SCHLAUES SYSTEM

Die Energiewende betrifft nicht nur Haushalte oder den Verkehr – sondern vor allem auch die Industrie. Das Start-up Enit Systems bietet eine Lösung an.

Die Energiewende betrifft laut Hendrik Klosterkemper so gut wie alle Branchen. Der CEO des Start-ups Enit Systems aus Freiburg sieht vor allem die Industrie mit ­hohen Energiekosten konfrontiert, denn ­diese verursacht in Deutschland 40 % des gesamten Stromverbrauchs. „Industriebetrieben sollte es möglichst einfach gemacht werden, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen, regenerativ zu erzeugen und sinnvoll in das Gesamtsystem eingebunden zu sein, denn nur dann schaffen wir es hin zu einer vollständig regenerativen Struktur, die die gleiche Versorgungssicherheit an Energie bereitstellt“, sagt Klosterkemper. Er ist einer der vier Gründer (neben Pascal Benoit, im Bild ganz re., Simon Fey, 2. v. re., und Kai Klapdor, ganz li.) von Enit Systems, das 2014 als Spin-off des Fraunhofer-­Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg gegründet wurde.

Ihre Lösung, um ­Energiekosten zu reduzieren und ­regenerative Versorgungssicherheit zu ermöglichen: der „Enit Agent“. Dabei handelt es sich um eine autark lauffähige, dezentrale Kombination aus ­Hardware- und Softwarekomponenten, die in etwa die Größe eines Schuhkartons hat. Diese wird dem Kunden zugeschickt, der damit in der Lage ist, seine Energiedaten in Echtzeit zu messen und zu visualisieren. Enit Systems wertet diese ­Daten aus und gibt dem Kunden weitere Handlungsempfehlungen – wo das System zu optimieren ist und wo noch Energie gespart werden kann.

Dem CEO zufolge hebt sich Enit Systems in drei Punkten von ­anderen Plattformen ab. „Unser wichtigster USP ist die einfache und schnelle Implementierung in das Energiesystem der Kunden. Außerdem ist der Enit Agent interoperabel, sprich: auf sämtlichen Energie­systemen (Strom, Wärme, Gas, Dampf etc., Anm.) anwendbar. Zudem erzielt die Auswertung eine sehr hohe Datengenauigkeit, die eine verbesserte ­Effizienzanalyse ermöglicht“, so Klosterkemper.

Laut dem CEO konnte ein deutscher ­Lebensmittelhersteller mithilfe des Enit Agent den jährlichen Energieverbrauch um 230 tkWh ­(= 230.000 kWh = Kilowattstunden, Anm.) reduzieren und dadurch 40.000 € einsparen.

Aktuell setzen rund 200 Industriebetriebe aus der DACH-­Region auf den Enit Agent – wobei der Großteil aus KMU besteht, die einen Mindestenergieverbrauch von ­einer Giga­wattstunde pro Jahr haben. Doch auch größere Unternehmen wie etwa der ­Onlineversandhändler ­Zalando und der Heiztechnik­hersteller Viessmann setzen auf die ­Edge-Computing-Lösung. Insgesamt schätzt Klosterkemper, dass es im DACH-Raum 55.000 KMU im produzierenden Bereich gibt – reichlich Potenzial also für Enit Systems, um rasch weiterzuwachsen. Enit Systems hat sich das Ziel gesetzt, nicht nur die Energiekosten der Industriebetriebe um 5 bis 20 % – im Schnitt um 8 % – zu reduzieren, sondern auch den Anteil der regenerativen Energieerzeugung in diesen Betrieben bis 2025 um 50 % zu steigern.

Damit hat Enit Systems nicht nur ökonomische Aspekte im Auge. „Unsere Vision ist es, als Unternehmen die erfolgreiche Integration von ökonomischen, ökologischen und sozialen Interessen zu demonstrieren.“

Dieser Artikel ist in unserer Juli/August-Ausgabe 2019 „Smart Cities“ erschienen.

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