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Wondermind, das von Selena Gomez, ihrer Mutter Mandy Teefey und Unternehmerin Daniella Pierson gegründete Mental-Health-Startup, hat fast zwei Drittel seiner Belegschaft entlassen. Neun der 15 Angestellten verloren am Montag ihren Job – nur zwei Tage nachdem Forbes über massive finanzielle Probleme im Unternehmen berichtet hatte.
Das Unternehmen wurde vor vier Jahren gegründet, mit dem Ziel, mentale Gesundheit durch Inhalte wie Podcasts, Interviews und Artikel stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Es war ein persönliches Projekt: Gomez hatte 2020 öffentlich gemacht, dass sie an einer bipolaren Störung leidet. Doch der Idealismus stieß offenbar auf wirtschaftliche Realität.
Laut mehreren Mitarbeitern konnten in den letzten Wochen weder Gehälter noch offene Rechnungen an Freelancer und Dienstleister bezahlt werden. CEO Mandy Teefey erklärte in einem internen Meeting, dass sie sogar einen Kredit auf ihr Haus aufgenommen habe, um das Unternehmen über Wasser zu halten.
Ein Unternehmenssprecher erklärte am Wochenende gegenüber Forbes, man habe die Situation „bereinigt“ und werde sämtliche Schulden am Montag begleichen. Am selben Tag wurden dann fast alle Beschäftigten in Einzelgesprächen über ihre Entlassung informiert. Laut einem Insider wurde ihnen zugesichert, dass sie bis einschließlich 12. Mai bezahlt würden, mit zusätzlich zwei Wochen Abfindung. Eine ausstehende Gehaltszahlung vom 30. April sei am Montag erfolgt. Noch offen ist die Rückerstattung von Krankenversicherungsbeiträgen, die Mitarbeiter zuletzt aus eigener Tasche zahlen mussten.
Wondermind wollte sich nicht zu den Entlassungen äußern und verwies auf eine frühere Stellungnahme, in der von „Wachstumsschmerzen“ die Rede war – wie sie viele Startups erleben würden. Die Trennung habe nichts mit den Aussagen mehrerer Angestellter gegenüber der Presse zu tun, betonte die Firma. Teefeys Büro ließ verlauten, sie sei „ausschließlich darauf fokussiert, die Arbeitsplätze zu sichern und das Unternehmen weiterzuentwickeln“.
Von Selena Gomez selbst gab es keinen Kommentar. Sie ist zwar offiziell Chief Innovation Officer, aber laut einem aktuellen Mitarbeiter kaum in die operative Arbeit eingebunden. In drei Jahren soll sie das Team nur ein einziges Mal getroffen haben. Ein Sprecher widerspricht dem energisch.
Bereits Ende März begannen die finanziellen Probleme offen zutage zu treten: An einem Freitag blieb erstmals das Gehalt aus. Am selben Tag informierte Teefey per Mail, dass der Versicherungsanbieter Sequoia – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen VC-Firma – bereits zwei Wochen zuvor sämtliche Leistungen gekündigt hatte. Als Grund nannte sie verzögertes Investorengeld. Eine angeblich bevorstehende Series-B-Finanzierungsrunde kam offenbar nie zustande.
Wondermind hatte 2022 rund 5 Mio. US-$ eingesammelt, unter anderem von Serena Williams’ VC-Firma, Lightspeed Ventures und der Familie des Immobilienmilliardärs Barry Sternlicht. Das Unternehmen wurde damals mit rund 100 Mio. US-$ bewertet. Sequoia Capital, das laut Pitchbook ebenfalls investiert haben soll, dementierte eine Beteiligung.
Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet, dass Wondermind seit 2023 versuche, neues Kapital zu bekommen – ohne Erfolg. Teefey habe Mitte 2023 erklärt, dass sie und Gomez bis dahin bereits 8 Mio. US-$ eigenes Geld in das Projekt gesteckt hätten.
Nach der erneut ausgebliebenen Gehaltszahlung am 30. April gab Teefey im Teammeeting bekannt, dass sie ihr Haus beleihen musste, um ausstehende Schulden zu begleichen. Zwei Angestellte bestätigen, dass unter anderem eine PR-Agentur auf 60.000 US-$ wartet.
Gomez, die laut Forbes ein Vermögen von 700 Mio. US-$ besitzt – vor allem durch ihren Anteil an der Kosmetikmarke Rare Beauty –, hat derzeit andere Prioritäten: 40 Folgen „Only Murders In The Building“, ein Golden-Globe-nominierter Film, eine neue Verlobung mit Benny Blanco und das siebte Album.
Text: Jemima McEvoy
Foto: Wikimedia Commons