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Waymo betreibt in mehreren US-Metropolen ein autonomes Robotaxi-Netzwerk und gilt derzeit als führender Anbieter im Bereich selbstfahrender Fahrzeuge. Tesla hingegen kündigt erneut einen Start an – der bislang ohne belastbare Ergebnisse geblieben ist.
Waymo, eine Tochtergesellschaft von Alphabet, verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 rund 250.000 bezahlte Fahrten pro Woche. Das Unternehmen betreibt autonome Fahrzeuge in Phoenix, San Francisco, Los Angeles, Austin und im Silicon Valley. Die Fahrzeuge fahren ohne Sicherheitsfahrer und entsprechen laut Waymo dem Autonomielevel 4.
Autonomiestufe 4 beschreibt Systeme, die ein Fahrzeug vollständig ohne menschliches Eingreifen in definierten Betriebsbereichen steuern können. Der Mensch ist nicht mehr erforderlich, kann jedoch optional eingreifen. Das System bewältigt auch Notfallmanöver, sofern die Rahmenbedingungen vorher festgelegt wurden. Voraussetzung ist eine genau kartierte Umgebung mit stabilen Verkehrsbedingungen.
Laut eigenen Angaben hat Waymo seit 2022 über 16 Mio. km autonom zurückgelegt und die sechste Fahrzeuggeneration eingeführt. Diese basiert auf einer Plattform von Geely-Tochter Zeekr und soll ab 2025 in höheren Stückzahlen zum Einsatz kommen.
Das Unternehmen kooperiert mit Uber, fährt dessen Kunden in ausgewählten Städten und ist seit 2024 auch in Google Maps integriert. Eine von Bloomberg veröffentlichte Schätzung geht von einem Jahresumsatz von rund 50 Mio. US-$ im Robotaxi-Geschäft aus.
Ein Markteintritt in Europa ist von Waymo derzeit nicht konkret geplant. Laut Aussagen des Unternehmens liege der Fokus auf dem Ausbau bestehender US-Standorte sowie auf regulatorischer Stabilität. Europäische Städte würden „langfristig evaluiert“, ein konkreter Zeitplan oder Pilotversuch existiert nicht.
Tesla plant laut CEO Elon Musk ab dem 22. Juni 2025 erste Robotaxi-Testläufe in Austin, Texas. Dabei sollen 10 bis 20 Fahrzeuge im Einsatz sein, zunächst mit menschlicher Aufsicht. Einen fahrerlosen Betrieb gibt es bislang nicht. Das Full Self-Driving (FSD) System von Tesla entspricht nach Einschätzung der US-Behörden weiterhin Level 2 und erfordert die ständige Aufmerksamkeit der Fahrer:innen.
Tesla hat nach eigenen Angaben mehr als 7 Mio. Fahrzeuge mit FSD-Hardware ausgeliefert. Das Unternehmen setzt ausschließlich auf Kameras und vermeidet Lidar- oder Radar-Technologie. Die Softwareentwicklung basiert auf neuronalen Netzen und einer proprietären Trainingsinfrastruktur. Bislang fehlt jedoch eine behördliche Zulassung für vollständig autonomes Fahren ohne Aufsicht.
Für Europa nennt Tesla keinen verbindlichen Termin für die Einführung von Robotaxis. Laut Unternehmenspräsentationen ist ein globaler Rollout nach erfolgreichen Tests in den USA vorgesehen. Elon Musk betonte mehrfach, dass „lokale Regulierungen“ den Zeitplan in Europa maßgeblich bestimmen würden. Auch die FSD-Software ist in der EU nur eingeschränkt verfügbar und befindet sich regulatorisch noch in der Bewertung durch Behörden.
Während Waymo bereits Einnahmen im Segment generiert, macht Tesla derzeit keinen Umsatz mit Robotaxis. Die Erträge aus FSD-Lizenzen fließen in die Bilanz des Segments „Automotive software & services“, sind jedoch nicht separat ausgewiesen. Analyst:innen sehen in Teslas Ansatz potenzielle Skalenvorteile, weisen jedoch auf regulatorische Unsicherheiten und technische Herausforderungen hin.
Beide Unternehmen verfolgen unterschiedliche Strategien: Waymo setzt auf einen konservativen, infrastrukturbasierten Ansatz mit festgelegten Betriebszonen und teurer Hardware. Tesla verfolgt eine skalierbare Massenlösung mit günstiger Hardware und softwarebasierter Autonomie. Ein direkter Vergleich ist aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsstände nicht möglich.
Foto: Sora Ki