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Am 30. Oktober ging der Forbes Women's Summit auch in diesem Jahr im Park Hyatt Vienna über die Bühne. Über 350 Unternehmerinnen, Gründerinnen, Investorinnen und Branchenexpertinnen kamen zusammen, um über Kunst, Unternehmenskulturen, Healthtech, KI und mehr zu diskutieren. Und stets zu zeigen: Diversity is good business.
Aus den USA weht ein Wind, der Diversity-Programme infrage stellt und Unternehmen dazu bewegt, ihre Prioritäten woanders zu setzen. Der Women’s Summit hält dagegen. Über 350 Teilnehmerinnen und mehr als 25 Speakerinnen diskutierten über Female Empowerment, Diversität im Unternehmertum und teilten ihre persönlichen Erfahrungen.
Nach einer Begrüßung von Franz Zauner, Director of Operations bei Park Hyatt Wien, eröffnete Forbes-Herausgeberin Heidi Aichinger den Summit mit einem Ritual, das mittlerweile Tradition ist: dem Beehive.
Sasa Hanten hielt die Opening Keynote. In ihrem bunten Kleid erzählte die Rechtsanwältin und Sachverständige für zeitgenössische bildende Kunst von ihren Dienstleistungen, die von Rechtsberatung bis zum Schreiben von Liebesbriefen reichen. Sie sagte einen Satz, der sich durch den ganzen Summit ziehen sollte: „Machen ist wie wollen – nur krasser. Größenwahn ist etwas nur, wenn es nicht klappt.“ Für Vanessa Romano, die nächste Speakerin, ist das Programm. Die CEO von Jmes World möchte eine Plattform bauen, die Kunst zugänglicher machen und besonders junge Künstlerinnen befähigen soll, in der Kunstwelt Fuß zu fassen. Künstlerinnen können ihre Gemälde hochladen; Käuferinnen können Anteile an den Werken kaufen.
Die Speakerinnen des ersten Panels des Tages müssen ihre Unternehmen nicht mehr aufbauen – das haben bereits ihre Eltern und Großeltern getan. Anna Niepoort, Tochter zweier Weinbauern, wollte als Kind und junge Jugendliche nichts mit Wein zu tun haben. „Ich habe Wein nicht mal getrunken“, erzählt sie auf der Bühne. Ihre Mutter, Dorli Muhr, schickte sie nach Südafrika zu einem Weinbauern. Nach einer Woche kam die Nachricht zurück: „Mama, ich möchte Winzerin werden.“ Daniela und Nicole Oswald sind, wie Niepoort heute, in ihr Familienunternehmen eingestiegen, verpassen diesem aber ihren eigenen Stempel. Die Erfinderinnen der Schofrulade sprachen u. a. darüber, dass der Klimawandel die Obstbauern und ihre Zulieferer zwingt, umzudenken. Ein Thema, das auch Niepoort stark umtreibt. Über die Arbeit mit der Schwester sagte Daniela Oswald: „Manchmal geraten wir uns in die Haare. Aber am Ende des Tages unterstützen wir uns immer gegenseitig.“
Karin Heschl-Polzhofer erzählte die Geschichte ihres Unternehmens. Ihr Vater hatte das Familienunternehmen Kapo groß gemacht; unter anderem gehörten die Neuen Wiener Werkstätten dazu. Er holte seine drei Kinder ins Unternehmen. Doch er konnte nicht loslassen, erzählt Heschl-Polzhofer, und die Kinder das Unternehmen nicht so umgestalten, wie sie es sich vorstellten. Kapo ging zu Bruch – nur die Fenster- und Türen-Sparte hat überlebt und wird von Heschl-Polzhofers Bruder geleitet. Sie selbst gründete Design ab Hof, ein Hofladen, in dem klassische Hofprodukte wie Marmelade und Honig aber auch Designprodukte verkauft werden. „Ich hätte mir gewünscht, dass mich jemand auf die Risiken aufmerksam macht, die mit dem Arbeiten in einem Familienunternehmen einhergehen“, sagte sie am Summit. „Aber ich habe viel gelernt und bin froh, dass ich mein Wissen heute einsetzen kann – in meinem eigenen Unternehmen.“
In ihrer Keynote erzählte Schönherr-Rechtsanwältin Marguerita Sedrati-Müller, wie Unternehmenskultur Frauen stärken und befördern kann. „Es ist wichtig, Zusammenarbeit zu belohnen, nicht nur Wettbewerb. Männern wird nach wie vor beigebracht, zu konkurrieren. Frauen eher nicht.“
Anschließend diskutierten Petra Öberg Gustafsson, CEO des Arbeitsbekleidungs-Herstellers Fristads, und Johanna Janout, Strategy Consultant bei Boston Consulting Group, über die Realitäten weiblicher Karrieren in Skandinavien und Österreich. Öberg Gustafsson reflektierte ihre Erfahrungen als Führungskraft in männerdominierten Branchen, etwa als CEO des Werkzeugherstellers Teng Tools, während Janout von ihrer Feldstudie zu österreichischen Top-Managerinnen berichtete. Dabei wurde offensichtlich: Einerseits können Unternehmen Anreize für mehr Gleichstellung setzen, andererseits müssen die strukturellen Bedingungen verbessert werden. Dort ist Öberg Gustafssons Heimatland Schweden einen Schritt voraus: Nehmen Väter ihren Anteil der Elternkarenz nicht in Anspruch, verfällt er. Die Folge: „Wenn ich ein Vorstellungsgespräch führe, spielt es keine Rolle, ob der Bewerber ein Mann oder eine Frau ist. Ich erwarte von beiden, dass sie in Karenz gehen, wenn sie ein Kind bekommen“, sagte die Fristads-CEO.
