philippinische Immobilienriese Megaworld preist auf seiner Facebook-Seite die Vorzüge der Insel Palawan an, der größten der 1.780 Inseln der gleichnamigen Provinz, die im Westen des Inselstaats im Pazifik liegt. Hier verfolgt Megaworld sein bisher komplexestes Projekt: eine Resort- und Wohnanlage, die bislang größte Immobilienentwicklung der Insel.
Auf 462 Hektar in San Vicente, einer ruhigen, relativ unberührten Ecke der Nordküste Palawans, die für ihre Artenvielfalt, ihre Urwälder, steile Karstklippen sowie den längsten weißen Sandstrand der Philippinen bekannt ist, verfolgt Megaworld einen 15-Jahres-Plan zur Errichtung eines Paradieses namens Paragua Coastown. Es heißt, dass es sich dabei um eine umweltfreundliche Ergänzung zum landesweiten Hotel-, Büro-, Einzelhandels- und Wohnportfolio des Unternehmens handelt. Nach seiner Fertigstellung wird Paragua Coastown zwei zehnstöckige Hotels, eine Wohnanlage, Villen, ein Krankenhaus, eine Schule und Wellnesszentren umfassen.
Megaworld, im Besitz der Alliance Global Group des Milliardärs Andrew Tan, ein Konglomerat, das von Spirituosen bis hin zu Immobilien so einiges abdeckt, investiert über 40 Mrd. Philippinische Pesos (720 Mio. US-$) in das Projekt – ein Zehntel dessen, was das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren für den Bau von Townships auf den Philippinen ausgeben will. Megaworld will mit dieser Grundsteinlegung daran partizipieren, dass sich die Insel Palawan derzeit wieder zu einem der beliebtesten Touristenziele des Landes entwickelt: Nach Angaben der Regierung besuchten im Jahr 2023 etwa 1,5 Millionen Menschen, davon etwa 650.000 Auslandsreisende, die Insel; fast doppelt so viele wie im Vorjahr, da die Touristen nach Corona auf die Philippinen zurückkehrten. „Wir beabsichtigen, die besten Konzepte für nachhaltigen Tourismus und umweltfreundliches Leben zu präsentieren, indem wir San Vicente zu einer Ökotourismus-Gemeinde entwickeln“, sagt Kevin Tan, Andrews ältester Sohn und Geschäftsführer von Megaworld sowie Vizepräsident und Chief Strategy Officer, per E-Mail.
San Vicente gilt als nächster Meilenstein im kommerziellen Aufschwung der Insel und schließt zu Palawans anderen Inselzentren auf, in denen der Tourismus floriert, einschließlich der Hauptstadt Puerto Princesa City (Heimat des 8,2 Kilometer langen unterirdischen Flusses, der zum Unesco-Weltkulturerbe gehört) und El Nido, einer Gemeinde bestehend aus kleinen Inseln an der Nordspitze Palawans, die sich in den letzten Jahren zu einem Spielplatz für Rucksacktouristen und Jetsetter gleichermaßen entwickelt hat. Ayala Land, das vom Milliardär Jaime Zóbel de Ayala und seiner Familie kontrolliert wird, hat sich bereits als größter Entwickler von El Nido einen Namen gemacht und besitzt das 325 Hektar große Tourismusgebiet Lio sowie vier weitere Resorts auf den kleineren Inseln der Stadt.
Megaworld hat letztes Jahr den Grundstein für sein Savoy Hotel Palawan mit 306 Zimmern und den nahe gelegenen Oceanfront Premier Residences Tower mit 189 Wohneinheiten gelegt, die beide im Jahr 2028 fertiggestellt werden sollen. Der Bau des Paragua Sands Hotels mit 313 Zimmern, das 2029 eröffnet wird, muss noch beginnen. Die meisten Zimmer bieten hier Blick auf das Wasser – und die Wanderwege des Pagdanan-Gebirges, in dem bedrohte Wildtiere wie der Philippinische Kakadu, die Kaisertaube und der Blaunackenpapagei leben, sind nur eine kurze Autofahrt entfernt.
„Unsere Vision für Paragua Coastown ist mehr als nur nachhaltiger Tourismus; es ist, denjenigen eine Möglichkeit zu bieten, die das Inselleben in einer üppigen und nachhaltigen Landschaft leben möchten“, sagt Andrew Tan. Zu diesem Zweck werde Megaworld Solarenergie und andere erneuerbare Energiequellen in die Gebäudegestaltung einbeziehen, sagt er. Als Teil eines neuen Abfallmanagementsystems und eines Abwasserbehandlungszentrums wird es eine Müllverbrennungsanlage geben, die die Gemeinde mit Strom versorgt.
Etwa 40 % der Landfläche von Paragua Coastown sind für offene (wenn auch landschaftlich gestaltete) Flächen vorgesehen, während ein Mangrovenwaldreservat an seinen Grenzen unberührt bleibt. Megaworld plant außerdem, Tausende von Bäumen auf 100 Hektar zu pflanzen, die durch kommerziellen Holzeinschlag abgeholzt wurden (einst eine tragende Säule der lokalen Wirtschaft), und die überwiegend unbefestigten Wege, die von den 30.000 Einwohnern von San Vicente genutzt werden, zu einem Straßennetz in und um das Areal auszubauen.
