Schlag auf Schlag

Franz R. Pasler und Sebastian Suppan haben im historischen Dianabad ein Ruderstudio eröffnet, interpretieren das Konzept aber als eine völlig neue Form von Fitness: Kunst und hochwertige Geräte sollen ein einzigartiges Trainingserlebnis schaffen. Forbes durfte das Bad eine Woche vor der Eröffnung besuchen und die beiden Row-Inc.-Gründer interviewen.

Seit 2020 steht das Dianabad im zweiten Wiener ­Gemeindebezirk leer. Die Piratenfiguren grinsen von oben auf die leeren Becken ­herunter, die Plastikpalmen stehen still, ­manche von ihnen haben ­Blätter ver­loren, fast als wären sie echt. Die Rutschen wirken eher wie Brücken; das Becken, in dem sich früher Kinder haben treiben lassen, ­mutet wie ein Labyrinth an. Die Spinde ­wecken Kindheitserinnerungen. In der leeren Schwimmhalle hallt ­jeder Schritt.

Seit Kurzem herrscht im Bad aber wieder reges Treiben: Seit dem 5. Mai sind seine Türen wieder für Publikum offen – Wasser fließt aber immer noch keines: Franz R. Pasler und Sebastian Suppan, zwei Wiener Unternehmer, haben hier ein Row-Fitnessstudio eröffnet. Viele Elemente des Bads haben sie bewusst unverändert gelassen: Es sind dieselben Spinde (und die dazugehörigen Bänder), Duschen, WCs und Drehkreuze. „Wie ikonisch ist das?“, sagt Pasler und drückt auf einen der alten höhenverstellbaren Föhns (wie sie in vielen Wiener Bädern vorzufinden sind), der daraufhin aufheult. Freilich mussten sie viel renovieren und pragmatische Lösungen finden: Neben den Duschen stehen Warmwassertanks, denn sonst hätte die stillgelegte Schwimmbadtechnik im Untergeschoss wieder instand gesetzt werden müssen, um warmes Wasser zu gewährleisten – was wirtschaftlich nicht möglich ­gewesen wäre. Für ­hochwertiges ­gefiltertes Trinkwasser bestehen Partner­schaften mit Culligan und Waterdrop, die Möbel hat ­Thonet zur ­Verfügung gestellt. Und ­einen ­großen Unterschied zu früher gibt es noch: Im Hauptbecken stehen jetzt 20 Rudermaschinen mit dem ­dazugehörigen Equipment und Trainings­matten.

Die Geräte, erklärt uns ­Pasler, werden bevorzugt von Ruder-­Nationalteams verwendet. Zwölf ­davon wurden individuell angepasst, weil das Becken schräg ist. Vor den Rudermaschinen steht ein gewaltiger Screen, der die Trainierenden mit eigens entwickelter Software begleitet. Die 45-minütigen Trainingseinheiten gehen aber über ­reines Rudern hinaus. „Es ist ein Full-Body-Workout, das außerdem in einer Gruppe stattfindet“, so Pasler. Neben dem Rudern werden Kraftübungen absolviert. Nachdem Rudern aus einem anspruchsvollen, aber schonenden Bewegungsablauf besteht, ist der Sport für alle Altersklassen und Fitnesslevels geeignet.

Und: Auch die Umgebung soll die Trainierenden dabei unter­stützen, alles zu geben. Nicht nur die Location spielt hier eine Rolle – von der Decke und an den Wänden hängen zudem Kunstwerke von Clemens Wolf, Michael Ornauer und Aljoscha, die Suppan speziell für das Gym kuratiert hat. „Rudern und Kunst sind beide mit Eintritts­barrieren belegt. Wir brechen das auf“, so Suppan. „Durch unsere verschiedenen Hintergründe denken wir beide Themen komplett neu.“

Pasler und Suppan sind eigentlich Quereinsteiger in der Fitnessbranche. Der 37-jährige Pasler ist gemeinsam mit seinem Vater Gründer und Managing Partner von Pasler & Partner, einer Advisory Boutique für Hospitality und Real Estate. Suppan, 34, leitet die Suppan Gallery, die er 2022 gegründet hat, und ist auch in der von seinem Vater gegründeten Galerie Martin Suppan tätig. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren über einen gemein­samen Freund. „Wir sind zwei sportliche Typen“, beschreibt Suppan ihre Freundschaft. „Wir gehen gerne gemeinsam Rad fahren oder laufen. Und jedes Mal, wenn wir irgendwo sind, schauen wir uns um und testen Konzepte.“

Im November 2022 ­besuchten sie in Amsterdam Freunde – und stießen auf ein Ruderstudio. „Wir waren begeistert davon“, erinnert sich Suppan. „Wir sind rausgegangen mit einem großen Grinsen und haben uns vor­genommen, in Wien auch so ein ­Studio zu besuchen.“ Doch in Wien gab es nur Rudervereine, deren Trainings an der Donau stattfanden. Ein Ruderstudio in der Stadt gab es nicht. In ihrer Recherche merkten Suppan und Pasler außerdem, dass es in ganz Europa nur eine Handvoll Studios mit ähnlichen Kon­zepten gibt. Suppan: „In Amerika ist das schon weiter etabliert. Hier mussten wir es selbst in die Hand nehmen.“

Das Dianabad blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das erste Dianabad (an der Oberen Donaustraße) wurde berühmt für die Konzerte, die dort aufgeführt wurden – unter anderem mit Johann Strauss’ „An der schönen blauen Donau“, das dort uraufgeführt wurde. Nach mehreren Umbauten und Standort­wechseln eröffnete das vierte und heutige Dianabad im Jahr 2000 in der Lilienbrunngasse. Hinter der Betreibergesellschaft steckten die Uniqa und die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, die beide ihre Zentralen in der Nähe haben und ihren Mitarbeitern die Eintrittskarten billiger zur Verfügung stellten. Nach 20 Jahren wurde der Betrieb 2020 eingestellt. Laut der Stadt Wien waren die Sanierungs- und Instandsetzungskosten zu hoch, um den Betrieb wieder aufzunehmen. Mehrere Versuche, das Bad anderweitig zu nutzen – als Boulderhalle, Fitnessstudio oder Veranstaltungslocation – waren bisher gescheitert. Bis Pasler und Suppan kamen.