In der letzten Session vor der Kaffeepause sprach Simone Reeh, Marketing Director B2B und B2C bei Nespresso Österreich, von der Nespresso-Initiative, gute Kaffeemaschinen ins Homeoffice zu bringen. „Wir arbeiten mit einem Produkt, das gleichzeitig ein Erlebnis ist. Unternehmen sind auf uns zugekommen, weil sie dieses Erlebnis ihren Mitarbeitern auch zu Hause ermöglichen wollen.“
Nach der Kaffeepause, in der die Teilnehmerinnen netzwerken und sich über die ersten Eindrücke des Tages austauschen konnten, ging der Summit weiter – mit einer mitreißenden Darbietung von Opernsängerin Hila Fahima. Begleitet von Ania Druml am Klavier, eroberte Fahima das staunende Publikum mit ihrer Darbietung des Stücks „Je veux vivre“ aus Roméo et Juliette – und wurde mit tosendem Applaus belohnt. „Ich war ein schüchterner Mensch, aber auf der Bühne zu stehen, ist für mich heute ganz natürlich – auf der Bühne kann ich sein, wer immer ich sein möchte“ sagte sie anschließend im Live-Interview.
Wie es Unternehmen gelingen kann, ihrem Bekenntnis zur Diversität treu zu bleiben, schilderte Stefan Lindenthal. Der Market Director der L’Oréal Luxe Division in Österreich gab Einblicke in die Initiativen des weltweit tätigen Beauty-Konzerns. Trotz einer angespannten Wirtschaftslage schreibt das Luxussegment im DACH-Raum aktuell sehr gute Zahlen. Abseits der Marken sind rund 60 % der General-Manager-Positionen weiblich besetzt – es überrascht daher nicht, dass Lindenthal einige weibliche Führungskräfte nennen konnte, die seinen eigenen Führungsstil nachhaltig beeinflusst haben.
Dass es die Medienbranche seit Jahren nicht leicht hat und auch von KI ordentlich durcheinander gebracht wird – darüber sprachen Simone Salden, stellvertretende Chefredakteurin des Manager Magazin, und Tamedia-CEO Jessica Peppel-Schulz. Sie zeigten aber auch auf, wie die neue Technologie die Arbeit von Journalistinnen unterstützen kann. Peppel-Schulz verriet, wie KI in ihrem Unternehmen eingesetzt wird: „Unsere Journalisten und Journalistinnen arbeiten mit einem Artikel-Buddy: einer virtuellen Begleitperson, die als Sparring Partner fürs Verfassen der Artikel dient.“ Salden und Peppel-Schulz waren sich einig, dass einige KI-Anwendungen großen Mehrwert bieten. Dennoch stellte Salden klar: „Was die KI nicht ersetzen kann: Wir gehen dorthin, wo sonst keiner hingeht. Dreimal nachhaken, um eine Information zu gewinnen, das kann die KI nicht leisten.“
Auf die Auseinandersetzung mit dem Journalismus folgte ein Gespräch über Film, Fernsehen und die Bedeutung sozialer Medien für Kreative. Ruby O. Fee, bekannt aus Filmen wie dem Netflix–Thriller „The Brick“, gab Einblicke in ihre Kooperation mit Marken wie Dyson und Tiffany’s. Sie sieht positive Effekte in alle Richtungen: Einnahmen aus Zusammenarbeiten mit Unternehmen stärken nicht nur ihre Bekanntheit, sondern sind auch finanzielles Zubrot – das sie wiederum nutzen kann, um ihre kreative Arbeit zu finanzieren. Lena Lucki, bei influence.vision für das Strategie- und Kampagnenmanagement verantwortlich, beleuchtete die Perspektive von Agenturen, die intermediär zwischen Unternehmen und Content Creators wie Fee vermitteln. Authentizität steht mehr denn je im Vordergrund, so Lucki.
