SILOS AUFBRECHEN

Das globale Gesundheitssystem demokratisieren und nachhaltiger gestalten – nicht weniger hat sich das Schweizer Health-Tech-Unternehmen Sophia Genetics als Ziel gesetzt.

Das in Lausanne ansässige Health-Tech-Unternehmen Sophia Genetics sammelt Daten von Krankenhäusern und stellt sie ihnen wieder in gebündelter Form zur Verfügung – damit möchte CEO Jurgi Camblong „Informations­silos aufbrechen“: „Mit den ausgewerte­ten Daten kann das Gesundheits­personal Krankheiten besser und schneller diagnostizieren. Gleich­zeitig wird dabei ein gesicherter Wissensaustausch ermöglicht.“

Zusammen mit Pierre Hutter und Lars Steinmetz gründete er 2011 Sophia Genetics, nachdem er seinen PhD in Molekularbiologie an der Universität Genf absolviert hatte und nach einem Forschungs­projekt an der Universität Oxford in die Schweiz zurückkehrte.

Konkret analysiert bei Sophia Genetics eine künstliche Intelligenz komplexe genomische (Gesamtheit der DNA) und radiomische (medizinische Bildverarbeitung) Daten von mittlerweile fast 1.000 Krankenhäusern weltweit höchst präzise auf klinischem Niveau. Ärzte und Wissenschaftler nutzen die Ansammlung der Informationen auf der Plattform „Sophia KI“ vor allem in den Bereichen Onkologie und seltene Krankheiten.

Bisher sind laut Camblong mithilfe der Sophia-KI rund eine halbe Million Patienten diagnostiziert worden. Auch bei klinischen Studien wird sie angewendet: So können anhand der Informationen, die Sophia bereitstellt, geeignete Testpatienten für die Studien ausgesucht werden – was die Präzisionsrate solcher Studien laut Camblong erhöht.

Die Entwicklung des Unternehmens spricht für sich: Erst im Vorjahr konnte das Unternehmen in einer Serie-E-Finanzierungsrunde 77 Millionen US-$ von namhaften Investoren wie Generation Investment Management (vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitgegründet) einsammeln; insgesamt beläuft sich die Summe auf mittlerweile 144 Millionen US-$. Auch kann das Schweizer Unternehmen seit dem Launch der KI-Plattform im Jahr 2014 auf ein jährliches Umsatzwachstum von rund 100 % blicken – doch damit nicht genug: Erst 2018 expandierte Sophia Genetics in die USA, wo das Unternehmen nun neben seiner Zentrale in Lausanne seinen zweiten Sitz in Boston hat. „Die USA ist der nächste große Markt für uns“, so Camblong.

Doch nicht nur wirtschaftliche Erfolge kann sein Unternehmen, das derzeit 990 Krankenhäuser in 82 Ländern vernetzt und 350 Mitarbeiter aufweist, seit seinem Bestehen für sich verbuchen: 2017 listete das Wissenschaftsmagazin MIT Technology Review Sophia Genetics unter den „50 smartesten Unternehmen weltweit“. Für Camblong ist das nicht nur eine Anerkennung für sein Lebenswerk, wie er sagt, sondern auch ein Zeichen, dass er seiner Vision Schritt für Schritt näher kommt.

Text: Kevin Chi
Foto: Sophia Genetics

Der Artikel ist in unserer Jänner-Ausgabe 2020 „Radical Change“ erschienen.

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