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Julia Näder wuchs auf der schönen Insel Sylt auf, deren einzigartige Natur sie früh für den Schutz von Umwelt und Ressourcen sensibilisierte. Diese Haltung prägt ihre Arbeit bis heute: Als Investorin entwickelt sie nachhaltige Konsumgütermarken. Ihr jüngstes Projekt ist die Naturkosmetikmarke Nui Cosmetics.
Es gibt Menschen, die wissen früh, was sie wollen. Julia Näder gehört dazu: Sie wollte unternehmerisch aktiv werden und nachhaltige Projekte vorantreiben. Diese Motivation hat ihre Wurzeln in ihrer Kindheit auf Sylt: „Ich war immer von Natur und Tieren umgeben“, erzählt sie. Am Strand lagen früher keine Plastikflaschen – heute fischt man beim Kinder-Kutter-Angeln mehr Müll als Seesterne aus dem Wasser, sagt sie.
Dazu kommt ihr familiärer Hintergrund: Näders Vater Hans Georg ist Vorsitzender des Verwaltungsrats von Ottobock, einem global tätigen Unternehmen, das führend in den Bereichen Prothetik, Neuro-Orthetik und Exoskeletten ist, und Enkel des Firmengründers. „Es hat einen hohen sozialen Impact“, sagt sie über das Unternehmen. „Und ich wollte immer etwas machen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“
Julia Näder investiert in Unternehmen – oft solche, die nachhaltige Produkte anbieten, sich aber am Markt schwertun – und optimiert die internen Prozesse, um „mehr Impact“ zu generieren. Drei solche Ventures hat sie in den letzten drei Jahren erfolgreich gestartet; und alle, so Näder, seien heute profitabler und größer als davor.
2021, während ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre, gründete sie eine Marketingagentur, mit der sie bis heute Unternehmen berät – von Websites über Shopify-Accounts bis zur Markenstrategie. So kam sie auch zu ihrem ersten Projekt: Dem Unternehmen Biobaula, einem Hersteller von nachhaltigen Reinigungsmitteln in Tab-Form, half sie bei Marketing-Aktivitäten, doch das Unternehmen schlitterte in die Insolvenz. Näder kaufte es und zog nach München, um den Gründer zu unterstützen. „Aber die Insolvenz hat ihn mitgenommen“, sagt sie. Der Gründer stieg aus. Näder blieb – und skalierte das Geschäft laut eigenen Angaben innerhalb von drei Monaten von 10.000 auf 250.000 € Umsatz. Heute hat Biobaula Kunden in der Europäischen Union und darüber hinaus – das Unternehmen produziert biobasierte Reinigungsmittel für andere Marken, darunter große Konzerne wie KWC aus der Schweiz. Es gewann den European Green Award und wurde 2024 und 2025 zur „Green Brand Germany“ gekürt.
„Ich vergleiche meine Arbeit mit einer Welle: Ich fange klein an und werde immer größer und stärker“, so Näder. Mit den Erträgen von Biobaula schloss sie 2024 den nächsten Deal ab und übernahm Seifenbrause, einen Hersteller von veganer Seife. Noch im selben Jahr stieg sie bei ihrem neuesten Projekt ein: bei Nui Cosmetics, einer Marke für dekorative Naturkosmetik. Wieder war die Gründerin gezwungen, Insolvenz anzumelden. „Ich schaue mir natürlich mit meinem Team die Zahlen an, bevor ich einsteige. Alle haben mir davon abgeraten, Nui zu übernehmen“, erzählt Näder. Kleine Kosmetikunternehmen seien oft nicht profitabel; erst ab einer gewissen Größe rentiere sich das Geschäft. „Mein Bauchgefühl sagte mir aber, dass das was werden könnte – und schließlich hat mein Bauchgefühl gegen die Zahlen gewonnen“, sagt sie. Heute betreibt Näder alle drei Unternehmen unter einem Dach von ihrer Wahlheimat Berlin aus.
Nui produziert dekorative Naturkosmetik und ist somit in einem Bereich tätig, in dem es noch wenige etablierte Marken gibt. Die Gründerin habe sich viel Mühe mit den Produkten gegeben, sagt Näder. Die Wirkstoffe basieren auf natürlichen Inhaltsstoffen und werden in Deutschland produziert. „Ich wollte Kosmetik, die natürlich und trotzdem hochwertig ist“, so Näder. „Frauen sollen kein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie die Produkte benutzen.“
Konsumenten gehen davon aus, dass Bio-Produkte teuer sind oder eine schlechte Qualität haben. Ich möchte zeigen, dass das nicht so sein muss.
Julia Näder
Wie schon seit ihrer Kindheit treibt Näder auch heute noch das Thema Nachhaltigkeit an. „Ich möchte eine Unternehmerin sein, die Impact erzielt“, sagt Näder. Weniger Plastik, weniger toxische Inhaltsstoffe, weniger Greenwashing – das sollen ihre Ventures in den jeweiligen Märkten bewirken. Sie sieht sich als Botschafterin für nachhaltigen Konsum. „Konsumenten gehen davon aus, dass Bio-Produkte teuer sind oder eine schlechte Qualität haben. Ich möchte zeigen, dass das nicht so sein muss“, sagt sie.
Für 2026 plant Näder, ihre Reichweite zu vergrößern. Sie möchte ihre Social-Media-Präsenz ausweiten, Bildungsprojekte anstoßen – und neue Kooperationen starten. „Ich bin grundsätzlich eine sehr neugierige Person und deshalb immer auf der Suche nach dem nächsten neuen Ding; nach Möglichkeiten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen“, sagt sie.
Als Kind auf Sylt hat Näder gesehen, wie sich die Strände verändert haben. Als Unternehmerin will sie etwas dagegen tun. „Unsere Generation kann gestalten“, sagt sie. „Wir können die Zukunft verändern. Wir müssen es einfach machen!“
Text: Forbes-Redaktion
Foto: Christopher Neumann