Sie starteten im Jänner 2024 ­einen ersten Test in Suppans Galerie. „Wir haben die Idee extrem schlank und effizient gestartet“, ­erklärt ­Pasler. „Sieben Ruder­maschinen, eine Soundbox und ein Beamer“ – viel mehr brauchte es ­zunächst nicht. Nach einer drei­wöchigen Testphase mit Freunden und Familie ging das Pop-up-Studio an die Öffentlichkeit. Der Erfolg überraschte die Gründer: „Wir waren innerhalb kürzester Zeit aus­gebucht und konnten es kaum glauben.“

Nach dem erfolgreichen Start in der Galerie zog Row Inc. im Oktober 2024 in eine zweite, größere Pop-up-Fläche im ersten Bezirk, bevor es schließlich im Mai 2025 im Dianabad landete.

Pasler hatte durch seine Immobilienarbeit Kontakte zur Immobi­lienabteilung von Raiffeisen. „Im Rahmen eines Gesprächs habe ich dieses Thema angesprochen“, erzählt er. Er spürte eine Offenheit und auch, wie er sagt, „einen gewissen Hunger nach einer Lösung, nach einer Nutzung für diesen Raum“.

Das entscheidende Argument: Pasler und Suppan boten den Eigen­tümern eine Lösung ohne Risiko. Die beiden finanzierten die wenigen Umbauarbeiten aus eigener Tasche, was sie dazu zwang, ­effizient zu arbeiten. Die Kombination aus unternehmerischem Geist, Leidenschaft für das Konzept und der Tatsache, dass beide aus dem gemeinsamen Netzwerk bereits ­bekannt waren, überzeugte die Eigentümer, erzählt Pasler.

Was die Finanzierung betrifft, ist das Unternehmen zu 100 % bootstrapped, so Pasler. „Jeder Euro, der hier drinsteckt, kommt aus unserer eigenen Tasche“ – keine Bankkredite, keine Investoren. Die hochpreisigen Rudergeräte konnten sie sich leisten, indem sie die Marken­partnerschaft für Österreich übernahmen. Sie seien ab jetzt also gleichzeitig Vertriebspartner in ­Österreich für die Firma, die die Trainingsgeräte herstellt, so Pasler.

Das Geschäftsmodell basiert auf Einzelstunden und Paketen, die online über die Buchungsplattform Eversports erworben werden können. „Das beginnt bei einer Intro-Session“, erklärt Suppan. Nach dem Schnuppern können Ruderbegeisterte 5er-, 10er-, 20er- und 50er-Pakete kaufen. Aktuell bietet das Studio etwa sechs Sessions pro Tag an, beginnend um 6:30 Uhr und endend um 21:00 Uhr. Langfristig planen die Gründer, das Angebot auszu­weiten – insbesondere um Mittagsklassen für die Mitarbeiter um­liegender Unternehmen anbieten zu können.

Die Qualität steht dabei im Vordergrund: „Für uns sind die zwei wichtigsten Dinge im ­Unternehmen gesundes ­eigenfinanziertes Wachstum und operative Exzellenz“, betont Pasler. Mittlerweile ­verfügen sie über einen Pool von mehr als zehn Trainern, die alle profes­sionelle Ruderer und/oder Sport­wissenschaftler sind. „Uns ist es wichtiger, es langsamer anzugehen und die Qualität hochzuhalten, als schnell zu expandieren und dabei in Kauf zu nehmen, dass die Qualität leidet“, sagt Suppan.

Trotz konservativer Planung sind die beiden zuversichtlich. „Wir waren mit sechs Ruder­geräten schon profitabel und gehen auch davon aus, dass wir mit 20 Ruder­geräten erfolgreich sein werden“, sagt Pasler. Das Ziel für das nächste Jahr (das Gründerduo möchte sich nicht auf einen genauen Zeitplan festlegen) ist, das Konzept erfolgreich in der Breite zu etablieren.

Nach unserem Gespräch ­dürfen im Rahmen eines Launch-Events die ersten Gäste das Bad ­betreten und die ­Rudermaschinen testen. Henry Murray, einer der Waterdrop-Gründer und ein guter Freund von Suppan und Pasler, ist unter den Gästen.

Die Piratenfiguren grinsen ­immer noch von oben herab. Das Bad ist aber mit neuem Leben gefüllt.

Franz R. Pasler (37) ist Managing Partner bei Pasler & Partner, einer Advisory Boutique für Hospitality und Real Estate. Sebastian Suppan (34) gründete 2022 die Suppan Gallery und leitet auch die von seinem Vater gegründete Galerie Martin Suppan. 2024 gründeten die Freunde Row Inc.

Fotos: Gianmaria Gava

Erik Fleischmann,
Redakteur

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