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Julia Stückelschwaiger jongliert mit Bergbahnen, Hoteliers und drei Gemeinden – mit einem Gespür, das in ihrer Branche den Unterschied macht. Als Geschäftsführerin der Turracher Höhe Marketing GmbH bringt die 40-Jährige zusammen, was zusammengehört: eine einzigartige Landschaft und alle, die sie genießen wollen.
„Julia, du bist die Mutti von der Turracher Höhe!“ Der Satz kommt von einem Hotelier, der ein paar Jahre älter ist als Julia Stückelschwaiger. Sie lacht, als sie davon erzählt, aber es steckt mehr dahinter: „Ich versuche, für alle da zu sein; ihnen das Gefühl zu geben, gehört zu werden.“ Es ist ein warmer Herbsttag auf 1.800 Meter Seehöhe, die Sonne scheint über das Höhenplateau zwischen Steiermark und Kärnten. Stückelschwaiger sitzt in ihrem Büro und erklärt, was es bedeutet, eine Destination zu leiten, die auf zwei Bundesländer, drei Gemeinden und unzählige Interessen verteilt ist.
Die Turracher Höhe ist kein gewöhnlicher Tourismusort. Sie liegt mitten im Biosphärenpark Nockberge, umgeben von drei Seen und einem der größten zusammenhängenden Zirbenwälder Europas – ein 360-Grad-Kessel, in dem die Sonne den ganzen Tag ins Gesicht lacht. „Es ist ein Kraftplatz“, sagt Stückelschwaiger. „Man wird automatisch ein bisschen entschleunigt, wenn man sich auf die Turracher Höhe einlässt.“ Rund 360.000 Nächtigungen verzeichnet die Region jährlich – und die Geschäftsführerin der Marketing GmbH trägt die Verantwortung dafür, dass diese Zahl weiter steigt, ohne dass die Region ihre Seele verliert.
Der Weg hierher war nicht geplant. Stückelschwaiger hat als Restaurantfachfrau gelernt, in der Ramsau am Dachstein, ist dann durch Vorarlberg gezogen, hat ihren Sohn mit 21 Jahren bekommen und war plötzlich Alleinerzieherin. „Man entwickelt da Löwenkräfte“, sagt sie rückblickend. Sie verbrachte zwei Sommer auf einer Alm, bewirtschaftete sie als Sennerin mit ihrem kleinen Sohn im Schlepptau. Später schnupperte sie in die Eventbranche, tourte mit der Elektroswing-Reihe „Cirque de la Nuit“ durch Europa, war damit beim Life Ball in Wien dabei. „Ich habe gemerkt, dass ich eine sehr kreative Art habe“, sagt Stückelschwaiger.
Über den Pannendienst Service 24, eine Tochterfirma des ÖAMTC, kam sie ins Marketing. Sie betreute Newsletter und Social Media, wechselte dann zum Naturhotel Höflehner im Ennstal. „Das war so meine Chance, wo ich gemerkt habe: Das ist genau mein Ding, das kann ich, das mache ich richtig gut.“ Als sich ihre Lebenssituation änderte – sie lernte einen Partner kennen und zog nach Murau –, bewarb sie sich bei der Turracher Höhe Marketing GmbH. 2022 fing sie an, 2023 übernahm sie die Geschäftsführung.
Man wird automatisch ein bisschen entschleunigt, wenn man sich auf die Turracher Höhe einlässt.
Julia Stückelschwaiger
„Du hast mit wahnsinnig vielen Menschen zu tun“, sagt Stückelschwaiger. Was ihr dabei hilft, sind 20 Jahre Erfahrung in der Hotellerie und der Gastronomie. „Ich habe viel Verständnis für die Betriebe hier oben – das macht den Unterschied“, so Stückelschwaiger. Ihr Alltag ist vielseitig: Sie beantwortet Gästeanfragen, erstellt Drucksorten – Pistenpläne, Wanderkarten, Zeitschriften – und betreut Social Media, organisiert aber auch Fotoshootings und Pressereisen. Außerdem verantwortet sie Kooperationen und plant Events wie den Kiltski-Tag, bei dem rund 200 Teilnehmer in Tracht oder Kilt Geschicklichkeitsstationen auf der Piste bewältigen. Und sie kümmert sich um die Interessen von über 50 Mitgliedern des Tourismusvereins Turracher Höhe, den sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Corinna Gotthardt betreut. Zu zweit stemmen sie all diese Aufgaben, unterstützt von einer selbstständigen Grafikerin und zwei Außendienstmitarbeitern.
Die Turracher Höhe positioniert sich als „premiumalpines Resort“. Aber was bedeutet Premium? Stückelschwaiger zögert keine Sekunde: „Für uns bedeutet es, sehr persönlich zu sein.“ Sie erzählt von einer Hospitality-Tour nach Dubai, wo alles „schick“ und „noch größer“ sein muss – auf der Turracher Höhe hingegen bedeutet Premium etwas anderes: Ein Butler, der mit dem Schneemobil durchs Skigebiet fährt und Gäste mit einem Glas Sekt verwöhnt, Taschentücher und Sonnencreme verteilt, Kinder mit Traubenzucker versorgt; regionale Köstlichkeiten und Schneeschuhwanderungen, die den Gästen die Natur näherbringen. „Das ist für mich Premium – durch diese kleinen Aufmerksamkeiten und diese Persönlichkeit“, sagt sie.
Ihre Art, zu führen – intuitiv, empathisch, klar –, ist in einer nach wie vor männlich dominierten Branche nicht selbstverständlich. Stückelschwaiger formuliert es achtsam: „Frauen haben oft andere Zugänge, und ich finde, das ist eine Stärke.“ Ein Zitat begleitet sie dabei besonders – von Emmeline Pankhurst, einer der Pionierinnen der Frauenrechtsbewegung: „Vertraut auf euch selbst. Ihr müsst die Welt nicht um Erlaubnis bitten, wenn ihr etwas verändern wollt.“ Ein Satz, der bemerkenswert gut zu Stückelschwaigers Weg passt – und zu einem Ort, der seit jeher seinen eigenen Weg geht.
Die Turracher Höhe sei ein Rückzugsort für alle, die Auszeit suchen, sagt sie: Familien finden ein sicheres, überschaubares Skigebiet, wo sie ihre Kinder immer im Blick haben; sportlich Ambitionierte ziehen ihre Schwünge auf breiten Pisten oder wagen sich an schwarze Abfahrten; Genießer entspannen in Vier-Sterne-Superior-Wellnesshotels oder mieten sich ein Chalet mit Jacuzzi. „Wir decken eigentlich alle Interessen ab“, sagt Stückelschwaiger. „Jeder, der Natur spüren möchte und gleichzeitig dieses persönliche, warme Miteinander sucht – der hat hier seinen Platz.“
Text: Forbes-Redaktion
Foto: TMG Turracher Höhe Marketing GmbH