Johanna Elisabeth Schmid ist Co-Geschäftsführerin und Chief Creative Officer des Kaufhaus Steffl. In einer Zeit, in der Online- und Live-Shopping immer beliebter werden, setzen sie und ihr Team auf das, was Traditionskaufhäuser wie Steffl so gut können: Shopping zu einem Erlebnis machen. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir schöne Schaufenster und Shopping-Floors haben“, sagte sie. „Leute müssen gerne ins Geschäft kommen.“
Dann war Zeit für die Mittagspause und Gäste und Speakerinnen strömten gleichermaßen aus dem Saal, um neue Kontakte zu knüpfen, sich zu stärken – und sich einen Platz in einer der Impact Sessions zu sichern, die alle mehr als gut besucht waren. Judith Williams erzählte den Teilnehmerinnen, wie viel das richtige Mindset zum Erfolg beiträgt. Silke Siegel-Kirschenmann, Abteilungsleiterin des Wealth Managements Stuttgart der Baden-Württembergischen Bank, erklärte, wie die Teilnehmerinnen ihr Geld optimal veranlagen können – und warum das besonders für Frauen wichtig ist. Über die „Stand Up“-Kampagne von L’Oréal sprach Heike Leder, Head of Brand Communcation bei L’Oréal Paris. Martina Ernst, akademische Leiterin an der WU Executive Academy, gab den Teilnehmerinnen in ihrer Impact Session Tipps für die nächste Gehaltsverhandlung mit.
Laura Wissiak, Chief Research Officer bei Hope Tech, und Molekularbiologin Sahra Tasdelen bildeten das erste Panel im letzten Block des Summits. Sie sprachen über Healthtech, warum das Feld der Medizin oft verschlossen gegenüber neuen Technologien ist, und über den Gender-Data-Gap in dem Feld. „Die heutige Medizin basiert weitgehend auf dem männlichen Durchschnitt. Die Symptome von Männern und Frauen unterscheiden sich aber“, stellte Tasdelen das Problem klar, das sie zu lösen versucht.
Beim Women’s Summit trafen Frauen aller Altersgruppen aufeinander. Dass das eine ideale Grundlage bietet, um voneinander zu lernen, veranschaulichte das nächste Panel zum Thema Crossmentoring. Miteinander ins Gespräch gingen dafür Nour Idelbi, mit Anfang 20 bereits Gründerin von zwei Start-ups, Gerlinde Layr-Gizycki, Gründerin der Inamera GmbH und Mentoring-Expertin, sowie Eleonore Ogrinz, internationale Marketingmanagerin und ehrenamtliche Regionalverantwortliche Österreich des Vereins Generation CEO. Das Fazit, auf das sich alle drei einigten: aktiv eine Mentorin zu suchen ist einer der besten Schritte, die eine Frau für ihre Karriere unternehmen kann.
Es folgte ein Highlight des Tages. In ihrer Keynote zeigte Finanzmarktexpertin Monika Rosen die Unterschiede im Investitionsverhalten von Männern und Frauen auf. Sie sprach auch über den (sehr großen) Gender Gap in der Finanzbranche: „Mehr als die Hälfte der Einstiegspositionen im Bankensektor sind von Frauen besetzt. Doch während 2014 die erste Frau CEO eines Rüstungsunternehmens wurde, wurde die erste weibliche CEO einer Bank erst 2021 ernannt.“ Mit Blick auf die Quoten gab sie dem Publikum eine Botschaft mit auf den Weg: „Ich würde mich sehr freuen, wenn manche von Ihnen diese Quote künftig erhöhen.“ Rosen erntete einen Applaus, der auch ein Stockwerk tiefer noch zu hören war.
Die letzte Speakerin hat eine außergewöhnliche – und außergewöhnlich erfolgreiche – Karriere hinter sich. Judith Williams war dabei, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Opernsängerin zu werden, als Ärzte einen Tumor auf den Stimmbändern der damals Anfang-20-Jährigen fanden. Ihr Traum starb und für Williams, erzählte sie auf der Bühne, begann eine der schwierigsten Phasen ihres Lebens. Sie heuerte in einem Fitnessstudio an: „In diesem Fitnessstudio erreichte ich ,Rock Bottom’. Und ich dachte mir damals: Wie schaffe ich, dass sich diese Leute an mich erinnern? Und die Antwort war: Ich wollte, dass sich die Leute besonders fühlen.“ Sie erkannte ihr Verkaufstalent und bewarb sich beim Teleshopping-Unternehmen HSE24 (heute HSE), wo sie ihre Fähigkeiten verfeinerte. Sie verkaufte auch Produkte von Cura Cosmetics – so erfolgreich, dass die Gruppe Williams mit Anteilsbeteiligungen bindete. Heute gehören Williams 80 %. Sie wurde auf der Bühne von ihrem Mann und Medienmanager Alexander-Klaus Stecher begleitet, der sie auf weiten Strecken ihrer Karriere begleitet hat.
Das Forbes-Team dankt allen Teilnehmerinnen des Forbes Women’s Summit 2025. Der Summit wurde durch unsere Partner ermöglicht: Chopard, L’Oréal, IBM iX, influence.vision, Nespresso Professional, BW Bank, Kaufhaus Steffl, Eterna, Schönherr Rechtsanwälte, WU Executive Academy und Park Hyatt Vienna.
Wir können den Women’s Summit 2026 kaum erwarten.
Bei Nutzung des Bildmaterials ersuchen wir um Angabe des Fotocredits.
Fotos: Moritz Scheer & Elisa Mohideen