„Wir beabsichtigen, die besten Konzepte für nachhaltigen Tourismus und umweltfreundliches Leben zu präsentieren, indem wir Ökotourismus-Gemeinden entwickeln.“
Kevin Tan
Ana Margarita Lustre-Malijan, Vizepräsidentin des örtlichen Hotel- und Bauunternehmens Arlustre Group, glaubt, dass solche Entwicklungen ein großer Segen für Palawan sein werden, da sie Arbeitsplätze und Einkommen auf die Insel bringen werden, wo etwa 15 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Es könnte auch der Wendepunkt sein, um die Zugänglichkeit des Gebiets zu verbessern: Es gibt einen Flughafen in San Vicente, aber Philippine Airlines und Cebu Pacific, zwei der größten Fluggesellschaften des Landes, fliegen nicht dorthin. Die Anreise nach San Vicente bedeutet einen 90-minütigen Flug von Manila oder Cebu nach Puerto Princesa und eine holprige vierstündige Autofahrt durch unwegsames Gelände. Michael Szucs, CEO von Cebu Pacific, erklärt gegenüber Forbes Asia, dass die Fluggesellschaft erwägen wird, nach San Vicente zu fliegen, sobald die Megaworld-Hotels gebaut sind.
Palawan zieht nicht nur einheimische Entwickler an, sondern ist auch zu einem Anlaufpunkt für globale Hotelmarken geworden. „Palawan ist ein attraktives Reiseziel, das kulturellen Reichtum mit Naturlandschaften verbindet“, sagt Raj Menon, Präsident von Marriott für den Asia-Pazifik-Raum ohne China, per E-Mail. Die US-Gruppe wird in diesem Jahr ihr kürzlich eröffnetes Four Points by Sheraton mit 168 Zimmern am Sabang Beach, in der Nähe des unterirdischen Flusses von Puerto Princesa, um mehr als 70 Zimmer erweitern, um der Nachfrage gerecht zu werden. Auch die amerikanischen Hotelketten Best Western und Wyndham Hotels’ Microtel haben eine Präsenz auf der Insel aufgebaut.
Megaworld hat mit der Vermarktung der Paragua-Coastown-Wohneinheiten begonnen, die von 32-Quadratmeter-Studios bis zu 106-Quadratmeter-Suiten mit zwei Schlafzimmern reichen werden, und geht davon aus, dass sie einen Umsatz von rund 2,3 Mrd. Pesos (ca. 39,6 Mio. US-$) pro Jahr generieren werden. Megaworld verdoppelte sein Engagement auf Palawan und kündigte im Dezember an, weitere sieben Mrd. Pesos (120 Mio. US-$) für die Entwicklung eines Komplexes mit gemischter Nutzung auf einem sechs Hektar großen Grundstück direkt am Meer in Puerto Princesa auszugeben. Die Fertigstellung des Gewerbe-, Hotel- und Wohnprojekts mit dem Namen Baytown Palawan wird voraussichtlich fünf Jahre dauern. „Palawan war schon immer ein Hotspot für einheimische und internationale Touristen“, sagt Andrew Tan.
Palawan ist aber nicht der einzige touristische Anziehungspunkt der Tans. Sie bauen Resorts, Einzelhandelsflächen und Tagungseinrichtungen auf dem gesamten Archipel, einschließlich der Touristen-Hotspots Boracay, Cebu und Davao. Der Gastgewerbebetrieb von Megaworld machte im Jahr 2023 über 5 % des Umsatzes des Unternehmens in Höhe von 69,7 Mrd. Pesos (1,2 Mrd. US-$) aus, und das Unternehmen geht davon aus, dass das Geschäft bis 2028 mindestens 10 % des Umsatzes ausmachen wird.
Andrew Tan hatte Megaworld Ende der 1980er-Jahre gegründet und damit Pionierarbeit für das Wohnkonzept einer „Stadt in einer Stadt“ auf den Philippinen geleistet. Mittlerweile zählt das Unternehmen landesweit 24 Townships (weitere sieben befinden sich in Bau) und ist Teil von Tans weitläufigem Geschäftsimperium Alliance Global, das unter anderem eine Mehrheitsbeteiligung an Emperador (Eigentümer der Marken Dalmore Whisky und Fundador Brandy) und eine Beteiligung am philippinischen McDonald’s-Franchisenehmer umfasst. Tan belegte 2023 mit einem Nettovermögen von 2,4 Mrd. US-$ Platz elf der Liste der 50 reichsten Menschen der Philippinen.
„Die Ausweitung unserer Townships auf den gesamten Philippinen wird unser Wachstum als Unternehmen unterstützen und es uns ermöglichen, auch unser Angebot in der Immobilienbranche zu diversifizieren“, sagt Sohn Kevin, der auch stellvertretender Vorsitzender und CEO von Alliance Global ist. „Durch diese Entwicklungen können wir in allen Wirtschaftssektoren erhebliche Auswirkungen erzielen.“
Text: Jonathan Burgos
Fotos: Kevin Cliff P. Icabales